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Wie Frauen Volketswil prägten

Erstellt von Majken Grimm | |   Unsere Zeitung

Bevor die Schweiz für sie das Wahlrecht einführte, waren die Möglichkeiten von Frauen beschränkt, sich politisch und gesellschaftlich einzubringen. Anlässlich des Frauentags erzählten drei Rednerinnen, wie Frauen sich im Laufe der Geschichte engagierten und so die Gemeinde prägten.

Das Chappeli, in welchem der Frauentag-Brunch des Offenen Frauenpodiums Volketswil stattfand, diente früher als Schule. Im 19. Jahrhundert sah der Unterricht bei Mädchen anders aus als bei Jungen, denn sie sollten auf das Leben als Hausfrau vorbereitet werden. Der Nähunterricht, welcher im Chappeli ab 1877 stattfand, war schlecht organisiert. Engagierte Frauen setzten sich für eine bessere Bildung der Mädchen ein. In Hegnau, Gutenswil und Volketswil schlossen sie sich zu Frauenvereinen zusammen. Als das Bewusstsein für Hygiene anstieg, entstand die Idee für den Hauswirtschaftsunterricht. Kochen, Waschen und Putzen sollte obligatorisch gelernt werden. Wieder waren es Frauen, die sich dafür einsetzten: Ab 1924 bildete sich zu diesem Zweck die Frauenkommission in Volketswil. Zu Beginn fand der Unterricht jedoch in Zürich statt, denn die erste Schulküche auf dem Gemeindegebiet gab es erst 1954 mit dem Bau des Schulhauses Zentral.

Steiniger Weg zum Frauenwahlrecht 

Das erzählte Madeleine Jordi während des Frauentag-Brunchs am Samstag. Die frühere Leiterin der Fortbildungsschule Volketswil recherchierte für das Neujahrsblatt über die Geschichte der Bildung von Frauen. «Wenn man etwas bewirken wollte, musste man zum Frauenverein», sagte sie. Dieser stiess wichtige Neuerungen an wie die Einführung von Kindergärten zur Entlastung arbeitender Frauen und setzte sich auch für die Altenpflege ein. Doch auch wirtschaftlich bewirkten Frauen etwas: Ein Beispiel ist Gerda Spillmann, die in Hegnau aufwuchs und eine international erfolgreiche Kosmetikfirma gründete. Den steinigen Weg bis zum politischen Mitspracherecht erlebte Madeleine Jordi selbst mit, auch wenn sie damals noch nicht in Volketswil wohnte. «Was in der Gemeinde passierte, hat man zu Hause diskutiert. Mein Vater war aber sehr skeptisch, dass Frauen auch in der grossen Politik mitreden sollten.» Auch viele Vereine und Genossenschaften nahmen Frauen nicht auf. 1966 wurde dann die erste Frau Teil der Volketswiler Schulpflege. Es war eine Zeit des Umbruchs und der Emanzipation, die 1971 in der schweizweiten Einführung des Frauenwahlrechts gipfelte. Bald darauf wurde mit Trudi Schär-Schmid die erste Frau in den Gemeinderat gewählt.

Es braucht Engagement

Auch persönliche Anekdoten kamen am Brunch nicht zu kurz. Doris Wichser erzählte, wie sie dem Frauenverein zunächst skeptisch gegenüberstand, weil dieser sehr wohl sie als Pfarrersfrau, nicht jedoch ihre Nachbarin aufnehmen wollte. Liselotte Brütsch dagegen wurde früh Mitglied, weil das für sie eine Selbstverständlichkeit war. Sie erlebte mit, wie in den Sechzigerjahren die ersten Kindergärten in Volketswil entstanden, und verteilte Flugblätter vor der Abstimmung zum Frauenwahlrecht. Doris Wichser, die heute Mitglied der Kirchenpflege ist, sagte: «Es braucht Engagement, ein Einstehen für die eigene Meinung und Vernetzung. Das, denke ich, sollte auch weiterhin unser Leitsatz für die Zukunft sein.» Madeleine Jordi sieht die grössten Herausforderungen von heute in der Umsetzung der integrativen Schule und der Einheitsgemeinde. In der Schulpflege ist der Frauenanteil etwa gleich hoch wie der Männeranteil. Im Gemeinderat ist er noch immer niedriger. 

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