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Jungpartei fordert bessere Psychiatrie für Jugendliche

Erstellt von Arthur Phildius | |   Unsere Zeitung

«Gesunde Jugend jetzt!»: So heisst die kantonale Volks­initiative, welche die Junge Mitte Kanton Zürich vor Kurzem lanciert hat. Den nötigen Rückenwind hatte das Anliegen schon im Juli durch die Mutterpartei in Volketswil erhalten. Beide möchten Kindern und Jugendlichen in seelischer Not raschere Hilfe gewähren.

Wiederholte Kränkungen, Schulstress, Corona, Ukrainekrieg, finanzielle Nöte und Spannungen in der Familie: Immer mehr Sorgen treiben immer mehr Kinder und Jugendliche in teils tiefe seelische Krisen. Darauf hat zum Beispiel die Stiftung Pro Juventute letzten November ­aufmerksam gemacht. So würden täglich sieben Jugendliche das Sorgentelefon 147 anrufen, um über Selbsttötungspläne zu sprechen, doppelt so viele wie zuvor. Das Sorgentelefon-Beratungsteam löste auch viel öfter eine Krisenintervention durch Polizei oder Sanität aus. Gleichzeitig warten junge Menschen mit psychischen Problemen immer länger auf die passende Behandlung, bestätigen die Anbieter. Dem möchte die Junge Mitte mit ihrer Initiative entgegenwirken. Benedikt Schmid, kantonaler Vizeparteichef der Jungen Mitte, begründete am 6. Juli im «Wallberg»: «Ich kenne extrem viele Jugendliche, die auf einen Psychia­trieplatz warten, und extrem viele Eltern, die verzweifelt sind wegen ihrer Kinder.» Schmid sagte gar voraus: «In Zukunft werden noch viel mehr Krisen kommen.»

Keine sechs Monate warten

Daher möchte die Initiative den «Zugang zu psychologisch-psychiatrischen Behandlungsangeboten für Kinder und Jugendliche» generell verbessern. Speziell auch zu «frühzeitigen und niederschwelligen Angeboten». Denn: «Wie bei einem Beinbruch kann die Behandlung psychiatrischer Notfälle nicht sechs Monate warten», schreibt das Initiativkomitee. Ziel sei ein Beginn der Behandlung innert vier Wochen. Das werde einiges kosten und nicht einfach umzusetzen sein, ist man sich bewusst. Aber laut Studien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sei in keinem anderen Gesundheitsbereich wie der Psychia­trie der Einfluss des Einsatzes höher: «Jeder Franken, der in die psychische Gesundheit investiert wird, spart der Volkswirtschaft vier Franken.»

Vorsorge auf mehreren Ebenen

Verzweifelte junge Menschen und deren oft ebenso verzweifelte Eltern seien zu entlasten. Mehr akute Seelenkrankheiten seien früher zu ­erkennen und zu behandeln; so ­sollten weniger Erkrankungen­ ­chronisch werden und zu Verläufen führen, die in die berüchtigte «Drehtürenpsychiatrie» münden. Das sei auch Prävention, aber sekundäre und tertiäre, erwiderte Schmid ­einem kritischen Fragesteller aus der Mutterpartei. Er liess deutlich spüren, dass er junge Menschen vor einer seelischen Abwärtsspirale bewahren helfen möchte. Entsprechend unterstützten Schmid an der Delegiertenversammlung im Juli in Volketswil Kilian Meier aus Effre­tikon und Philipp Kutter aus Wädenswil: Der dortige Stadtpräsident und Nationalrat dankte Schmid für sein grosses Engagement und widersprach einer Delegierten, die Erziehungsprobleme ortete. «Psychisch erkrankte Kinder haben heute für dieses medizinische Problem eine schlechte Versorgung. Ich bitte darum, dass man das Problem anerkennt. Es ist auch eines des Kantons Zürich.» Die Form der allgemeinen Anregung biete den Räten «genug Spielraum, um eine gute Vorlage auszuarbeiten».

Beklemmende Erfahrungen

Der Effretiker Stadtparlamentarier Meier wuchs gesund auf. Aber als Kompaniekommandant in Chur habe er enorme psychische Probleme bei Rekruten angetroffen: ­Manche ritzten sich, hätten Weinkrämpfe, Essstörungen, wollten sich umbringen. Es sei wichtig, da zu handeln. «Diejenigen Politiker, die etwas machen wollen, sollen eine unglaublich starke Legitimation an der Urne erhalten.» Die Volksinitiative «Gesunde Jugend jetzt!» braucht mindestens 6000 Unterschriften. «Wir müssen massiv mehr holen», betonte Schmid in Volketswil. Denn es brauche gesellschaftlichen Druck für Glaubwürdigkeit und Erfolg. Die Junge Mitte des Kantons sammelt die Unterschriften seit letztem Freitag und hat dafür ein halbes Jahr Zeit, also bis Ende Februar 2023. Beim Sammeln helfen ihr die Alternative Liste Zürich und die Jungen Grün­liberalen Zürich. Breite Unterstützung Im Unterstützungskomitee engagieren sich auch die Pro Juventute, der Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband, der National- und der Kantonalverband der Psychologinnen und Psychologen sowie die Zürcher Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie. Den Support der kantonalen Mutterpartei erhielten die jungen Initianten in Volketswil einstimmig und mit Applaus. Schmid appellierte an seine Mutterparteileute: «Wir brauchen jeden Einzelnen von euch. Es ist eine Sache, für die es sich wirklich lohnt, auf die Strasse zu gehen.»

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