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Vom Winde verweht: Abfall findet draussen statt!

Erstellt von Arthur Phildius | |   Unsere Zeitung

Der Wind, der Wind, das himmlische Kind trieb letzten Samstag sein unberechenbares Spiel, und zwar mit jeweils bis zu 25 Personen, die gruppenweise auf drei Routen je zwei Stunden lang durch die Gemeinde patrouillierten.

Trotzdem gelang es auf diesem säubernden Spaziergang der Cleanwalkers, enorm viel Abfall dingfest zu machen.

 

«Sch...wind!», ruft ein Mann in der Nähe der Coop-Tankstelle aus. Soeben hat es ihm eins dieser vielen fiesen Folienstücke aus dem Plastikkübel gesogen. Diese einstigen Maler- oder Gipserkessel sind fest und hoch, aber weder das noch die Sponsoren- und Veranstalterlogos vermögen das zuweilen wahnsinnige Werk des Windes aufzuhalten. Papiertücher, dünne Beutel und «Fötzeli» fliegen auf und davon, nachdem man sie sich mit der Greifzange gekrallt hat. Sogar eine kleine Feuerwerks­rakete, die auf die Steilklippe des Aussichtspunktes Glattalblick im Griespark gestürzt ist, kippt in der steifen Brise mal unbemerkt weg. Zum Glück können andere Säuberspazierer übernehmen ... «Wenn es etwas weniger winden würde, wäre es etwas einfacher», findet Andreas Glauser. Auch ihm ist schon frisch Gewonnenes zerronnen: «Oh ja, wenn man etwas Leichtes in den ­Kübel legt, bläst es das manchmal wieder hinaus. Aber mit der Zeit hat man den Dreh raus.» Wie: unter ­etwas Schwereres oder in eine Tüte stopfen. «Aber sonst ist es tipptopp», meint der Vater zweier Söhne. «Es macht Spass. Überall liegt etwas herum; wir haben also viel zu tun.» Es ist seine Premiere – in Volketswil. Denn die Familie wohnt in Neunkirch, nahe bei Hallau, Kanton Schaffhausen. «Dort gibt es das mittlerweile auch, heisst aber anders: ‹Neunkirch räumt auf›. Nur konnten wir bei der letzten Sammeltour nicht dabei sein.» Dafür jetzt: «Freunde von uns wohnen hier und haben uns eingeladen. Es spielt ja keine Rolle, wo man das macht.» «Ja, sie sind wegen uns da», bestätigt Bianca Boos Germann. «Ich hatte gestern Geburtstag. Da dachten wir, wir melden uns alle zusammen an. Wir drei waren aber letztes Jahr schon dabei.» Denn: «Das muss man unterstützen, damit das Littering hoffentlich mal bessert.» Littering ist das fahrlässige bis absichtliche Fallenlassen von Abfall wie Beutel, Schachteln, Getränkeflaschen aus Glas oder PET, Dosen usw. Ganz «gefitzte» Jugendliche «dekorieren» mit Aludosen teils Sträucher. Na ja. Ein armes Eistee-entledigtes Fläschli darf sich am Bakisaweiher, dem dreieckigen, Tochter Johanna mit der Metallzange krallen und in den Sack spedieren. Die Abfalltrennung übernimmt der Gemeinde- Werkhof. Die Kinder früh zu sensibilisieren, sei ihr ein Anliegen. Auch auf tote Vögel – oder Fische: Gleich drei treiben im Uferwasser. Sättigen würden sie, geniessbar sind sie nicht mehr. Und so ein Fall für ein Foto mit Standort an die Polizei: für die Kadaversammlung. Der Verein informiere die Polizei, hatte anfangs Gründerpräsident Michel Fässler erläutert und auch gebeten: «Bitte wascht euch die Hände nachher sehr gut.» Bakterien an gewissen Dingen hätten über ein Schnittchen auf der Haut schon einem Cleanwalker eine Blutvergiftung eingetragen. Was man da nicht alles lernt.

Hilfe! Zigialarm, Zigialarm!

Mit «Scherbenalarm!» oder «Zigi­alarm!» zeigt sich Johanna rasch sensibilisiert. «Sie meint die Zigi­stummel. Die müssen wir natürlich alle einsammeln», so Vater Andreas Germann. Eine Frau, die sich bei der alten und neuen Busbucht Zentrum nicht nur mit Schnellfutter-Packungen Zangen-Muskelkater holt: «Es hat extrem viele Zigistummel. Die stören mich, weil sie giftig sind!» Schliesslich haben sie allerlei ekelhafte Chemie aus dem Rauch gefiltert. «Das ist nicht gut für die Natur.» Besonders fürs Wasser. «Gerade die Jungmannschaft, die so viel für den Umweltschutz und das Klima tun will», appelliert die etwa 60-Jährige: «Es fängt gerade dort an, bei sich selbst.» Ob es vierstellige Bussen wie in Singapur braucht? In Schweizer Gemeinden wären jetzt schon im Mittel hundert Franken möglich, weiss Fässler. Er füllt die Kippen, auch solche aus Bülach, in ein gut drei Meter hohes, transparentes Schaurohr. 16 000 Stummel hat seine Hochrechnung ergeben. Also erkleckliche 1,6 Millionen Franken Einnahmen, würde man die Verursachenden erwischen. Fässler grinst, bevor er mit Schaurohr und der dritten Cleanwalkgruppe des intensiven Tages und ihrem Sammelgut ein Gruppenbild macht. Das dann zum spendierten Imbiss mit warmer Suppe und Kuchenvariationen im Café N’Au führt. Dort hängt ein Teilnehmerpaar noch der Anerkennung einer betagten Dame nach: «Danke vielmals, dass Sie diese Arbeit machen. Früher war es selbstverständlich: Da nahm man seine Papierli gerade wieder mit heim in der Tasche. Aber heute wirft jeder alles weg. Das ist toll, was Sie machen!»

 

 

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