Anmelden | Registrieren

"Ihr seid älter und noch dicker geworden!"

Erstellt von Urs Weisskopf | |   Unsere Zeitung

Die 19 Sänger des Männerchors parodierten anlässlich ihres Unterhaltungsabends im in der Au die Pandemie. Dies mit tatkräftiger Unterstützung der Dirigentin mit Peitsche.

Der Männerchor nannte es Singspiel, die Nebengeräusche jedoch ähnelten einer Parodie auf die letzten zwei Jahre der Pandemie. Es war ein unterhaltsamer Abend mit Gesang und pikanten Sprüchen. Keck fragte zu Beginn einer aus dem Chor: "Sind Sie auch beinahe verrückt geworden? Wie ist es Ihnen während der Pandemie ergangen? Haben Sie aus der Krise bleibende mentale Schäden erlitten?" Die mehr als 50 Zuhörerinnen und Zuhörer, bereits mit einem guten Abendessen versorgt, förderten die Verdauung dieser Fragen mit einem kräftigen Schluck aus dem Weinglas.

Ein Jammertal

Drei Figuren führten durch den "Lockdown". Gertrud Stauffacher (Dirigentin), ein ehemaliger Gemeindepräsident und ein Chormitglied. Gertrud, mit blonder Perücke, Stiefel und Peitsche trat als Dompteurin in Erscheinung. Sie sah einen eher trägen Chor und versurchte diesen mit der Peitsche auf Vordermann zu bringen. Doch die Männer wollten nicht das vorgeschlagene Lied, sondern "Ein Bier" singen. Dies als Dank für die Spende von zwei Bierfässern vom amtierenden Gemeindepräsidenten. Alle würden ein Bier erhalten, die für eine Einheitsgemeinde gestimmt hätten, so der Tenor. In einem Telefonanruf fand der Schulpräsident Yves Krismer diese Aktion für eine Bieridee. Da musste auch Krismer, der an diesem Abend anwesend war, lachen.

Eine Videobotschaft von Alain Berset, als er den Lockdown verkündete, gab der Diskussion erneuten Auftrieb. Es folgten Diskussionen über den Sinn des Lockdowns. Sinngemäss folgte das Lied "Lebe dein Leben". Für die Gertrud sang ein Quartett "Wie die Blümchen draussen zittern“ begleitet von einem Akkordeon. Nach dem Bajazzo gönnte sich der Chor eine Pause, servierte ein Dessertbuffet und verkaufte Tombola-Lose. Danach: Ein Chormitglied telefonierte mit dem ehemaligen Gemeindepräsidenten. "So wie geht es dir?" Ein Gejammer folgte. Der eine folgte wortwörtlich der Empfehlung Bersets und ging zum Einkaufen nur mit Gesichtsmaske und Handschuhen. Doch als er im Laden stand, sah er zu seiner Verzweiflung, dass alle auch Kleider trugen. Wieder zu Hause trank das Chormitglied zur Sicherheit noch eine Flasche Wein – dies zur Steigerung der Immunität. Der Chor sang mit löchrigen Masken das Lied "Weinland". Auf der Bühne begann ein Wortwechsel zwischen dem ehemaligen Gemeindepräsidenten und Gertrud. Beide näherten sich fast dem Wahnsinn. Versöhnlich stimmte der Chor das Lied an: "Zwei treue Augen".

Endlich erschien am Horizont ein Hoffnungsschimmer mit dem Lied "So ein Tag, so wunderschön wie heute". Es war der Tag, als alles vorbei schien. Die Chormitglieder begrüssten sich an der ersten Probe stürmisch. Nur die Dirigentin meinte mit prüfendem Blick: "Ihr seid älter und noch dicker geworden!" Es schien, so der Tenor, dass sich einige mit einer sogenannten "Schluckimpfig" über Wasser hielten. Natürlich war damit der Wein gemeint. Der Titel war Programm: Das passende Lied hiess "Bachus", edler Fürst des Weins.

Wer nicht dabei war, der hatte einen besonderen Abend verpasst. Das Drehbuch war umfangreich, die Geschichten darin erheiternd und sehr fantasievoll. Der Applaus war gross und anhaltend. Übrigens das Rezept gegen bleibende Schäden heisst: Wein und Gesang.

Zurück
Die Kommentarfunktion steht nur registrierten und angemeldeten Nutzern zur Verfügung. Zum Login.

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!