Wandern in den Bergen ist für uns eine sehr schöne Variante die Ferien zu verbringen, aber wenn die Aussicht fehlt, macht es nicht wirklich Spass. Mein Mann schleppt allen Widrigkeiten zum Trotz wie immer seine Kamera und eine Reihe von Objektiven mit, Verwendung fanden sie am heutigen Tag noch kaum. Der Rucksack hat glücklicherweise auch noch Platz für ausreichend Wasser und alles, was es braucht für ein Picknick bei einer mehrstündigen Wanderung. Der Nebel hat sich etwas verzogen und wir machen eine Pause. Wir könnten etwas Energie brauchen, also packe ich das Schoggi-Stängeli aus der Jackentasche und teile die weiche Masse mit meinem Mann. Wir geniessen das süsse Bitter mit geschlossenen Augen, viel zu sehen gibt es eh nicht. Als ich die Augen wieder öffne, sehe ich, dass das Schoggi-Papier am Boden liegt, der Wind hat es wohl entführt. Ich will es pflichtbewusst aufnehmen und sehe, wie sich Ameisen über die klebrigen Reste am Alu hermachen. Offenbar wurde die Nachricht eifrig im Staat verteilt: eine richtige Strasse bildet sich in Richtung Minischlaraffenland. Das Alu ist zu sperrig, um in den Bau geschleppt zu werden, also wird die Schoggi an Ort und Stelle einverleibt. Die beiden Riesen, die dem Treiben mit Freude und Interesse doch eine ganze Weile zuschauen, werden nicht als Gefahr wahrgenommen. Hätten die Ameisen einen Stammtisch, so wäre das Schoggi Papier an diesem wohl Thema geworden, aber wohl auch bald wieder vergessen. Die Chance auf ein erneutes Schoggi-Wunder ist eher klein. Mein Mann und ich schmunzeln Jahre später immer wieder mit einer schönen Erinnerung, wenn wir auf einer Wanderung ein Schoggi-Stängeli verspeisen.
Franziska Ricklin, Sozialdiakonin Reformierte Kirche
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