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"Die Feuerwehr ist eine verrückte Sache"

Erstellt von Toni Spitale | |   Unsere Zeitung

Die Soldauszahlung der Feuerwehr Volketswil stand ganz im Zeichen eines Führungs- und Generationenwechsels. Der scheidende Kommandant, Andreas Fritschi, liess ein Jahr Revue passieren, das durchaus ereignisreich war.

 

Über 100 Angehörige der Feuerwehr (AdF), Ehemalige und Gäste trafen sich am Dreikönigstag im Wallberg-­Saal zu diesem traditionellen Anlass, bei dem die eigentliche Soldauszahlung nur eine ganz kleine Rolle spielte. Viel interessanter waren die jeweiligen Ausführungen des Kommandanten zu den Einsätzen in den vergangenen zwölf Monaten, die ­Beförderungen, die Verabschiedungen und die Pflege der Kameradschaft bei Speis und Trank.

Schnell und professionell

Für den neuen Sicherheitsvorstand, Thomas Brauch, war es eine Premiere, wie er sagte. Er sei froh, dass er sein Wunschressort erhalten habe, und es sei ihm bewusst, dass sein Vorgänger, Christoph Keller, grosse Fussstapfen hinterlassen habe. Als Höhepunkt in den ersten sechs Mona­ten seiner Amtszeit erinnerte sich Brauch an einen Höhenflug mit der Autodrehleiter aufs Dach des Vita­Futura-Neubaus. Er zeigte sich stolz darüber, Vorsteher einer schnellen und professionellen Feuerwehr zu sein. Und den anwesenden AdF drückte er seine ­Bewunderung aus: «Wenn andere aus dem Haus rennen, rennt ihr hinein. In euch muss das Feuer brennen. Für mich seid ihr Helden.» Brauchs Helden haben ein ereignisreiches Jahr 2022 mit 140 Einsätzen hinter sich, wie Kommandant Andreas Fritschi bilanzierte. «Das sind nach wie vor viele Einsätze für eine Ortsfeuerwehr.» Insgesamt wurden 1750 Einsatzstunden geleistet. Mehr als doppelt so viele Stunden standen die Feuerwehrmänner- und frauen im Vorjahr im Einsatz. Dies sei auf die vielen Elementarereignisse zurückzuführen, wie Sturm, Schnee und Hochwasser, von denen es im Berichtsjahr nur wenige gegeben habe. Die Ausrückquote lag bei 44 Prozent, und die durchschnittliche Einsatzdauer betrug 24 Minuten. Montags, dienstags und donnerstags hatte die Feuerwehr Volketswil am meisten zu tun. Überwiegend, 92 Mal, um genau zu sein, ist sie zwischen 6 und 18 Uhr um Hilfe gerufen worden. «Unser Glück ist, dass wir viele AdF haben, welche in Volketswil arbeiten», so Fritschi. Dadurch konnte die Tagesabdeckung stets gewährleistet werden. Die Arbeit­geber hätten Verständnis, wenn mal jemand kurz von der ­Arbeit wegmüsse. In seinen sieben Jahren als Kommandant habe es diesbezüglich noch nie Probleme ­gegeben.

Chimlibach hielt auf Trab

In seinem Jahresrückblick fokussierte sich der Kommandant auf symbolische und spezielle Ereignisse. Als symbolisch galt zum Beispiel jener Brand am Neujahrstag 2022, bei dem Feuerwerkskörper in einem Gartencenter einschlugen und in der Folge zwei Holzpaletten in Brand setzten. Dank dem schnellen Eingreifen konnte Schlimmeres verhindert werden. Auch bei weiteren Brandfällen zeigte sich, dass durch Schnelligkeit grössere Schäden erfolgreich abgewendet werden konnten. Erneut stach der Chimlibach als Objekt hervor, das sowohl die eigene wie auch die Feuerwehr der Nachbargemeinde Schwerzenbach auf Trab hielt. «Der Bach beschäftigte uns in allen Farben.» Man könne es kaum glauben, aber dieses Rinnsal sei auch Habitat für wunderschöne Forellen, kommentierte der Kommandant. Während sich die Feuerwehr-Klassiker wie Brandbekämpfung zahlenmässig im Mehrjahresdurchschnitt bewegten, gab es bei den technischen Hilfeleistungen eine erneute Zunahme zu verzeichnen. Immer öfter werde die Feuerwehr vom Rettungsdienst für Patiententransporte – aus dem Bett in den Krankenwagen – gerufen. Auch in Fahrstühlen stecken gebliebene Personen sind 2022 von der Feuerwehr befreit worden. In einem Fall hätte es zweieinhalb Stunden gedauert, bis der offizielle Notfalldienst des Liftbetreibers in Volketswil gewesen wäre.

