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"Wir sind stolze Volketswilerinnen"

Erstellt von Toni Spitale | |   News

Die Stadt ist out, der Griespark ist in: Volketswils Jahrgang 2001 verbringt seine Freizeit am liebsten vor der eigenen Haustür. Auf Einladung des Gemeinderates – der vollzählig anwesend war – feierten 34 Jugendliche auf dem Greifenseefriedlich ihre Volljährigkeit.

«Es ist schön, dass so viele gekommen sind», freut sich Gemeindepräsident Jean-Philippe Pinto mit Blick auf die vorwiegend jungen Gäste an Bord des Motorschiffs David Herrliberger. In der heutigen, schnelllebigen Zeit sei es nicht mehr selbstverständlich, einen freien Abend zu haben. Den heutigen Freitagabend hätten sie sich aber gerne freigeschaufelt, bestätigen Nour Holliger, Lea Donnarumma und Sonja Maggiulli. «Ich finde es gut von der Gemeinde, dass sie uns zur Jungbürgerfeier einlädt und wir dadurch ehemalige Schulkolleginnen und -kollegen wieder einmal treffen können», so Nour. Auch bei den beiden Nachbarinnen Lea und Sonja ist die Freude am Wiedersehen deutlich spürbar: Sie wohnten zwar seit zwei Jahren im gleichen Wohnblock, seien sich aber während dieser Zeit noch gar nie begegnet.

Pinto: Engagement für das Gemeinwohl

Vor 18 Jahren stürzten am «9/11» die Zwillingstürme des World Trade-Centers in New York ein und nur drei Wochen später erlitt der damalige Nationalstolz Swissair einen Totalabsturz. Um einen «Absturz» der Gäste oder gar einen Sturz in den nächtlichen Greifensee braucht sich der Gastgeber an der Jungbürgerfeier für den Jahrgang 2001 jedoch keine Sorgen zu machen. «Es ist heute wieder einmal ganz ruhig und friedlich», wie der Sicherheitsvorsteher Christoph Keller zufrieden feststellt. Jean-Philippe Pinto sinniert in seiner Ansprache darüber, was es heisst, 18 zu werden. «Ab diesem Jahr können, dürfen oder müssen Sie sogar aktiv die Zukunft unserer Gemeinde und unseres Landes mitgestalten. Bringen Sie ihre jungen und frischen Ideen ein.» Er schliesst mit dem Appell, sich in einem Verein oder einer öffentlichen Organisation zu engagieren und am politischen sowie gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Steuern zahlen ist «nöd cool»

Die Möglichkeit der politischen Mitbestimmung ist bei den meisten Jungbürgern noch sekundär, wie sich in Gesprächen während des Nachtessens herausstellt. Autofahren und die neuen Freiheiten geniessen scheint nach wie vor bei beiden Geschlechtern erste Priorität zu haben. Als «nöd cool» empfinden einige, dass sie von nun an vom Steueramt zur Kasse gebeten werden. Hingegen finden die meisten ihren Wohnort als «total cool». «Hier ist es ländlich, aber trotzdem haben wir alles, was man zum Leben braucht», gibt die Systemgastronomiefachfrau Lea zu Protokoll. Zwar habe Volketswil noch kein eigenes Kino, aber wenn man einen Film anschauen wolle, dann sei das nächste Multiplex nicht weit entfernt. Ihre Kollegin Sonja schätzt die «viele Natur im Dorf», vermisst aber einen «Starbucks»-Coffeeshop, der ihrer Meinung nach viele Leute nach Volketswil locken würde. Wünschen tut sich die Zierpflanzengärtnerin weniger Staus auf den Strassen. Damit der Bus an den Bahnhof pünktlicher werde. Und um beim Thema zu bleiben: «Auch eine neue Buslinie von Schwerzenbach über In der Höh bis ins Chappeli – ohne Umweg über das Industriequartier – wäre eine gute Sache.»

Zuerst Griespark, danach McDonald’s

Auf die Frage, wo sich die heute 18-Jährigen in ihrer Freizeit aufhalten, wird besonders oft der Griespark erwähnt. Ausgangslokale in der Stadt Zürich oder das Jugendhaus scheinen die 2001-Jahrgänger nicht auf dem Radar zu haben. Renis Muqa spricht für viele, wenn er sagt: «Wir treffen uns an einem schönen Abend an unserem Stammplatz im Gries und gehen danach in den McDonalds’». Wenn er bezüglich Angebotserweiterung noch einen Wunsch offen hätte, dann am ehesten dieser: Ein geschützter Treffpunkt im Park, wo sich die Jugendlichen auch bei Regen aufhalten können. Julinde Raduni und Gül Ercoban verbringen ihre Freizeit mit Tischtennisspielen auf dem Gemeinschaftsplatz in ihrem Wohnquartier. Beide vermissen in Volketswil noch ein Bowling-Center, ansonsten sind sie aber sehr glücklich am Ort, wo sie aufgewachsen und zur Schule gegangen sind: «Wir sind stolze Volketswilerinnen», betonen sie selbstbewusst.

«The place to be» für Volketswil

Schon ganz konkrete Vorstellungen, was in Volketswil noch fehlt, haben Larina Isler, Sandro Schneebeli, Petros Gakidis und Nina Bundi. Sie wollen einen Treffpunkt eröffnen, der alle Generationen ansprechen und verschiedene Angebote unter einen Hut bringen soll. Es soll ein Café sein, das am Abend in eine Musikbar umgewandelt werden kann, am liebsten in einem Altbau im alten Dorfkern. Schneebeli spricht von einem «Platz zum Chillen», Isler möchte das Lokal auch für die Kunstszene öffnen und Bundi erhofft sich mit ihrem Konzept gar den «The place to be» zu schaffen. Es dürfe alles sein, nur kein Mainstream, betonen die vier Jungbürger.

Mittlerweile hat man auf dem offenen Deck Platz genommen, um die Abendstimmung zu geniessen und die Begegnungen in der hellen Mondscheinnacht mit Selfies zu verewigen. Es ist ruhig auf dem Motorschiff, die Jungbürger sind ganz gemütlich am Chillen.

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