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"Ein 100-jähriger in geistig bester Verfassung"

Erstellt von Toni Spitale | |   Unsere Zeitung

Der runde Geburtstag, eine neue Uniform und das letzte Konzert mit Alex Eugster – der Gemischte Chor Hegnau hat ein ereignisreiches Wochenende erfolgreich und begleitet von viel Applaus, aber auch Tränen, über die Bühne gebracht.

 

Drei Tage lang feierte der Chor sein 100-jähriges Bestehen. Den Auftakt dazu setzte ein Jubiläumskonzert für die Bevölkerung im fast ausverkauften Wallbergsaal am Freitagabend, gefolgt von einem Jubiläumsabend am Samstag. Ausgeklungen wurde der Festreigen mit der «Toggenburger Messe» am Sonntagnachmittag in der katholischen Kirche.

Immer schön lächeln

In zweierlei Hinsicht leicht nervös zeigte sich die Vereinspräsidentin Margret Clerc am Samstagabend. Einerseits fühlte sie sich geehrt, das Jubiläum erleben zu dürfen: «Das gibt es nur einmal im Leben» und andererseits hatte ihre Aufgeregtheit auch mit der Anwesenheit von zwei Kamerateams zu tun – eines des Schweizer Nationalsenders und das andere einer Zürcher Privatstation. «Denken Sie daran, immer schön zu lächeln», ermahnte sie das Publikum. Ein Medienmann stand auch im Scheinwerferlicht. Der allseits bekannte Musikwelle-Moderator Christian Salzmann freute sich gleich von Beginn an, den 100. Geburtstag eines geistig noch rüstigen Jubilaren moderieren zu dürfen.

Heimelige Atmosphäre geschaffen

Die musikalischen Vorträge waren geprägt von Schweizer Klassikern. Unterstützt wurde der Chor von vier Profi-Instrumentalisten des Ensembles «I Musichieri». Im Vorfeld hatten fleissige Chormitglieder und freiwillige Helfer keine Mühe gescheut, um im sonst eher spartanischen Wallberg-Saal eine heimelige und stilvolle Atmosphäre zu schaffen. Grossformatige Fotografien aus der Vereinsgeschichte überdeckten die vergilbten Holzwände, die Tische zierten aufgemalte und auch essbare Notenschlüssel und der Bühnenhintergrund passte sich den jeweiligen Lied-Darbietungen an. So inszenierten die Sängerinnen und Sänger Artur Beuls «Am Himmel stoht es Stärnli z’Nacht» vor einem klaren Sternenhimmel und Swing in Switzerland war untermalt mit offiziellen Plakatblildern von Schweiz Tourismus.

Kämpfen, um weiterzubestehen

«Musik ist völkerverbindend», setzte der Gemeindepräsident Jean-Philippe Pinto zu seiner Laudatio an und gratulierte, dass Frauen und Männer aus Hegnau vor genau 100 Jahren den Mut gehabt hätten, einen gemischten Chor zu gründen. Rosina Hunziker, Vertreterin des Zürcher Kantonalgesangsvereins sah in ihren Ausführungen das runde Jubiläum als Verpflichtung zum Engagement, zum Kämpfen und zum Weiterbestehen. «Die Chöre sind die Stützte unserer Dörfer und ein wesentlicher Teil des kulturellen Lebens», rief Paul Lienhard vom Chorverband Zürcher Oberland in Erinnerung.

Höchste Hegnauer-Auszeichnung für Eugster

Im zweiten Liedblock übernahm zum zweitletzten Mal Alex Eugster die musikalische Leitung und dirigierte drei Eigenkompositionen, mit denen das legendäre Trio Eugster der Volksmusikszene in den 70er- und 80er-Jahren den Stempel aufdrückte. «Dörf’s es bitzli mee sii», «Ganz de Bape» und das beschwingte «En Kafi mit Schnaps» sorgen auch heute immer noch für gute Laune. Die Zuhörer sangen und schunkelten begeistert mit. Seine Brüder Guido und Vic sassen an diesem Abend übrigens als Gäste im Publikum. Dem Ur-Hegnauer Carl Brauch, ein langjähriger Wegbegleiter und Freund von Alex Eugster, fiel die Aufgabe zu, das Schaffen des scheidenden musikalischen Direktor zu würdigen. Alex habe den Gemischten Chor im vergangenen halben Jahrhundert nicht nur weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt gemacht, sondern hinterlasse mannigfaltige und tiefe Spuren. Und in den Worten eines ehemaligen Firmenpatrons stellte Brauch dankend fest: «Alex Eugster übergibt den Chor in einer hervorragenden Verfassung seinem Nachfolger.» Er wisse gar nicht, wie er einen Künstler, der sämtliche Auszeichnungen der einheimischen Musikszene trage, noch ehren könne, meinte der Laudator schon fast ein wenig verlegen. Im nächsten Moment hielt er eine Schachtel mit transparentem Deckel in der Hand. Darin befand sich ein Miniatur-Modell des «Guggu», das Wahrzeichen von Hegnau, welches in Originalgrösse den Chappeli-Kreisel ziert. «Das ist die höchste Auszeichnung, die einem Hegnauer verliehen werden kann – und Alex Eugster ist ohne Zweifel auch Hegnauer», schloss Brauch mit einem Augenzwinkern.

Tenü-Wechsel auf der Bühne

Der Geehrte zog danach sein schwarzes Gilet aus und übergab dieses symbolisch seinem Nachfolger Roman Salzmann. Aber nicht nur Eugster vollzog ein Tenü-Wechsel. Plötzlich standen alle Sängerinnen und Sänger auf und begannen sich vor den staunenden Augen ihrer Gäste umzuziehen. Den dritten und letzten Liedteil gaben sie in ihren neuen Outfits zum besten. Als zweite Zugabe krönte das unverwüstliche «Hegnauer Lied» das Programm. Es habe ihm sehr gefallen, zog der Moderator Salzmann nach vier Stunden zufrieden Bilanz: «Die Feier war schön und würdig.» Etwas anderes als ein erfolgreiches Konzert hatte wohl auch Alex Eugster zu seinem Abschied nicht erwartet. «Mer händ schliesslich au güebt wie d’Affe.»

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