Generationenwechsel

Im Durchschnitt haben die Angehörigen der Feuerwehr 83 Prozent aller Übungen besucht, sieben glänzten sogar mit einer 100-prozentigen Quote. Bei den Einsätzen schafften acht AdF eine Ausrückquote zwischen 67 und 83 Prozent. 14 AdF mit summa summarum 223 Dienstjahren, 4395 Übungsbesuchen, 237 Kurstagen und 4000 Einsätzen haben die Feuerwehr Volketswil per Ende des Kalenderjahres aus verschiedenen Gründen verlassen. Fritschi sprach von einem Generationenwechsel, der voraussehbar gewesen sei und auf den sich die Organisation entsprechend vorbereitet habe. «Wir haben in den letzten Jahren entsprechend Nachwuchs nachgezogen und ausgebildet. Ich bin zuversichtlich, dass es gut kommt.» Aus Altersgründen sind unter anderem Roger Meili – nach 35 Dienstjahren – und Markus Bagge Wider, nach 882 Übungen und 832 Einsätzen, zurückgetreten. Wider, als bisheriger Kommandant-Stellvertreter und Ausbildungschef, verabschiedete sich mit einer emotionalen Rede von seinen Kameradinnen und Kameraden. Er erinnerte daran, dass die Feuerwehr Volketswil bislang noch jedes Problem habe lösen können, und betonte, dass es in seiner gesamten Laufbahn glücklicherweise noch nie zu einem grösseren tragischen Unfall gekommen sei. «Die Feuerwehr ist eine verrückte Sache, aber ihr seid noch verrückter, weil ihr das ­alles mitmacht.» Er habe immer gesagt, dass er keine Feuerwehr ­mache, sondern Feuerwehr lebe.

Zu später Stunde ergriff dann auch noch der Gemeindepräsident, Jean-Philippe Pinto, das Wort, nachdem er den bisherigen Verlauf des Abends am Gästetisch mit den drei ehemaligen Kommandanten, Markus Schneiter, Heinz Petrig und Marco Bosshard, verbracht hatte. Es fiel ihm die Ehre zu, den amtierenden Kommandanten zu verabschieden. Andreas Fritschi tritt nach 24 Jahren, aber nicht altershalber aus der Feuerwehr Volketswil aus. Per 1. Januar hat er die Führung der Feuerwehr Dübendorf/Wangen-Brüttisellen übernommen. Sein Austritt war im Rahmen des Generationenwechsels bereits seit zwei Jahren bekannt, und dementsprechend konnte sich die Organisation auch darauf vorbereiten.

«Von nichts kommt nichts»

Pinto würdigte ihn als pragmatisch, lösungsorientiert und verantwortungsbewusst. «Er ist immer Mensch geblieben. Das Korps trägt seine Handschrift.» Weitere Eigenschaften, die löblich Erwähnung fanden, sind Fritschis Kommunikations- und Lobbying-Fähigkeiten. Er habe es während seiner Kommandantenzeit geschafft, dass die Feuerwehr fast ­jedes Jahr ein neues Fahrzeug erhalten habe. «Du hast extrem viel geleistet für die Feuerwehr in Volketswil», schloss Pinto seine Dankesrede. Den Entscheid, der Feuerwehr beizutreten, habe er nie bereut, verabschiedete sich Fritischi von seiner Mannschaft. «Ich kam als Zuzüger nach Volketswil mit dem Gedanken, Leute kennen zu lernen und etwas für die Gesellschaft zu tun.» Auch den Aufwand für diese Tätigkeit habe er nie gescheut. «Von nichts kommt nichts», dieses Motto habe er, als ehemaliger Profisportler, stets befolgt. Seine letzte offizielle Amtshandlung bestand darin, seinem Nachfolger, Michael Fässler, die Einsatzjacke anzuziehen und ihm Kraft, Geduld und die nötige Portion Durchhaltewillen zu wünschen. «Ich hoffe, dass dir dieses Amt ebenfalls viel Freude bereitet.» Neuer Kommandant-Stellvertreter ist seit Neujahr Rico Sommerhalder.

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