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Zum Gesang gehört auch Geselligkeit

Erstellt von Arthur Phildius | |   Unsere Zeitung

Erstmals – zumindest in jüngerer Zeit – lud der Gemischte Chor Hegnau seine Ehemaligen ein. Bei feinen Speisen entstand eine feine Gemeinschaft. Wie in vier gemeinsam gesungenen Liedern mischen sich Fröhlichkeit, Wehmut und Hoffnung im Verein.

«Danke, ebefalls.» – «Ja, sali, Hans-Ruedi.» – «Han ich mit dir scho ­aa­gstoosse?» – «Ich weiss es au nüme. Chumm, mer stoossed namal aa.» Gläser klangen. «Zum Wohl!» So fröhlich schallte es am Freitag, 9. September, vor dem Buffet durcheinander. Zu Wein, Sanbitter, Bier oder Saft und delikaten Zopfschnitten mit Speck, Tomaten oder Kräuterknoblauch kam man rasch miteinander ins Gespräch. Voll wurde der grosse Saal im Gemeinschaftszentrum In der Au aber nicht: Ein Dutzend aktiver Chormitglieder empfing zehn ehemalige, die in den letzten drei Jahren altershalber ausgetreten waren. «Weiter zurück wäre es schwierig, alle zu finden und ja niemanden zu vergessen», erklärte Präsidentin Margret Clerc in ihrer Begrüssung.

Hundertjähriges hallt nach

Da stand sie wieder im Raum: die grosse Jubiläumsfeier im Jahr 2019 als Markstein des damals exakt 100 Jahre alt gewordenen Traditionsvereins. Von ihr schwärmten viele im Saal. «Ja, es war einfach wunderbar!», waren sich Clerc, ihre Schwester Silvia Angst und ihre Tischgenossen einig. Aufgeführt worden sei die «Toggenburger Messe», zusammen mit einer Appenzeller Streichmusik und der Wilchinger Alphornistin Lisa Stoll (damals 23). Da muss der Name Alex Eugster fallen: Er hatte Stoll seit ihrer Kindheit gefördert, mehrere Fernsehsender interviewten ihn am Jubiläum. Und vor allem: Damals hatte er nach vierzig (!) intensiven Jahren zum unwiderruflich letzten Mal den Gemischten Chor Hegnau dirigiert. Mit 80 Jahren – und vielen Emotionen auf allen Seiten. Am Höck wurde deutlich spürbar, wie sehr ihn alle mögen. Und vermissen.

Musical geht dem Höck vor

Alex Eugster musste sich abmelden: Er steckte mitten in den Vorbereitungen fürs Musical «Oh läck du mir». Es verbindet die Ohrwürmer des Trios Eugster mit einer schwungvollen Geschichte und wird derzeit im Theater 11 in Zürich mehrmals aufgeführt. «Durch die Coronapause haben wir einige Mitglieder verloren, ungefähr zwölf», legt Clerc offen. Aber bereits Eugsters Abschied vom Chor war eine Zäsur: Mehrere langjährige Mitglieder hätten sich dann altershalber oder sonst verabschiedet. Das zeichnete sich ab: Bereits als sie 2018 Präsidentin geworden war, sei sie nur bis zum Jubiläum 2019 geködert worden. Nachher sei der Chor fertig. Vorzeitig fertig? Nichts da! Doch nach einem Jahr Vorsitz fand sie: «Das ist so ein genialer Chor. Ich mache weiter. Es kann nicht sein, dass so etwas stirbt. Das ist Kulturgut in Volketswil. Das muss man pflegen.» Jetzt gehe man gemeinsam weiter. «Es sind einfach nicht mehr so viele wie früher», bedauerte sie zwar vor allen Versammelten. «Aber wir werden bald wieder mehr sein.» Sie kündigte neue Singfreudige an, die aber noch nicht an den Höck hätten kommen können. Sie verpassten es, am Hufeisentisch vier Lieder «aus dem FF» zu singen und somit selten auf die Noten zu blicken. Das klang dreistimmig verheissungsvoll lebendig und schön. Verlockend zum Musizieren war «Unsre kleine Nachtmusik», frei nach Mozart und dem fast 200 Jahre später geborenen Texter Lorenz Maierhofer: «Wolfgang Amadeus macht uns froh.» Alfred Freis «Vogel am Fänschter» hatte etwas Wehmütiges, wie das Ziehenlassen verdienter Mitglieder. Doch Max Freis Hegnauer Lied – mit Musik natürlich von Alex Eugster – tönte einladend fröhlich: «Chumm uf Hegnau, wänn’s wotsch chli gmüetli ha, deet isch immer öppis los!»

«Dörfs es bitzeli meh sii?»

Los war auch einiges an den Tischen: «Alex Eugster sagte stets, es könnten alle singen», zwinkerte Werner Angst dem Reporter aufmunternd zu. Um ihm beim Essen zu raten: «Getreu Alex Eugsters Motto: ‹Dörfs es bitzeli meh sii?›» Nun, die von ­Therese Wunderlin launig angekündigten und von Verena Stettler und Claudia Chincarini zubereiteten Hörnli mit zwei Saucen, Kräutern, Käse und Apfelmus mundeten mega. Der präsidiale Wunsch erfüllte sich total: «Es soll richtig schön werden heute Abend. Aber der Grundtenor ist, dass wir miteinander plaudern können.» Apropos Musik: «Ans Klavier!», hiess es viermal für den neuen Dirigenten Nenad Ivkovic. Ihn kennen einige Leute in Volketswil vom aufgelösten reformierten Kirchenchor Tonart. Er betreut noch weitere Chöre und Crossover-Musikprojekte mit Orgeln. «Wir sind sehr zufrieden mit Nenad», bestätigte Margret Clerc. «Etwas vom Schönsten» Wovon träumt der gelobte junge Musiker? «Dass wahnsinnig viele Leute jetzt nach der Pandemie merken, dass sie gerne singen. Dass sie einfach zu einer Probe kommen und diese so lässig finden, dass sie immer wieder kommen.» Denn, strahlt Ivkovic: «Ich glaube, Singen ist etwas vom Schönsten, was man tun kann. Auch als Laie. Man hat sein Instrument immer bei sich. Es ist wahnsinnig toll fürs Gemüt, für die Gesundheit.» Margret Clercs Fazit war denn auch: «Ich finde, es hat gut getan, wieder einmal miteinander zu singen. Wir haben ja nicht gewusst, wie es mit dieser Idee herauskommen würde. Aber ich finde: gut. Wir würden es wieder einmal machen. Ich habe das Gefühl, dass sich die Ehemaligen wertgeschätzt gefühlt haben.»

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