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Prämierte Präzision an der Premiere

Erstellt von Arthur Phildius | |   News

Ihr erstes Stück in einem zweistöckigen Bühnenbild liess die Theatergruppe Kindhausen aufblühen: «D’Albtraumvilla» mit unzähligen Auf- und Abtritten bereitete dem Publikum letzten Freitag an der Premiere sehr viel Freude. Gespielt wird bis und mit 16. November. Unser Bericht zur Premiere am letzten Freitag.

 

Von Arthur Phildius

«Wissen Sie, warum das Haus noch nie verkauft worden ist?», fragt Lehrling Stefan Willi die Sekretärin seines Chefs, Johanna Bühler. «Weil es so versteckt liegt und es noch niemand gefunden hat.» Das ändert sich bald sehr. Im Gegensatz zur Luxusvilla, die trotz aller Bemühungen, sie bewohnt aussehen zu lassen, ihre Schwächen nicht verbergen kann. Wie eine lose Geländerkugel, die dauernd wegspickt, sowie je eine klemmende Türglocke und Badezimmertüre – Running Gags.

So oder so erhält das doppelstöckige Bühnenbild mit vielen Türen, Baum und Galerie viel Startapplaus an der Premiere. Die Schauspielerin Patty Fischer und ihr junger Kollege Yanick Zwald legen mit flotten Sprüchen und viel Ironie den Boden für die anderen neun, die noch kommen: «Wer stört?»

Geschichte jetzt erdichtet

Es stören eigentlich alle. Und zwar das, was Otto Müller (mit Plüschpapagei und Hut: Thommy Stählin) allen Eingeweihten diktiert: «Wir erschaffen den Anschein, dass hier seit Jahren ein glückliches, harmonisches, liebevolles Ehepaar lebt.» Nämlich Melanie Meili (Renée Grosvernier), die aber Simon heisst und sich auf eine weitere grosse Schauspielrolle gefreut hat. Anfangs ist sie seit Jahren, dann erst seit heute verheiratet mit Erwin Meili (Urs Martin, mit Applaus für Meilis Slogans und Reden), der unbefleckt freisinniger Nationalrat werden möchte. Dabei wirft ihm Müller vor: «Er hat es jetzt ganze fünf Jahre lang geschafft, diese Hütte nicht zu verkaufen.»

Als schwerreiche Käufer treten Marcel und Hélène de Manière (Erhard Lang mit Basler Dialekt und Heidi Conrad) ein. Sie interessieren sich fürs Haus, aber auch so sehr fürs Ehepaar Meili, dass dieses kaum nachkommt, seine Geschichte zusammenzuschustern. Aber nur Tarnung sind beide Ehepaare: Hélène soll als detektivisch geblitzter Marcels Scheidung fördern.

Der Nebel ist schuld

Wenn auch noch ein immer dichterer Nebel Regie und das grüne Politiker-Ehepaar Fischbach (Claudio Caluori und Eliane Ramsauer) hinzuführt und alle komplett unerwartet die Nacht in der Villa verbringen lässt: und wenn der ehrbare Anwalt David Hagedorn (Beat Zwahlen) zudem seine Verlobte Melanie abholen möchte, aber in ganz andere Rollen gedrängt wird: Dann kann nur eine Wirrung auf die Irrung folgen. Eine um die andere…

Nur einmal, mitten in den Tücken des Dreiecks, geschieht ein kleiner, aber auf der Galerie wie im Publikum gleich belachter Patzer: Meili spricht vor «Gattin» Meili von Meili – statt von «Hagi», seinem Gegenspieler. Doch egal, wie verwirrt oder verzweifelt der immer Bedauerswertere wird, oder wie andere Fetzen fliegen: Jede der vielen Türen geht pünklich auf, zu oder nicht auf. Jede und jeder im Ensemble spiele hochpräzise, ist eine frühere Illnauer Schauspielerin beeindruckt: Trotz des teils vielen Textes lebten alle ihre Rollen glaubwürdig.

«Ja, sie leben ihre Rollen», bestätigt Bea Meier, die zum dritten Mal Regie führt und den englischen Zweiakter nachbearbeitet hat. «Das können sie aber nur, weil sie so textsicher sind.» Auch die frühere Regisseurin Holliger ist es Lobes voll: «Sie machen das wirklich sehr gut. Chapeau!» Grosser Applaus, besonders für Urs Martin als Meili und Beat Zwahlen als «Hagi», ist letzten Freitagabend der Lohn. Aber auch etwas Ausdruck dafür, dass man einen solch wirren Albtraum weder selbst erleben noch träumen möchte. Der Albtraum liegt nur in der Story – nicht im Schauspiel.

Die Theatergruppe KIndhausen spielt «D’Alptraumvilla» noch sechsmal: vom Donnerstag, 8. November bis und mit 16. November im Parkhotel Wallberg. Ausser am Sonntag (14.30 Uhr) beginnen alle Vorstellungen um 20 Uhr. Tickets: www.theater-kindhausen.ch 

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