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Weg von der Stadt, hinein in die Steinwüste

Erstellt von Vroni Harzenmoser, Volketswil | |   Unsere Zeitung

Es ist faszinierend – mit schalem Nachgeschmack allerdings. Spaziert man gemütlich durch neuere Wohnquartiere, verliert sich der Blick sehr oft nicht etwa in grünen, blumenübersäten Rasenflächen, Gartenbeeten mit Biosalat, Gewürzen und gesundem Gemüse, in nach richtigen Tomaten schmeckenden knallroten Ochsenherzen oder rankenden Stangenbohnen – oh nein.

Worin sich der Blick verirrt, ist eher trostlos und ungesund. Meterhoch aufgeschichtete Granitquader, Kiesflächen in Weiss bis Dunkelgrau – wo eigentlich das ersehnte Grün der Natur walten sollte. Bäume oder Hecken, Sträucher oder gar Blumen sind mancherorts kaum erkennbar. Vom guten alten Gemüsegarten ganz zu schweigen – der ist ja bünzlig –, obwohl man auf das heilige Bio schwört. Alles, was Arbeit macht, wird verbannt. Auf einigen Terrassen verkümmern ehemalige Hochbeete oder es verwelken einst hochgelobte Topfpflanzen. Sogar einige Palmen sind auszumachen. Aber leider nur kurzzeitig – bis man erkennt, dass diese in unseren eisigen winterlichen Temperaturen kalte Füsse kriegen. Man zieht aufs Land, in die Natur, und man pflastert sich zu. Die neue Steinzeitkultur wohl – als Spiegel unserer widersprüchlichen Gesellschaft? Im Sommer weht einem eine zusätzliche Hitzequelle ins Gesicht, im Winter wirkt die Steinwüste traurig, kalt, unwirtlich und leblos. Ob man in diesen Steinburgen glücklich sein kann? Gartenarbeit erspart den Psychiater. Sie ist Psychohygiene, Ideenlieferant, Ruhepol, Yoga und Fitness vom Feinsten und hilft, die Erderwärmung zu reduzieren. In einigen Schweizer Gemeinden hat man dieser Vergewaltigung der Natur bereits einen Riegel geschoben. Mit ein bisschen mehr Herz für die Natur und Zukunftsdenken für unsere Kinder wären solche Verbote nicht nötig. Gartenhandschuhe und Gummistiefel sind zwar nicht hipp – machen aber glücklich. 

Vroni Harzenmoser, Volketswil

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