Das kann bedeuten, bewusster mit unseren Ressourcen umzugehen, weniger von materiellen Dingen abhängig zu sein und mehr Zeit mit unseren Liebsten zu verbringen. Hoppla! Vielleicht fühlen Sie sich, ob diesen Worthülsen, jetzt überfordert. Das war nicht meine Absicht. Ich möchte keineswegs vorwurfsvoll wirken, jedoch den Blick schärfen; mich, dich, euch, Sie alle, zum Rundumschauen und Innehalten einladen. Jesus Christus wird für uns, jedes Jahr aufs Neue, am Karfreitag gekreuzigt, wobei er am Ostersonntag wieder aufersteht und uns damit vor Augen führt, dass der Tod und der Schmerz nie das letzte Wort haben. In den Evangelien wird immer wieder von «himmlischen Wohnungen» gesprochen. Damit handelt Jesus Christus, Mensch und Gott zugleich, uns Menschen gegenüber unvorstellbar solidarisch. Obwohl er Sohn Gottes ist, lebt er, als verletzlicher Mensch, unter uns, lässt sich unschuldig kreuzigen, vergibt uns allen dennoch und schenkt uns, in seiner immerwährenden, ganzheitlichen Gegenwart auf allen Ebenen, das ewige Leben. Klar, diese unglaubliche Gnade oder Solidarität müssen und können wir nicht leisten. Wir dürfen zwischen menschlicher und göttlicher Ebene unterscheiden. Unsere Lebenswege sind ein Abbild unserer Persönlichkeiten und unserer Prägungen. Wir können und wollen nicht alles radikal überdenken und alles gleichzeitig verändern und Jesus bedingungslos nachfolgen. Dennoch können wir, auch über die Fastenzeit hinaus, ein realistisches Ziel vor Augen haben, um der «Einfachheit des Lebens» näherzukommen. Dies könnte bedeuten, dass wir auf etwas eine Weile lang verzichten und das daraus Ersparte spenden. Dies wäre ein Akt der Solidarität aus Nächstenliebe. Wenn dies Menschen, aber auch privilegierte Länder, ganz unabhängig von der Fastenzeit und politischen Budgetdebatten konsequent tun würden, kämen wir der «Einfachheit des Lebens» näher und die Schere zwischen Arm und Reich ginge nicht immer noch weiter auf.
Tobias Günter, reformierter Pfarrer
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