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"Das Abstellen von Brunnen wäre ein Tropfen auf den heissen Stein"

Erstellt von Toni Spitale | |   News

Roger Letter, Abteilungsleiter Tiefbau und Werke, erklärt, wie die Gemeinde ihren Wasserbedarf für die Zukunft abgesichert hat und warum die Wasserversorgung aktuell nicht speziell zum Wassersparen auffordert.

Woher und wie bezieht Volketswil das Wasser, welches von den Haushalten und dem Gewerbe, der Industrie sowie der Landwirtschaft verbraucht wird?

Roger Letter: Die Wasserversorgung Volketswil betreibt drei eigene Grundwasserpumpwerke und kann so rund die Hälfte des Eigenbedarfs abdecken. Ausserdem ist sie in zwei regionale Gruppenwasserversorgungen eingebunden und kann so die andere Hälfte des Bedarfs aus einem überregionalen Verbund beziehen. Im Hintergrund steht mit dem Zürichsee ein riesiges Trinkwasservorkommen zur Verfügung. Gesamthaft gesehen hat es genügend Wasser im Kanton Zürich. Die Schwierigkeit ist primär logistischer Natur: Wie kann das Wasser in ausreichender Menge an die richtigen Stellen geleitet werden um jederzeit und überall den Wasserbedarf zu decken. Auch wenn der Zürichsee praktisch unerschöpfliche Wasserreserven garantiert, setzt die anhaltende Trockenheit den Grundwasservorkommen doch zu. So wie die Bäche und Flüsse langsam austrocknen, reduziert sich auch das Grundwasservorkommen im Moment stetig. Sollten sich die trockenen Perioden häufen, steigt die Abhängigkeit von Wasserlieferungen aus dem Grossverbund. Zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit im oberen Glattal ist deshalb für die kommenden Jahre der Bau einer zweiten Verbundleitung geplant.

Wie hoch ist derzeit der tägliche Verbrauch? Wie hoch ist der Verbrauch im Durchschnitt?

Der bisherige Spitzenwert von 2022 liegt mit rund 7›100 m3 pro Tag rund zehn Prozent höher als in den Vorjahren. Im Jahresdurchschnitt beträgt der Verbrauch rund 4›000 m3 pro Tag.

Dietlikon und Kloten haben ihre Brunnen stillgelegt und die Bevölkerung zum Wassersparen aufgerufen. Sind für Volketswil ähnliche Massnahmen geplant?

Aktuell sind wir in Volketswil in der glücklichen Lage, dass wir den Bedarf decken können. Wir können somit nicht von einer eigentlichen Mangellage sprechen, die verordnete Einschränkungen rechtfertigen würde. Selbstverständlich ist es richtig und wichtig, dass die Bevölkerung sparsam und bewusst mit Wasser umgeht. Dies gilt aber nicht nur in einem überaus trockenen Sommer wie wir ihn jetzt erleben. Wir sind der Meinung, dass die Bevölkerung durchaus sensibilisiert ist und verantwortungsvoll mit dem Wasser umgeht. Dazu bedarf es aktuell keiner speziellen Aufforderung durch die Wasserversorgung. Das Abstellung von Brunnen wäre ohnehin nur ein Tropfen auf den heissen Stein und dient vor allem als Symbol zum Wassersparen. Bei einer effektiven Mangellage müssten nämlich ganz andere Massnahmen getroffen werden. So müsste beispielsweise die Bewässerung der grossen Gemüsekulturen eingeschränkt werden mit entsprechenden Auswirkungen auf die Ernte. Auch ein generelles Giessverbot wäre zu diskutieren oder die Nutzung von Schwimmbädern zu verbieten. Dazu besteht glücklicherweise noch keine Veranlassung. Aktuell hilft uns natürlich die Ferienzeit. Ein Teil der Bevölkerung ist abwesend und das Giessen der Privatgärten erfolgt dadurch nur in einem reduzierten Umfang.

In einem der letzten heissen Sommer hat Volketswil einer notleidenden Nachbargemeinde mit Wasser ausgeholfen. Sind dieses Jahr auch schon entsprechende Anfragen eingegangen?

Die damalige akute Nothilfe wurde im Nachgang der Trockenperiode in eine geregelte Zusammenarbeit überführt. Auf dieser vertraglichen Basis leitet Volketswil in geringem Mass Wasser aus dem Regionalverbund in die Nachbargemeinden weiter.

Karin Ayar: «Auch bei einem Stromausfall ist die Wasserversorgung gewährleistet»

Auf die Frage, was bei einem Stromausfall passieren würde, nimmt die Gemeinderätin und Vorsteherin der Abteilung Tiefbau, Karin Ayar, wie folgt Stellung: Bei der Verteilung des Wassers kann eine einfache physikalische Eigenschaft genutzt werden: Wasser fliesst automatisch von oben nach unten. Aus diesem Grund sind die als Stapelbehälter genutzten Reservoire an erhöhter Lage gebaut. Von dort fliesst das Wasser auch ohne Stromversorgung in die einzelnen Gebäude. Strom wird somit primär für die Förderung des Grundwassers und das Hochpumpen in die Reservoire benötigt. Der Gemeinderat hat bereits vor zwei Jahren dem Kauf eines eigenen Notstromaggregats für die Wasserversorgung zugestimmt, mit welchem längere Stromunterbrüche überbrückt werden können. Dieser vorausschauende Entscheid entschärft natürlich die gegenwärtige Diskussion um eine mögliche Strommangellage für den kommenden Winter erheblich. Vor diesem Hintergrund ist die Wasserversorgung sehr gut aufgestellt und kann die Versorgung auch bei einem Stromausfall aufrecht erhalten.

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