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"Wir brauchen intelligente Köpfe die mitdenken und mitgestalten"

Erstellt von Toni Spitale | |   News

Am Industrieverein-Businesslunch mit den Gemeinde- und Stadtpräsidenten drehte sich dieses Jahr alles ums Thema Standortförderung. Einigkeit herrschte darüber, dass es für die Attraktivität einer Gemeinde mehr braucht als nur einen tiefen Steuerfuss.

«Mit 57 Gästen haben wir heute aussergewöhnlich viele Teilnehmende», freute sich der Programmchef Daniel Kurz im Rahmen des Apéros im Foyer des «Wallberg»-Saals. Traditionellerweise haben am letzten Businesslunch im Kalenderjahr die Gemeindepräsidenten das Wort. Anwesend waren nebst Jean-Philippe Pinto von der Gastgebergemeinde, sein Amtskollege Thomas Weber aus Schwerzenbach, Greifensees Präsidentin Monika Keller und Barbara Thalmann, welche in diesem Frühjahr neu an die Spitze der Ustermer Exekutive gewählte worden ist.

Uster: «Wir brauchen intelligente Köpfe»

Letztere stellte sich gleich zu Beginn als Gast «aus der Region Ost von Volketswil» den IVV-Mitgliedern vor. Das 35 000 Einwohner zählende Uster an der «Nahstelle zwischen Flugplatz-Region und Zürcher Oberland» betreibt als einziger der vier Orte schon seit mehreren Jahren eine eigene Wirtschaftsförderung. Obschon der ehemalige Textilstandort gegen Aussen in erster Linie als Wohnstadt wahrgenommen werde, würden Arbeitsplätze auch zu einer Stadt gehören, räumte Thalmann ein. Derzeit befasse man sich mit der Frage, welche Art von Arbeitsplätzen dies in Zukunft sein sollen. Um das zu erreichen, habe man den «PlanU» ins Leben gerufen, eine Gruppe von Leuten aus Wirtschaftskreisen, die sich regelmässig mit den Behörden austauschen. «Wir brauchen intelligente Köpfe die mitdenken und mitgestalten», so die Stadtpräsidentin. Im gleichen Atemzug schob sie nach, dass ihr ein aktiver Kontakt «am Puls der Firmen» wichtig sei. Einen Boom an Firmenzuzügen erwartet Thalmann indes nicht: «Für grosse Ansiedlungen fehlen uns die Baulandreserven.» Mit einer Erfolgsmeldung, wonach sich vor Kurzem eine Ingenieurfirma mit 100 Arbeitsplätzen im Gebiet «Kern Süd» niedergelassen hat, schloss die Ustermerin ihre Erläuterungen. «Die Firma liegt nahe am Bahnhof und fühlt sich dort ganz wohl.»

Weitere Infos unter: www.ivv.ch

 

Volketswil: «Fehlender Bahnhof zählt nicht»

Des einen Freud’, des anderen Leid. Thalmann verschwieg, dass die erwähnte Firma zuvor in der Nachbargemeinde Greifensee ihre Steuern bezahlte. Das könne nicht Sinn und Zweck einer regionalen Standortförderung sein, warf Jean-Philippe Pinto ein. «Anstatt Firmen untereinander wegzunehmen, müssen wir miteinander arbeiten und Wege finden, wie wir Firmen aus dem Ausland in unsere Region locken können». Pinto plädierte in diesem Zusammenhang für eine Vernetzung mit den grossen Standortorganisationen wie der «Greater Zurich Area». Potenzial, um ausländische Firmen anzulocken, sei vorhanden. Volketswil sei in vielerlei Hinsicht für juristische Personen attraktiv, betonte Pinto weiter – unter anderem grenze man direkt an den Innovationspark am Flugplatz Dübendorf und sei weit über die Region hinaus als «Mekka der Einkaufszentren» bekannt. «Ein fehlender Bahnhof kann kein Argument sein, dass man als Firma nicht hierher zieht.» Auch Volketswils Gemeindepräsident nutzt «persönliche Kontakte», um die Sorgen und Wünsche der lokalen Wirtschaft abzuholen. Von der geografischen Positionierung her bestätigte Pinto, dass sich Volketswil als Teil des Wirtschaftsraums Glattal / Flughafen verstehe.

Greifensee: «Expats wollen eine gute Umgebung»

Mit einer zu 97 Prozent überbauten Fläche macht sich Monika Keller keine Illusionen: «Wir können in Greifensee noch lange davon träumen, eine grosse Firma anzulocken.» Das grösste Unternehmen «im Städtchen mit Bahnhof, Schloss und Schiffanlegestelle» ist die international tätige Mettler Toledo. Mit ihr steht die Gemeindepräsidentin auch in regelmässigem Kontakt. Bei diesen Gesprächen gehe es aber nicht in erster Linie um die Höhe des Steuerfusses, sondern um Fragen zu den Bildungsstätten, Freizeitmöglichkeiten und Verkehrsanbindungen. «Bei Mettler Toledo arbeiten viele Expats und für die ist es wichtig, dass sie eine gute Umgebung haben.» Förderungsbedarf sieht Keller im Austausch zwischen den Hochschulen und der Wissenschaft sowie den bereits hier ansässigen Firmen, die auf hoch qualifizierte und gut ausgebildete Mitarbeitende angewiesen seien.

Schwerzenbach: «Teil des Metropolitan-Raums Zürich»

«Wir sehen uns als kleiner Teil des Metropolitan-Raums Zürich», hielt Thomas Weber fest. Das wirtschaftliche Spannungsfeld liege zwischen der steuerlich nicht interessanten Stiftung und dem Dienstleistungsbetrieb unter den «Top 10 der Steuerzahler», wo jede einzelne Arbeitskraft einen jährlichen Umsatz von über eine Million Franken erwirtschafte. Aber welcher Wirtschaftszweig in der Zukunft gefördert werden solle, darauf hat man in Schwerzenbach noch keine schlüssige Antwort. Auch der Gemeindepräsident erachtet den direkten Kontakt zwischen Behörden und Firmen als wichtigen Pfeiler der Wirtschaftsförderung und unterstützt die Meinung, dass der Steuerfuss nicht das alleinige Kriterium bei der Standortwahl darstellt. Wichtig erscheint Weber der Einbezug der Bevölkerung in die Entwicklung der Gemeinde. So sei es dem 5300-Einwohner-Dorf erst kürzlich gelungen, einen Gestaltungsplan für einen Gemüsebaubetrieb auszuarbeiten und mit grosser Akzeptanz durch die Gemeindeversammlung in Kraft zu setzen.

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