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Die übel gelaunte Gesellschaft

Erstellt von Roland Portmann, reformierter Pfarrer | |   Unsere Zeitung

Die vielen Krisen und Kriege gehen nicht spurlos an uns vorbei: Viele Menschen fühlen sich erschöpft und betrübt. Psychische Beschwerden wie Ängste und Depressionen nehmen zu – besonders unter jungen Menschen. Die Zukunftsaussichten sind angesichts der Weltlage getrübt. Auch insgesamt scheint unsere Gesellschaft irgendwie «übel gelaunt» zu sein: Vielerorts blickt man in lustlose graue Gesichter; der Umgang untereinander ist zuweilen rau, ja fast schon aggressiv – in der Politik, in der Öffentlichkeit generell. Es macht sich ein Gefühl der Macht-, ja Hilflosigkeit breit.

Viele Menschen sind müde und erschöpft und fühlen sich machtlos, unsere Gesellschaft ist irgendwie «übel gelaunt». Wie können wir uns als Einzelne davor schützen und wo müssen wir als Gesellschaft vielleicht umdenken? Viele Menschen schützen sich vor den Bildern von Terror und Gewalt, die dank unserem Multi- Media-Angebot im Minutentakt auf uns hereinprasseln, indem sie sich ihnen entziehen: Viele Menschen lesen keine Zeitungen mehr, schauen keine Tageschau oder sonstige Medien über das Weltgeschehen mehr, nehmen so nicht mehr daran teil – weil sie es einfach nicht mehr «vertragen». Ausblenden, ja Verdrängen kann oft im Moment eine geeignete Strategie sein – sie ändert aber nichts daran, dass die gegenwärtige Welt gerade so ist, wie sie ist. Vielleicht sollte man sich aber doch ab und zu mehr dem Medienhype entziehen und das Handy bei Seite legen: Handyfasten beziehungsweise Abstinenz von Social Media soll helfen ...«Was hilft es dem Menschen, wenn er die Social-Media-Welt gewänne, dabei aber seine Seele verliert?», sagt uns Jesus dazu. Generell mehr gegenwärtig, ja präsent zu sein, raten da auch einige Work-Life- Balance-Expertinnen und Experten: Denn das Leben findet im Jetzt und nicht im Gestern oder Morgen statt. Das ist sicher richtig. «Sorget euch nicht um morgen...», sagt uns Jesus da. Mir persönlich geben Beziehungen, ja andere Menschen Rückhalt und Energie: Wenn ich müde bin und nicht mehr weiter weiss, wissen es vielleicht meine Freunde, meine Frau und meine Familie ... «Der eine trage des anderen Last...», sagt mir Jesus hier. Ich suche auch gerne Orte der Stille auf, abseits vom Alltag- und Welttrubel: Ich jogge oder spaziere in der Natur, im Wald und fühle mich so Gott und der Schöpfung verbunden. Ich setzte mich auch ab und zu allein und still in unsere Kirche und betrachte unsere Max-Hunziker-Fenster. «Kommt zu mir, die ihr müde und beladen, ja missmutig, ‹übel gelaunt› seid – ich will euch neue Kraft geben», sagt mir Jesus da- das steht nebenbei auch auf unserem Taufstein in der Kirche. So hat vielleicht jede und jeder von uns seine eigenen «Überlebensstrategien», mit denen er durch den Alltag, das Leben kommt. Als Gesellschaft könnten wir das auch mehr in Gruppen teilen: in Vereinen, als Gemeinde, als Dorf, als Glaubensgemeinschaft in der Kirche. Menschen können sich da gegenseitig Hilfe und Stütze sein und sich vielleicht auch über die eigenen «Überlebensstrategien» austauschen – eben: «Der eine trage des anderen Last ...» Und: Auch zusammen nicht nur Leid, sondern auch Freude teilen ist wichtig! Gemeinsam aktiv sein in einem Verein oder generell, gemeinsam «feiern», ja gerade auch unser diesjähriges Dorffest können helfen, aus einer übel gelaunten Gesellschaft wieder mehr zu einer freundlichen, offenen zu werden! «Freuet euch im Herrn und aneinander!» sagt uns da Paulus. 

Roland Portmann, reformierter Pfarrer

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