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Mutige Frauen

Erstellt von Franziska Ricklin, reformierte Kirche | |   Unsere Zeitung

Viel ist in diesem Jahr über Huldrych Zwingli, den grossen Schweizer Reformator, berichtet worden.

Kein Wunder: Vor genau 500 Jahren trat Zwingli sein Amt im Zürcher Grossmünster an und begann mit seinem mutigen Verhalten die traditionelle Kirche umzuwälzen. Auch ein Kinofilm erzählt seine Geschichte sehr packend. Was mich beim Anschauen überrascht hat: Auch Frauen haben diese Geschichte mitgeprägt, Frauen, von denen wir bisher so gut wie nichts wussten. Da ist zunächst Zwinglis Ehefrau Anna. Im Film wird sie als eine Frau mit hohen moralischen Prinzipien dargestellt, die unerschrocken zu ihrem Mann hält, auch wenn sie sich dadurch bei anderen unbeliebt macht. Die historischen Angaben zu ihr sind dürftig. Man weiss jedoch, dass sie in nächster Nachbarschaft zu Zwingli lebte und ihn pflegte, als dieser an der Pest erkrankt war. Belegt ist die öffentliche Heirat mit Zwingli im Grossmünster – in einer Zeit, als Pfarrer noch an das Zölibat gebunden waren. Das macht sie in meinen Augen zu einer couragierten Frau. Die andere bemerkenswerte Frau in diesen Zeiten des Umbruchs ist für mich die Äbtissin des Fraumünsters, Katharina von Zimmern. Erst relativ spät wurde über ihr Leben und Wirken geforscht. Was dabei zutage kam: Sie war eine ausgesprochen gebildete Frau, die das Kloster verantwortungsbewusst 28 Jahre leitete. Den Ideen Zwinglis gegenüber scheint sie aufgeschlossen gewesen zu sein, liess sie ihn doch immer an Markttagen im Fraumünster predigen. 1524 dann der ungeheuerliche Schritt: Sie übergab alle Rechte und Güter des Klosters dem reformatorisch gesinnten Zürcher Rat – in der Übergabeurkunde ist von einem freien Gewissensentscheid die Rede. Sie trug also dazu bei, dass es in Zürich selbst zu einer friedlichen Umsetzung der Reformation kam. Die Klostergüter wurden im Folgenden für den Aufbau des Almosenwesens verwendet. Katharina von Zimmern selbst heiratete danach und soll noch zwei Kinder geboren haben. Auch ihr Leben wäre eine Verfilmung wert.

Franziska Ricklin, Sozialdiakonin Reformierte Kirche

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