«Ich arbeitete als Jurist schon immer im Unternehmensbereich», sagt Claudius Bingel. «Dabei geht es vor allem darum, die Betriebe juristisch zu beraten sowie Verhandlungen und Verträge vorzubereiten. Nach vielen Jahren bei Grosskonzernen wie Volkswagen, Bucher Industries, Foam Partner und EMS Chemie wollte ich etwas Neues machen. Ich wollte mich für Produkte einsetzen, die man auch sieht.» So arbeitet er jetzt als Jurist für die in Oerlikon ­ansässige Firma Indrivetec, die ­einerseits komplette Batteriespeichersysteme für grosse Photovoltaikanlagen und Elektrofahrzeugladesysteme entwickelt, andererseits elektrische Linearmotorantriebe für Achterbahnen baut. «Diese Antriebe werden unter anderem für eine Firma in Schaan gebaut. Dort werden Themenparkattraktionen wie Achterbahnen, Wasser- und Freifallbahnen designt und in die ganze Welt geliefert. Daneben hat er sich teilweise selbstständig gemacht und unterstützt und berät mit seiner Firma «Legal Expert Consulting» (www.­legal-expert.ch) KMU und Start-ups dabei, gegen die grossen Firmen zu bestehen. «Mich reizt das Zusammenspiel von juristischen Fragestellungen und technischen Aspekten», sagt er. «Aber viele junge und kleine Firmen können sich keine teuren Anwaltskanzleien leisten. Da ich keine Büroräume und Mitarbeitende bezahlen muss und ausser meinem Laptop und dem Handy keine Infrastruktur brauche, kann ich viel günstigere Tarife anbieten. Und ich kann meine Industrieerfahrung mit einbringen, was für die Start-ups sehr wertvoll sein kann.»

Jurist mit grünem Daumen

Als Ausgleich zur Arbeit ist Claudius Bingel, der vor zehn Jahren aus Deutschland in die Schweiz gekommen ist, seit zwei Jahren in Volketswil lebt und sich hier pudelwohl fühlt, oft und gerne in der Natur unterwegs. Sein Lieblingsort ist der Hügel Hutzlen, von dem aus man eine herrliche Aussicht zum Pfannenstil und bis in die Innerschweiz geniesst. «In der Pandemiezeit habe ich zudem begonnen, mit einem Bekannten jeden Donnerstag auf einer anderen Grillstelle zu grillieren. Ich glaube, ich kenne mittlerweile sämtliche Grillplätze in der Umgebung», sagt er lachend. Seine ganz grosse Leidenschaft neben der Arbeit ist jedoch das Züchten von Pflanzen. «Vor drei Jahren begann ich, mich intensiv mit Pflanzen zu beschäftigen. Seitdem züchte ich Olivenbäume, die direkt von Baumschulen in der Toskana stammen. Die Olivenbäume, die man im Fachhandel günstig kaufen kann, sind quasi Bonsais und haben nichts mit den Bäumen zu tun, die im Mittelmeerraum wachsen.» In Freudwil hat er sich in einer Gärtnerei eingemietet, wo er in ­einem Gewächshaus bis zu 500 Pflanzen verschiedener Sorten aufzieht. Manchmal verkauft oder verschenkt er sie oder stellt sie beim Coiffeur-Salon Hairzlich aus, wo Inhaberin Yvonne Ruf im Sommer viele Komplimente für das Mittelmeer-Ambiente vor ihrem Eingang bekommt. Er selber lebt mit seinem Kater im selben Haus und hat es somit weder weit zu seinen Pflanzen noch zum nächsten Haarschnitt.

Bringt Kakteen zum Blühen

Neben Olivenbäumen zieht er auch Kakteen auf. «Sie lassen sich zum Teil leicht vermehren. Es ist eine Freude, wenn es einem gelingt, eine Kaktee zum Blühen zu bringen. Dann kann man nur hoffen, dass man dann auch zu Hause ist und das Wunder erleben kann, denn die Blüten fallen sehr schnell wieder ab.» Auch mit Palmen hat er Zuchterfolge zu verbuchen. «Ich habe aus dem Urlaub eine heruntergefallene Dattel nach Hause gebracht und zog daraus eine Palme. Aber diese Pflanzen wachsen extrem langsam.» Mehr Glück hat er mit Aloe vera, die inzwischen seine ganze Wohnung bevölkern. «Ich finde es schön, all die verschiedenen Pflanzen zu beobachten und mitzuerleben, wie sie wachsen», begründet er den Reiz seines Hobbys.