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Hoffnungszeichen oder irgendwas das bleibt

Erstellt von Judith Schiele, katholische Pfarrei Volketswil | |   Unsere Zeitung

Heute Morgen auf der Fahrt zur Arbeit, ich hörte, wie immer ziemlich laut Radio, schallte es aus den Lautsprechern „Gib mir’n kleines bisschen Sicherheit in einer Welt, in der nichts sicher scheint. Gib mir in dieser schnellen Zeit, irgendwas das bleibt“. Teile des Refrains eines Popsongs der Gruppe „Silbermond“ aus dem Jahr 2009. Plötzlich war ich hellwach: „Gib mir’n kleines bisschen Sicherheit in einer Welt, in der nichts sicher scheint. Gib mir in dieser schnellen Zeit, irgendwas das bleibt“.

Die Textzeilen gingen ganz tief und in meinem Kopf begann es zu arbeiten. Irgendwie passte der Song zu meiner Gefühlslage. Wir alle tragen die Sehnsucht nach Sicherheit, Beständigkeit und Verlässlichkeit in uns. In der Psychologie wird das Bedürfnis nach Sicherheit gar den Grundbedürfnissen zugeordnet, die erfüllt sein müssen, bevor andere Motive wie zum Beispiel das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung handlungswirksam werden können.

Sicherheit ist für uns Menschen also elementar. Was aber geschieht mit uns, wenn der „sichere Rahmen“ unseres Lebens bedroht ist oder wegzubrechen droht? Unsicherheit, Verzweiflung und Angst sind Emotionen, die jede und jeder kennt. Sie kommen ans Licht, wenn sich gesellschaftliche Umstände radikal ändern, wenn jemand im Familien- oder Freundeskreis, schwer krank wird oder plötzlich stirbt. Sie treffen uns auch, wenn unser Arbeitsplatz und damit unsere Existenz bedroht ist. Dann erleben wir Momente tiefster Dunkelheit. Viele von uns spüren genau jetzt diese Seelennöte. Familien, die von Kurzarbeit- oder Jobverlust bedroht sind, Menschen, die sich von einer geliebten Person verabschieden müssen, Menschen, die nicht wissen, wie es weitergehen kann und soll.

Seit mehr als einem halben Jahr Leben wir alle in einer Situation der Verunsicherung. Je nach Persönlichkeit und persönlichen Lebensumständen, wird diese Verunsicherung mehr oder weniger stark empfunden. Sicher ist aber, unser aller Leben ist nicht mehr so berechenbar und läuft nicht in den gewohnten Bahnen. Unsicherheit, Verzweiflung und Angst können, dauert der Zustand länger an, psychisch und physisch „krank machen“. „Gib mir’n kleines bisschen Sicherheit in einer Welt, in der nichts sicher scheint. Gib mir in dieser schnellen Zeit, irgendwas das bleibt“…tönt es in meinem Kopf. Was kann uns Halt und Sicherheit geben?

Mir kommen die letzten Worte des Matthäusevangeliums in den Sinn „Und das sollt ihr wissen: ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt“ (MT 28,20) Jesus und seine Botschaft von einem Gott, der unser aller Bestes will, der zu uns steht, auch, wenn die Welt um uns einzustürzen scheint, bleiben. Aber kann uns das wirklich trösten? Gott ist unendlich fern und wir sind „nur“ kleine Zahnräder im Getriebe der Welt? Genau da kommen wir Menschen wieder ins Spiel. Gottes unumstössliche Beistandszusage kann für uns nur erfahrbar werden, wenn wir Anteil nehmen am Leben, den Ängsten und Unsicherheiten des anderen. Indem wir emphatisch und fürsorglich füreinander werden, indem wir solidarisch miteinander umgehen, können wir Jesus selbst begegnen. Die Hoffnung auf Jesus und sein verlässliches Wort ist für mich die Antwort auf die Sehnsucht, die aus den Textzeilen „Gib mir in dieser…Zeit, irgendwas, das bleibt“ spricht.

Judith Schiele, katholische Pfarrei Volketswil

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