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"Wirklich sauber und schön geworden"

Erstellt von Arthur Phildius | |   Unsere Zeitung

Grosse Freude spiegelte sich in den Gesichtern der Gäste letzten Samstag: Das reformierte Kirchgemeindehaus hat mehr als ein Facelifting erhalten. 175 Jahre nach der ersten Einweihungsfeier drehte die zweite quasi den Schlüssel zu inneren Werten für ein erneuertes Gemeindeleben.

 

Fast verliebt wirkte die fröhliche Architektin Miriam Jack im Beisein ihrer Familie: in das Schmuckstück an der Zentralstrasse 1. 1844 als typisches Schulhaus erbaut und 1980 letztmals renoviert, erstrahlt es innen und aussen in neuem Glanz. «Wir sind sehr zufrieden», strahlte sie als Mitinhaberin der FSJ-Architekten aus Zürich. Das Kürzel enthält die Namen Kaspar Fahrländer, Gregor Scherrer – und eben Mirjam Jack: «In einer intensiven Phase war ich fast täglich vor Ort.» Auch als Bauleiterin. «Es macht uns grosse Freude, etwas Altes aufzufrischen.» Doch da erfasste sie auch Wehmut: «Für mich heisst es jetzt, nach drei Jahren Abschied zu nehmen. Für euch ist es ein Beginn.»

Kosten und Termine im Plan

Vorher gab sie noch Einblick: «Wir begannen im Februar 2018 mit den Umbauarbeiten.» Termine wie auch das Budget von 1,8 Millionen Franken – plus 100 000 Franken für neue, gut isolierende Fenster als Zusatzkredit – habe das Team einhalten können. Das bestätigte Kirchenpflegepräsident John Herter: «Auch wenn mal etwas nicht so ausgeführt werden konnte wie geplant, konnte sie sofort reagieren und uns eine Lösung aufzeigen, sodass wir kaum in Verzug gerieten.» Gleichwohl hielt Jack das gute Vorankommen nicht für selbstverständlich: «Bei einem 175-jährigen Gebäude ist davon auszugehen, dass nicht alles so sein wird, wie man es erwartet.» So kam es auch: Der Liftschacht erforderte eine Bodenplatte und Zusatzpfähle, das Grundwasser des nahen Dorfbachs eine Sickerleitung – natürlich separat von den heiss ersehnten neuen Trink- und Abwasserleitungen. Gebäude-Geschichte ablesbar Aber es liessen sich auch originale, dicke Parkettböden unterm Pavatex freilegen, abschleifen und neu lackieren: sehr schön im grosszügigen Sitzungszimmer mit ovalem Tisch und grünem Kachelofen. Oder, ebenfalls im 2. Stock, Dachbalken für die WCs und die Teeküche. Diese wartet – als Umbau-Überraschungsfund – mit alten, bunten Sechseckkacheln auf, die ihren sonst neuen Wabenboden zieren. Bei ihren Rundgängen am Samstag und Sonntag überzeugten sich viele Volketswiler Leute selbst, dass dieses Fazit Jacks zutrifft: «Ich glaube, es ist uns gelungen, einen Umbau zu schaffen, der stimmig die Geschichte des Gebäudes ablesbar macht.»

«Mut zum Aufbruch»

Sehr zufrieden zeigte sich jedenfalls Gemeindepräsident Jean-Philippe Pinto: «Es ist mir wirklich eine ganz grosse Freude, Ihnen die besten Glückwünsche und Gratulationen des Gesamtgemeinderates zu überbringen.» Den Keller habe er gegenüber einst, als er fürs Volksmarschteam Material heraufholte, kaum wiedererkannt. Dort gelte wie überhaupt: «Jetzt ist es wirklich sauber und schön geworden.» Im Gegensatz zu Leuten, die manches für unnötig hielten, «kann man hier wirklich sagen, dass es nötig war». Pinto warb um «Mut zum Aufbruch», gerade im neu «Zwinglisaal» genannten Gemeindesaal und zum Huldrych-Zwingli-Jubiläum 500 Jahre Reformation. «Wir haben 500 Jahre lang extra drauf gewartet», sorgte Pfarrerin Gina Schibler für Heiterkeit. «Vielleicht gelingt es uns mit diesem heimeligen Gebäude, auch Leute zur Kirche zurückzuholen», hoffte Pinto als Katholik und riet, die Leistungen der Kirchen «noch besser herauszustreichen». Bevor Pinto Herters Behörde mit einem alten lokalen Stich beschenkte, wünschte er: «Habt viel Freude daran. Alles, alles Gute und viel Freude am heutigen Tag.» Herter seinerseits beschenkte mehrere am Gelingen stark Beteiligte mit Blumen und je einer Flasche Wein mit extra angefertigter Haus-Etikette.

Wurst essen wie einst Zwingli

Pfarrerin Schibler segnete das erneuerte Haus, stimmte «Grosser Gott, wir loben dich» an und verwies auf das von ihrer Konfirmandenklasse gebastelte, an der Wand stehende Kreuz. «Dafür musstest du aber viel Wein trinken», hätten einige um sie herum gefrotzelt. Doch die Korkzapfenringe stammten alle von der Wertstoffsammelstelle. Sie dienten dazu, Segenswünsche-Zettel fürs Kirchgemeindehaus anzupinnen. Im doppelten Festzelt draussen nutzten Dutzende die Chance, eine Reformationswurst zu verspeisen: wie einst Zwingli und seine Verbündeten – sie aber als Auflehnung gegen den Fastenzwang. Das Bläserquartett der Harmonie Volketswil spielte davor nun mehr fröhliche als festliche Weisen, ein altes Kinderkarussell drehte Runden. Drinnen schminkte Nadia Herren viele Kinder zu Fledermäusen, Fussbällen, Tigern und anderem mehr. Alles sah sehr professionell aus. «Aber davon kann ich nicht leben», verriet die Gutenswilerin, die im Kinderland des Volki-Lands arbeitet. «Ich habe ganz viele Kurse besucht, arbeite gerne mit Kindern und bin gerne kreativ.»

Künftige Kirche gestalten

Also eigentlich genau wie die rund 25 Personen, die sich am Nachmittag im Zwinglisaal zum Zukunftsworkshop trafen. Im individuell gewählten Turnus brachten sie Ideen fürs künftige Gemeindeleben zu den Bereichen Generationen, «Umwelt, Klima und wir Christen», «Christliche Spiritualität» sowie «Gemeinschaft und Solidarität» ein. Auf die Resultate und Erkenntnisse darf man gespannt sein.

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