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Bei mir

Erstellt von Jana Frei | |   Unsere Zeitung

Ich sitze hier gerade bei einem Glas Wein auf einem Campingplatz in Yvonand und könnte es fast nicht perfekter haben. Wir sind mit drei weiteren Familien hier – auf Einladung, weil eine der drei Familien fand, dass wir gut dazupassen und wir sicher Spass haben würden. Die Kinder sind beschäftigt und miteinander unterwegs, die Männer sind am Strand am «Wikinger Kubb» spielen. Alles in allem ein echtes Geschenk!

Und doch bemerke ich hier und da eine innere Unruhe – eine leise Stimme, welche mir einflüstert, dieses oder jenes zu brauchen, um mit anderen bestehen zu können (ja, ein Campingmobil hat schon so seine Vorteile – aber sind wir ehrlich – ein Büssli mit Vorzelt tut es für die wenigen Tage im Jahr auch). Eine Stimme, welche mir sagt, dass meine Bikinifigur auch schon mal besser war, und welche mich und mein Verhalten, mein Wirken auf andere immer wieder in Frage stellt. Bin ich zu laut? Bin ich zu leise? Sollte ich mich hier oder da mehr einbringen, oder eher zurückhalten? Und das Schlimme ist – ich stelle sogar meine Kinder und ihr Verhalten in Frage – aus Angst, nicht zu genügen und nicht zu passen …

Ich stell mir vor, ich wäre einer von denen. Einer der Reichen und Schönen, einer mit keinen Problemen. Einer der Könige, Königinnen alles perfekt. Alles unter Dach und Fach, die haben das Leben gecheckt (Lyrics von Curse, Titel «Bei mir»)

Passe ich schlicht einfach nirgends richtig dazu? Bin ich anders? – Ja, das bin ich! Weil Gott jeden von uns einzigartig und besonders gemacht hat. Weil er Vielfalt und Individualität mag. Weil jeder von uns seinen eigenen Lebensweg hat, welcher ihn zu dem Menschen macht, welcher er heute ist. Wenn selbst grosse Rapper wie Curse diese Zweifel kennen und sogar in ihren Songtexten verarbeiten, merkt man, dass man mit diesen Gedanken nicht alleine ist – und dass jeder und jede jeden Tag aufs Neue für sich entscheidet, wie er/sie damit umgeht …

Wir drehen uns im Teufelskreis, darum wird uns schwindelig Streben dahin wo wir glauben, dass die Lichter sind Doch die Menschen, die wir sein wollen, es gibt sie nicht Doch wenn ich still und alleine bin Sehe ich, ich bin so wie die anderen Wie alle, die gebrochen und verzweifelt sind Weil keinem von uns immer alles leicht gelingt Und wenn ich still und alleine bin Liegt mein Lachen über Dachterrassen Weil es immer was zu feiern gibt Wenn ich bei mir bin (Lyrics von Curse, Titel «Bei mir») 

Jana Frei, Leitung Jugendarbeit, reformierte Kirche

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