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Wie es um die Artenvielfalt steht

Erstellt von Majken Grimm | |   Unsere Zeitung

Am 9. Juni stimmt die Gemeindeversammlung über die Einzelinitiative zum Schutz der Artenvielfalt ab. Sie sieht vor, einen Rahmenkredit für die Artenförderung bereitzustellen. Doch wie geht es der Artenvielfalt in Volketswil?

Die Verstädterung von Volketswil hat Folgen für die Natur: Offene Flächen wurden versiegelt, Feuchtgebiete trockengelegt, Felder wichen Häusern, und Strassen bilden neue Hindernisse für Tiere. Trotz Erfolgen im Naturschutz sind viele Tierarten auf dem Gemeindegebiet zurückgegangen, wie Beobachtungen der Interessengemeinschaft für Lebensraum und Umwelt (IGLU Volketswil) zeigen. «Spezialisierte Arten sind besonders betroffen», sagt Ernst Kistler, Co-­Präsident des Vereins. «Einige Arten leiden darunter, dass ihr Lebensraum an Fläche verloren hat. Andere kommen mit dem Nutzungsdruck nicht klar.»

Immer weniger Amphibien

Am stärksten war der Rückgang wohl bei den Amphibien. Die Teiche in Volketswils Feuchtgebieten und Kiesgruben waren früher besonders artenreich.Inzwischen sind Kreuz- und ­Geburtshelferkröte sowie Teich-, Kamm- und Fadenmolch nur noch selten anzutreffen. Um ihren Laich abzulegen, sind sie auf naturnahe und gut erreichbare Gewässer angewiesen. Unter den Vögeln verloren besonders die Kulturlandarten an Lebensraum. So verschwand etwa die Feldlerche komplett aus Volketswil. Um ihre Jungen grosszuziehen, benötigt die Bodenbrüterin ungestörte Flächen. Allzu leicht kann sie in dieser Zeit unter einen Traktor geraten.

Auch den Waldlaubsänger hört man nur noch auf dem Durchzug. Er ist auf grosse Buchenwälder spezialisiert. In bewirtschafteten Wäldern wurden viele Buchen durch schnell wachsende Fichten ersetzt. Natürlicherweise kommen diese in Volketswils Höhenlagen nicht vor. Zugenommen haben dagegen Tauben, Elstern und Rabenkrähen. Als Generalisten stellen sie an ihre Nahrung wenig Ansprüche und fressen auch Essensabfälle im Siedlungsgebiet.

Schlechte Vernetzung

Der Artenrückgang wird durch die isolierte Lage vieler wertvoller Lebensräume noch verschärft. René Gilgen, Naturschutzbeauftragter der Gemeinde Volketswil, sieht darin eine der grössten Gefahren für die Artenvielfalt. «Bei isolierten Objekten können sich Extremjahre stärker auswirken», sagt er. Insbesondere im Ackerland brauche es mehr naturnahe Flächen zur ­Vernetzung. Auch die Gärten im Siedlungsgebiet hätten ein grosses Potenzial.

Für die Pflanzenwelt sind invasive Neophyten ein grosses Problem. In Volketswil wächst vor allem das Einjährige Berufkraut, welches einheimische Arten in Trocken­wiesen verdrängt. Die Gemeinde ­bekämpft das Kraut aktiv. «Eine ­Bekämpfung aller relevanten Bestände ist mit dem vorhandenen Budget aber nicht möglich», sagt Gilgen.

Artenförderung hilft

Dass die Natur jedoch auch in der Stadt ihren Platz hat, zeigt beispielsweise der Griespark: Die natur­nahen Teiche locken unter anderem Bläss- und Teichhühner an, welche in Volketswil früher nicht vorkamen. In der Landwirtschaftszone brüten dank Nistkästen der IGLU Turmfalke und Schleiereule, und der Neuntöter erfreut sich an Hecken, die als Naturschutzmassnahme zwischen Feldern gepflanzt wurden. Auch von der Gemeinde aufgewertete Wiesen erblühen wieder und fördern so Insekten, welche wiederum Vögeln und Fledermäusen als Nahrung dienen.

Laut Gilgen könnte mit dem ­Kredit für die Förderung der Artenvielfalt bei der Neophytenbekämpfung sogar langfristig Geld ge-spart werden. «Bei intensivierter Be­kämpfung kann die Situation beim ­Einjährigen Berufkraut innert fünf Jahren so weit unter Kontrolle gebracht werden, dass die Verhinderung ­einer erneuten Ausbreitung künftig im Rahmen des normalen Unterhalts erfolgen kann.» Darüber hinaus würde ein grösseres Budget auch erlauben, gezielte Aufwertungsmassnahmen wie die Sanierung verlandeter Teiche umzusetzen. Auch Kistler betont, dass bei der Artenförderung Potenzial besteht. «Mit gezielten Massnahmen wäre eine Rückkehr der verschwundenen Arten möglich. Die Landschaften sind noch da.»

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