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Zu den Sternen

Erstellt von Michaele Madu, Katholische Pfarrei Volketswil | |   Unsere Zeitung

Ich schaute letztes Jahr im Herbst den Science-Fiktion-Kinofilm „Ad Astra“. Der Titel bedeutet „Zu den Sternen“. Kurz zusammengefasst, ist die Handlung folgende: Roy McBride, gespielt von Brad Pitt, reist in einer Geheimmission von der Erde zum Mond und dann zum Mars, um beim Uranus seinen alten Vater in einer Raumstation zu treffen.

Von der Station gehen seit einiger Zeit Strahlen aus, die das Leben auf der Erde zu vernichten drohen. Möglicherweise geschah dort ein Unfall. Auf seiner Weltrettungsaktion verarbeitet der Astronaut immer mehr das Verhältnis zu seinem Vater. Dieser verliess die Erde vor Jahrzehnten in Richtung Uranus, um von dort das All nach ausserirdischem Leben abzusuchen. Ob der Vater und seine Crew noch leben, weiss man nicht. Roy hatte nie ein enges Verhältnis zum Vater aufbauen können. Schon in seiner Kindheit war dieser kalt und distanziert. Im Verlauf der gefährlichen Mission hofft Roy immer mehr, dass der Vater noch lebt und ihm zeigt, dass er ihm etwas bedeutet. Ihm kommen auch Ängste, dass er selbst dem Vater charakterlich ähnelt. Daher konnte er seiner Frau, die ihn vor kurzem verliess, seine Gefühle nicht genügend zeigen. Durch viele Schwierigkeiten hindurch, kommt er schliesslich auf der Raumstation beim Uranus an. Zuvor hatte er erfahren, dass der Vater seine eigene Crew getötet hat, als sie während des Projekts zur Erde zurückwollten. Im Raumschiff trifft Roy daher erst auf die schwerelos schwebenden Leichen der Besatzung. Dann sieht er seinen greisenhaften Vater, dessen Psyche durch die selbstverursachte Isolation angegriffen ist. Als Roy ihm sagt, dass er ihn liebt, ihn retten und zur Erde zurückbringen will, lehnt der Vater das ab. Er will, bzw. kann nicht zurück. Als Roy ihn trotzdem überzeugt, reisst der Vater sich beim Umsteigen im All los und begeht dadurch Selbstmord. Roy kehrt zur Erde zurück mit dem Wissen, eben nicht so wie sein Vater zu sein. Er weiss nun, woher seine eigene Tendenz zur Gefühlskälte kommt. Aber er spürt auch, dass in ihm zugleich mehr Wärme und Hoffnung ist. Mit dieser neuen Kraft, nimmt er wieder Kontakt zu seiner Frau auf. Mich hat im Film die Vater-Sohn-Problematik berührt. Ist es die Reise wert gewesen, obwohl der Vater die Gefühle nicht erwidern konnte? Ich denke schon. Roy konnte sich so vom Vater lösen und neu zu seinen eigenen Gefühlen stehen. Für die Erzählung war der Weltraum eine spannende Kulisse. Vom Psychologischen her hätte sich aber das Gleiche abspielen können, wenn ein Sohn nach langem Kontaktabbruch des Vaters diesen im Seniorenheim wiederfindet und abgelehnt wird. Wie konnte es zur positiven Wandlung bei Roy kommen? Der wichtigste Aspekt für mich ist, dass er dem Vater sagen konnte, dass er ihn liebt. Solche Liebe auszudrücken, ist ein Wert an sich, auch wenn die Liebe nicht erwidert wird. Ich sehe darin eine religiöse Parallele. Auch Jesus ist in seiner Zeit auf der Erde von vielen Menschen abgelehnt worden, als er von der Liebe Gottes sprach. Wenn ihm nun niemand nachgefolgt wäre, hätte seine Botschaft trotzdem Sinn gehabt? Ja, denn wir wissen nie, was es in Menschen bewirkt, wenn ihnen Liebe zugesprochen wird. Auch in das Herz des Vaters von Roy konnten wir nicht blicken, als er im All starb. Liebe zu zeigen, ist immer wertvoll.

Michaele Madu, Katholische Pfarrei Volketswil

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