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Lasst euch beGeistern!

Erstellt von Roland Portmann, reformierter Pfarrer | |   News

Unsere Welt ist voller Geister: es gibt offene Geister, Freigeister, es gibt Kleingeister und Ungeister und den Zeitgeist, den Lokalgeist und viele «Geister» mehr- man kann «den Geist aufgeben», sich «auf den Geist gehen» und sich von einem Geist «leiten «lassen; vieles geistert in unserer Welt umher, ja manchmal ist sie fast schon eine «Geisterbahn», die einem gruseln lässt!

Das Fest eines besonderen Geistes haben wir vor rund zwei Wochen gefeiert: Pfingsten- das Fest des heiligen Geistes. Dieses Fest geht auf folgende Passage aus der Bibel, der Apostelgeschichte, Kapitel 2 zurück: «Als nun die Zeit erfüllt und der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren sie alle beisammen an einem Ort. Da entstand auf einmal vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie sassen; und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich zerteilten, und auf jeden von ihnen liess eine sich nieder. Und sie wurden alle erfüllt von heiligem Geist und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie der Geist es ihnen eingab. In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als nun jenes Tosen entstand, strömte die Menge zusammen, und sie waren verstört, denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie waren fassungslos und sagten völlig verwundert: Sind das nicht alles Galiläer, die da reden? Wie kommt es, dass jeder von uns sie in seiner Muttersprache hört?»

50 Tage nach Ostern- auf griechisch «pente coste hemara»- im Deutschen etwas abgeschliffen an Pfingsten- treffen sich die Jünger von Jesus wieder und etwas Spektakuläres geschieht: Sie werden «begeistert». In schillernden Farben wird hier das beschrieben, was eigentlich unbeschreiblich ist: Brausen und Tosen wie bei einem Sturm, Zungen wie aus Feuer… Aber vor allem auf den Effekt kommt es hier an: Dieser Geist setzt sich auf jeden und jede- also nicht nur auf Petrus oder nur Johannes, sondern auf alle! Er hat also etwas «Demokratisierendes» auf sich und jeder und jede hört seine eigene Sprache: Dieser Geist bewirkt also, dass jede und jeder, der ihn empfängt ein Individuum wird, ein selbständiger Geist wird, sich frei machen kann von dem, was sie oder ihn abhält sich selber sein zu können. Jede und jeder lernt auf seine eigene Sprache zu hören- könnte man auch sagen; und das vielleicht auch entgegen dem Mainstream und dem Zeitgeist. All diese Menschen mit ihren je eigenen «Sprachen» können sich aber trotzdem untereinander verstehen- das ist ein weiterer «Spezialeffekt» von Pfingsten. Alle einzelnen, individuellen «Geister» schaffen es doch wieder, sich untereinander zu verständigen: Der Geist von Pfingsten ist also ein Geist der Verständigung und auch der Versöhnung, vielleicht auch der Vergebung- er hilft Menschen den anderen so zu verstehen, ja anzunehmen, wie er oder sie ist. In aller Verschiedenheit hilft dieser Geist, dass Menschen sich auf etwas Gemeinsames, auf ein «Gemeinwesen» verständigen können.

Was für Pfingsten gilt, kann auch für uns, unser Leben und unsere Gemeinde Volketswil gelten: Wir dürfen Individuen, uns selber sein: wir dürfen uns für unsere «Dinge» begeistern, sei das Sport, andere Hobbies, Musik, Kunst und Natur und Politik usw.. Wir können uns aber auch in all unserer Individualität miteinander verständigen, in dem wir uns für und mit anderen engagieren, ja «begeistern»: sei das in einem Verein, der Kirche, generell karitativ, in Sport und Politik usw.; das führt uns vom Eigennutz zum Gemeinnutz. Lassen wir uns also begeistern: für uns selber, für andere, für eine Sache, für das Gemeinwohl, für unsere Gemeinde Volketswil- und so verändern wir vielleicht gemeinsam sogar ein bisschen die ganze Welt!»

Roland Portmann, reformierter Pfarrer

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