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Offene Fragen

Erstellt von Franziska Ricklin | |   Unsere Zeitung

Gewisse Meldungen bekomme ich einfach nicht zusammen: In den internationalen Rankings zu Wohlstand und Glück steht die Schweiz, wieder einmal, auf einem der vordersten Plätze. Und gleichzeitig häufen sich gerade Meldungen über Gesetzesänderungen, die auf Kosteneinsparungen bei den ärmsten Menschen unserer Gesellschaft abzielen.

Im Kanton Bern sieht ein neues Gesetz vor, dass SozialhilfebezügerInnen weniger Geld fürs tägliche Leben zustehen soll. Bisher mussten diese Menschen mit monatlich 986 Franken für Essen, Mobilität, Kleidung, Telefon, Strom und so weiter auskommen, doch selbst dieser von der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe errechnete bescheidene Betrag ist den Berner PolitikerInnen zu hoch. Schweizweit sollen die Zulagen, die IV-BezügerInnen für ihre Kinder erhalten, um ein Viertel gekürzt werden, was für viele Betroffene drastische Einschränkungen bedeutet. Und dann wurde kürzlich noch vom Parlament die Erhöhung der Mindestfranchise der Krankenkassen beschlossen, eine Gesetzesverschärfung, die Menschen mit kleinem Portemonnaie besonders stark trifft. Wie kann es sein, dass einerseits der Reichtum des Landes und der Menschen zunimmt und die Wirtschaft stetig wächst, während andererseits den Menschen, die schon am Existenzminium leben, noch weitere Bürden auferlegt werden? Wie ist es möglich, dass Leuten, denen bereits eine sinnstiftende Arbeit verwehrt ist oder die von Einkommensarmut betroffen sind, weitere Steine in den Weg gelegt werden? Dass Kinder von kranken Eltern noch mehr zu spüren bekommen, dass sie benachteiligt sind und nicht die gleichen Ausgangbedingungen wie ihre FreundInnen haben? Dass manche ihre Arztbesuche hinauszögern oder ganz darauf verzichten, weil sie es sich schlichtweg nicht leisten können? Ich finde auf all diese Fragen keine schlüssige Antwort. Die Glücksstatistiken machen dazu leider auch keine Aussagen.

Franziska Ricklin, Sozialdiakonin, Reformierte Kirche

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