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Zurück an die Arbeit, um Risikogruppen zu schützen

Erstellt von Reto Trösch, Volketswil | |   Unsere Zeitung

Die aktuelle Lage ist beängstigend, allerdings mache ich mir keine Sorgen bezüglich Erkältung, Grippe ja vielleicht sogar tödlicher Grippe. Wollen wir das wirtschaftliche Fiasko vermeiden müssen am Montag alle zurück zur Arbeit. Es geht jetzt nicht um mehr oder weniger Gewinn auch nicht um die Banken, es geht um die Existenz ganz vieler KMU und natürlich deren Mitarbeiter. Bis die Coronahilfen bei den Geschädigten ankommen, werden viele schon in finanzieller Notlage sein.

Damit die Gesundheitsversorgung nicht überlastet wird sollen die Risikogruppen möglichst zuhause bleiben und sich freiwillig mit einem beschränkten Ausgehverbot belegen (Sonne tanken muss möglich sein). Es kann nicht sein, dass stattdessen die ganze wenig tangierte Bevölkerung weggesperrt und alles lahmgelegt wird. Wie kann man den Kindern nur so etwas antun, obwohl man weiss, dass sie gesundheitlich nichts zu befürchten haben? Das Wort Solidarität welches ich unterdessen so gerne habe wie die Floskel «zum Wohle des Kindes» braucht es dann halt trotzdem, also nicht das Wort oder den solidarischen Angstzustand, sondern die Solidarität, wenn es darum geht die Risikogruppen mit allem Nötigen zu versorgen. Wenn wir aber unseren Eltern die Einkäufe erledigen und die Nichtrisikogruppen auf Coop@home und LeShop verzichten kann schon ein grosser Teil abgedeckt werden. Pflegebedürftige Menschen können, wenn alle an der Arbeit sind auch besser betreut werden und die Betreuer wissen sich professionell zu schützen.

Die Schweiz hat meiner Meinung nach die Vorbildfunktion (für die umliegenden Länder) nicht wahrgenommen. Obwohl man einige Wochen Vorbereitungszeit hatte und die Risikogruppen bereits bekannt waren hat man immer nur reagiert und damit zur allgemeinen Panik beigetragen. Die Aktionen waren dann meist nur ein Folgen der Massnahmen unserer Nachbarstaaten und somit unumgänglich. Die Medien, insbesondere Blick, 20min aber auch viele andere stehen in der Verantwortung mit den stündlichen Panikmeldungen. Erster Toter in Belgien (90 – chronisch krank), erster Toter in Neuenburg (78 mit Vorerkrankung) usw. Solche Meldungen sind absolut irrelevant und müssen abgestellt werden. Die Medien sind sich ihrer Verantwortung überhaupt nicht bewusst. Braucht es eine Einschränkung der Pressefreiheit? Man hätte gestern auch schreiben können: weniger Todesopfer in Italien (als am Vortag) aber nein man addiert einfach jeden Tag damit die Zahl gross und grösser wird. Verglichen mit den 25'000 Grippetoten in Deutschland (Saison 2017/18) relativieren sich die Zahlen dann wieder. Auch das Tagebuch von Patient Nr. 3 von Basel könnte den Leuten die Angst nehmen oder der Bericht des Arztes welcher das italienische Paar in Innsbruck behandelt hat. Aber diese Meldungen gehen unter. Die Situation in Italien ist schlimm, wenn wir uns hier (solidarisch) verbarrikadieren hilft es aber leider auch nicht weiter.

Den Virus aushungern zu können scheint mir nicht realistisch, wenn ich an Drittweltländer denke, wo sich die Leute am Morgen überlegen wie und wo sie etwas zum Essen finden und hygienische Massnahmen gar nicht möglich sind. Wer kann in unserem Land den kollektiven Panikzustand durchbrechen und die Leute wieder zur Normalität zurückführen damit die Schweiz wieder eine Vorbildfunktion hat und nicht vom schon viel zu lange währenden Sicherheitswahn (auch schon in der Vorcoronazeit) blockiert bleibt?

Reto Trösch, Volketswil

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Kommentare (2)

  • w.klee@2wire.ch
    am 24.03.2020
    Ich bin sehr einverstanden damit, dass existenzielle Sicherheit und gesundheitliche Lebensqualität zu den absolut prioritären Geboten der Stunde gehören, und dass existenzielle Sicherheit auch die wirtschaftlichen Komponenten (Verfügbarkeit von Gütern und Geldmittel für den Kauf dieser Güter) umfassen. Wenn hierbei Zielkonflikte auftreten, ist nach ethischen Kriterien eine Priorisierung vorzunehmen. Priorisierung bedeutet aber nicht, die "zweite Priorität" einfach zu vernachlässigen.
    Für die aktuelle Corona-Problematik heisst das, den Spagat eines Erreichens zweier konkurrenzierender Ziele schafften zu müssen. Und das schafft man nicht, indem man eines der beiden Ziele verharmlost oder zur Bedeutungslosigkeit diskreditiert.
    Im Klartext : das Corona-Problem ist akut, und das von Herrn Trösch angesprochene wirtschaftliche Problem ebenfalls.
    Raffen wir uns also auf, gemeinsam mit Zuversicht und kreativem Geist beide Probleme zu lösen!
    • r.troesch@troesch-ag.ch
      am 24.03.2020
      Sehr geehrter Herr Klee
      Offensichtlich schätze ich die Gefahr, welche vom Coronavirus ausgeht, nicht gleich ein wie sie. Ihre diesbezüglich andere Meinung, welche ich natürlich akzeptiere, hat bei ihnen offensichtlich den Eindruck erweckt, dass ich falsch priorisiert habe. Hoffen wir, dass die Geschichte für möglichst viele ein akzeptables Ende finden möge.
      Freundliche Grüsse
      Reto Trösch