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Seltene Vögel und sanfter Siedlungsrand

Erstellt von Ernst M. Kistler | |   Unsere Zeitung

Vielleicht lag es am überraschend freundlichen Wetter, das die Prognosen Lügen strafte, wohl eher aber am wachsenden Interesse für das natürliche Geschehen vor unseren Haustüren, dass sich die IGLU Volketswil beim Frühlingsspaziergang in Gutenswil über eine rege Beteiligung freuen durfte.

Schon zu Beginn der zweistündigen Exkursion wurde die 30-köpfige, von allen Altersklassen durchmischte Besucherschar vom gesangfreudigen Trio Amsel, Fink und Star begrüsst und gab dem Exkursions­leiter Ernst M. Kistler Gelegenheit, Details zu den in Siedlungen brütenden Vogelarten zu erläutern. Zu denen gehören in Gutenswil u. a. auch Turmfalken und Mehlschwalben, auch wenn sich diese nicht auf Anhieb zeigten. Mit Hausrotschwanz, Mauersegler und Mönchsgrasmücke gaben indes drei Zugvogelarten, die sich in Wohngebieten wohlfühlen, Kostproben ihrer Stimmkunst ab (von Tauben ganz zu schweigen). Kaum ins Kulturland am Dorfrand gewechselt, wurde klar, worum es dem Exkursionsleiter auf diesem Rundgang gehen würde. Den sanften Siedlungsrand lobend, lenkte er die Blicke auf Potenziale für die ökologische Aufwertung genauso wie auf drohende Verluste durch bevorstehende Eingriffe der menschlichen Gesellschaft. So zeigte er bei alten Hochstammobstbäumen, was einen ihrer Werte ausmacht, waren in deren Kronen doch der Horst eines Greifvogels bzw. kunstvoll gebaute Elsternnester zu erkennen. Ein Halt beim kommunal geschützten Gebiet Reben offenbarte beeindruckend, wie artenreich eine Wiese wird, wenn sie sich ohne Intensivnutzung und Düngung entwickeln kann und darin auch absterbendes Gehölz, sog. Habitatsbäume, stehen bleiben darf. Zum Beweis meldete sich sofort auch ein Gartenbaumläufer, der sein Nest gerne hinter einer sich vom Stamm lösenden Rinde anlegt und mit seinem Pinzettenschnabel aus solchen Stämmen auch seine Nahrung hervorholt. Damit nicht genug: Beim Weitergehen verwies der Exkursionsleiter auf eine vor einigen Jahren vorgenommene Erweiterung des Schutzgebietes Richtung Freudwil. Diese Erweiterung ist nicht nur grösser als die vor 50 Jahren geschützte Zone, sondern enthält auch Elemente, wie sie zur Entwicklung vorhandener Potenziale überall gewählt werden könnten: Einzelbäume, Ast- und Steinhaufen, Buntbrachen, Staudenzeilen, sogar ein Feldgehölz. Nach einem kurzen Aufstieg wurde den Teilnehmenden bewusst gemacht, wie und warum die Natur aber auch laufend Prozesse der Entwertung erleidet. Eine von Einjährigem Berufkraut bedeckte Parzelle mit Magerzeigern machte klar, wie leicht fehlende Pflege und nicht geklärte Zuständigkeiten ­einen positiven Prozess ins Gegenteil verkehren können. Eine mit Gewalt durchtrennte Hauptader eines an einer Eiche kletternden Efeus verriet, wie fatal es ist, wenn falsche Ansichten (mangelndes Wissen) zu falschen Entscheidungen führt. Beim Konzert zirpender Grillen unterhalb der Egg entstand in der Gruppe dann allerdings die grösste Verwunderung, liess sich doch mit einem Blick erkennen, welches Potenzial hier verloren gehen wird, wenn die Hügelkuppe Luegisland erst einmal überbaut sein wird – ein Konflikt, wie er an allen Südlagen in unserem Land immer wieder zu Tage tritt. Gut gab es da noch einen versöhnlichen Abschluss – beim Besuch einer Mehlschwalbenkolonie, die dank privater Initiative alljährlich dazu beiträgt, dass Gutenswil noch eine überlebensfähige Population dieser seltener werdenden Art aufweist. 

Ernst M. Kistler, Vorstand Interessengemeinschaft für Lebensraum und Umwelt

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