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Volketswil tendiert in Richtung Flughafenregion

Erstellt von Toni Spitale | |   News

Erstmals luden der Gewerbeverein Volketswil und der Industrieverein zu einem gemeinsamen Business-Dinner ins Restaurant Java ein, bei dem vorgängig den Behördenvertretern aus Uster, Greifensee und Volketswil zu den Themen Zusammenarbeit und Wachstum auf den Zahn gefühlt wurde.

«Wir haben zwei traditionell bewährte Anlässe zusammengelegt und ein neues Format kreiert», freute sich der Co-Gastgeber Stephan Ulrich, Präsident des Gewerbevereins, vor versammelter Runde. Die Idee für ein gemeinsames Business-Dinner sei in der Tat etwas Neues, das im Rahmen des diesjährigen Volketswil Economic Forum entstanden sei, wie die Co-Gastgeberin und IVV-Präsidentin Bettina Gysi ergänzte. Sie erinnerte daran: «Wir haben uns damals im Januar zum Ziel gesetzt, unsere Zusammenarbeit zu verstärken und uns vermehrt untereinander auszutauschen.

Das Politgespräch mit Usters Stadtpräsidentin Barbara Thalmann, Greifensees Gemeindepräsidentin Monika Keller und Volketswils Vertreter Jean-Philippe Pinto gehörte bis anhin zu Kernveranstaltungen des Industrievereins, der gemütliche Teil mit Wildfondue stammte aus dem Programm des Gewerbevereins.

Die Zusammenarbeit zwischen IVV und GVV sei nun aufgegleist, wie stehe es aber zwischen den einzelnen Nachbarn? «Gibt es Pläne für Synergien», wollte Gysi konkret in Erfahrung bringen. Barbara Thalmann wies darauf hin, dass zwischen Greifensee und Uster schon seit Jahrzehnten verschiedene Anschlussverträge bestehen, um die Aufgabenerfüllung gemeinsam zu lösen. Weiter glaubte die Vertreterin aus Uster, dass es durchaus Sinn mache, Bildung und Gesundheitsversorgung an einem Ort – in diesem Fall in Uster – zu konzentrieren und zu stärken. Monika Keller aus Greifensee plädierte klar für einen engeren Dialog – insbesondere was die Verkehrsplanung betrifft. «Wir müssen den Verkehr über den gesamten Bezirk anschauen und das Problem regional lösen.» Sie bemängelte, dass die Planung des Kantons relativ träge sei. Zudem würden die kantonalen Instanzen von Fakten ausgehen, die heute nicht mehr zeitgemäss seien. Mit Blick auf das still gelegte Projekt Neue Greifenseestrasse meinte Keller: Man könne heute nicht einfach eine Strasse bauen, ohne zu wissen, was links und rechts laufe. Auch Jean-Philippe Pinto brach in seinem Statement eine Lanze für den Dialog unter Nachbarn. Doch die Realität sehe anders auch. Dass die Neue Greifenseestrasse vermutlich nicht mehr realisiert werde, sei für Volketswil eine grosse Enttäuschung, weil es die Entwicklung entlang der Industriestrasse bremse. Hinter vorgehaltener Hand schimmerte der Vorwurf durch, Uster habe in dieser Frage eigennützig gehandelt. «Schade, denn der Kantonsrat hatte das Geld für die Realisierung bereits gesprochen», bedauerte Pinto. Was die Zusammenarbeit Volketswils mit anderen Gemeinden betreffe, so tendiere der Gemeinderat derzeit eher in Richtung Flughafenregion, und weniger ins ländliche und touristisch geprägte Zürcher Oberland.

Eigentümer müssen investieren

Während auf die Frage nach der Höhe des erwarteten Bevölkerungswachstums Uster und Volketswil im Einklang mit einer je 20-prozentigen Steigerung bis 2030 antworteten, musste sich Greifensee erwartungsgemäss bescheiden geben. «Mit unserer Planung sind wir eher konservativ, denn 97 Prozent unserer bebaubaren Flächen sind schon überbaut», rechtfertigte sich Keller. Auch beim Thema Platzverhältnisse für neue Arbeitsplätze sind Greifensee die Hände gebunden: «Wir setzen aber alles daran, um Gewerbe in unserem Dorf zu haben.» Etwas komfortabler sieht die Situation aus der Sicht Pintos in Volketswil aus: Im Industriegebiet gebe es genügend Platz und auch zahlreiche leerstehende Gebäude. Das Problem bestehe aber darin, dass viele dieser Bauten veraltet seien und von der Infrastruktur her nicht mehr den heutigen Anforderungen entsprächen. «Wir müssen die Eigentümer dazu bewegen, in ihre Gebäude zu investieren um für neue Mieter attraktiv zu sein.» Pinto ortete vor allem bei der Ansiedlung von Startup- und Technologieunternehmen noch grosses Potenzial für den Standort Volketswil.

Attraktives Ustermer Bahnhofgebiet

Selbstkritisch räumte Usters Stadtpräsidentin ein, dass der langjährige Marketingslogan der Stadt – «Wohnen am Wasser» - nicht mehr ganz richtig sei. «In einer Stadt muss man auch arbeiten können», so Thalmann. Der Fokus für neue Arbeitsplätze werde in den nächsten Jahren aufs Zentrum gelegt, speziell auf das Gebiet rund um den Bahnhof. Für Dienstleitungsunternehmen seien Standorte an gut erschlossenen ÖV-Lagen nach wie vor interessant. Ein entscheidender Faktor, der zur Standortförderung beitrage, sei nicht zuletzt auch das Umfeld, wo die Angestellten der Unternehmen leben würden, fügte Greifensees Gemeindepräsidentin an. Die Gemeinden müssten demzufolge bemüht sein, auch für ein attraktives Freizeit- und Einkaufsangebot sowie gute Schulen zu sorgen.

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