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Wieder mehr Zeit für Privates

Erstellt von Toni Spitale | |   News

Insgesamt 37 Jahre Gemeinderatserfahrung haben der Sicherheitsvorstand Christoph Keller (, 20 Jahre, parteilos), die Hochbauvorsteherin Regina Arter (12 Jahre, SVP) und der Gesundheitsvorstand Christian Knechtle (5 Jahre, SVP) auf dem Buckel. Im Interview erzählen sie von Höhepunkten, über Erfahrungen und von dem, was sie nun danach erwartet.

In wenigen Minuten beginnt hier in der Halle des Kultur- und Sportzentrums Gries die Gemeindeversammlung. Für Sie alle ist es die letzte in offizieller Funktion. Was ist das für ein Gefühl?

Christian Knechtle: Mit fünf Jahren war ich nicht lange Gemeinderat. Das war nicht mein halbes Leben. Besondere Gefühle löst dieses letzte Mal bei mir nicht aus.

Christoph Keller: Es ist mir bewusst, dass es die letzte Versammlung ist, aber irgendwann ist es eben die letzte. Vor der ersten Gemeindeversammlung hatte ich vielmehr gezittert. Jetzt kann ich wieder ab dem «Bock» steigen und unten Platz nehmen, Sprüche reissen und meine Meinung äussern.

Regina Arter: Heute präsentiere ich noch mein letztes Geschäft. Für mich wird es danach sicher eine Erleichterung sein. Es wird ein freiwilliges Kommen sein, da der Druck der Anwesenheitspflicht wegfällt. In Zukunft kann ich dann den Abend ganz unbeschwert auf mich zukommen lassen.

Am 30. Juni geht Ihre Amtszeit zu Ende. Was ist Ihre letzte Amtshandlung?

Regina Arter: Bei mir erstreckt sich die Amtsübergabe über den ganzen Monat. Mein Nachfolger ist bereits an sämtlichen Terminen mit dabei. Der Juni ist ideal, da alle wichtigen Veranstaltungen just in diesem Monat stattfinden. Dadurch bekommt mein Nachfolger 1:1 mit, was im Ressort Hochbau läuft. Ich finde das eine gute Sache.

Christoph Keller: Mein Nachfolger kann seine Aufgabe antreten, ohne dass ihm ehemalige Sicherheitsvorsteher auf die Finger schauen. Bei meinem Amtsantritt war es anders, ich hatte damals drei Kollegen im Gemeinderat, welche dieses Ressort schon einmal inne hatten und die Arbeit des neuen Sicherheitsvorstands immer sehr kritisch begutachteten. Es war aber gleichzeitig auch unterstützend und hilfreich. Ich will das nicht als negativ werten. Die Übergabe an meinen Nachfolger läuft übrigens auch gut. Allzu viele Pendenzen gibt es für ihn nicht. Meine letzte Amtshandlung wird das Unterzeichnen des Dienstbarkeitsvertrages für die Installation und den Gebrauch der Alarmanlage auf dem Neubau der VItaFutura sein.

Christian Knechtle: Das Dossier «Erarbeitung neues Altersleitbild» habe ich bereits meiner Nachfolgerin übergeben. Als Schlusspunkt steht für mich noch die Verwaltungsratssitzung der VitaFutura an, welche vom Termin her ziemlich genau mit dem Ende meiner Amtszeit zusammenfällt.

Was waren die Höhepunkte, welches die Tiefpunkte während Ihrer Behördentätigkeit?

Christian Knechtle: Die Gemeinde hat ein grosses finanzielles Engagement. Das sind die 50 Millionen Franken für das neue Alters- und Pflegezentrum. Das Projekt lastet auf allen Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern. Die Gemeinde trägt das gleiche Risiko wie jeder Imobilieninvestor, nämlich jenes von höheren Zinsen und Leerständen. Die VitaFutura ist in meiner Amtszeit vom Höhepunkt zum Tiefpunkt geworden. In den ersten beiden Jahren wurde Gewinn erzielt. Dann kam das Corona-Virus und hat nicht nur das Resulat zunichte gemacht, sondern auch viel menschliches Leid verursacht. Drei Wochen vor der Impfung mussten 15 Bewohnerinnen und Bewohner ihr Leben lassen. Die letzten zwei Jahre waren ein «Jammertal». Aber ich bin zuversichtlich, dass wieder bessere Zeiten kommen.

Christoph Keller: Allein schon die Tatsache, dass ich 20 Jahre im Gemeinderat war, betrachte ich als Höhepunkt. Der tiefe Einblick in das Gemeindeleben war für mich eine positive Erfahrung. Es gab verschiedene Rosinen wie zum Beispiel die vielen Baukommissionen, in denen ich Einsitz nehmen durfte. Tiefpunkte in diesem Sinn gab es keine. Wenn sich solche abgezeichnet haben, konnten wir als Gemeinderatsteam immer wieder etwas dagegen tun. Auch schätzte ich die Zusammenarbeit mit den vielen interesannten und fähigen Menschen auf den Abteilungen wie bei der Gemeindepolizei, der Feuerwehr und in den Kommissionen.

Regina Arter: In der ersten vier Jahren war ich Ressortvorsteherin Liegenschaften und dort in den Baukommissionen «Neues Gemeindehaus «und «Wallberg-Sanierung» involviert. Als Hochbauvorsteherin wirkte ich dann in der Jury für die «Voila»-Überbauung auf dem Areal des ehemaligen Gemeindehaus mit. Das schöne am Wechsel in den Hochbau war die Tatsache, dass ich dadurch auch aus der Gemeinde hinausgekommen bin. Ich konnte mich mit den Glattal- und Zürcher Oberland-Gemeinden vernetzen und kam dadurch mit guten Leuten in Kontakt. Mein Hightlight war aber das Team im Gemeinderat, in welchem ich mitwirken durfte. Ich möchte die vergangenen zwölf Jahre wirklich nicht missen.

Was nehmen Sie aus der Zeit im Gemeinderat ins weitere Leben mit?

Regina Arter: Ich lernte die Arbeit schätzen, welche die Behörden und die Verwaltung tagtäglich für die Gemeinschaft leistet. Wenn man noch nie ein Behördenamt bekleidet hat, kann man das einfach nicht beurteilen. Meine Kritiker musste ich immer wieder fragen, ob sie sich auch schon mal in einem Amt engagiert hätten. Meistens erhielt ich ein Nein als Antwort.

Christoph Keller: Das kann ich so unterschreiben, und zwar mehrere Male, nicht nur einmal. Der vertiefte Einblick schaffte für mich eine Identität zu Volketswil. Es ist nicht nur die Gemeinde, in der ich wohne, sondern es ist meine Gemeinde, aus dem einfachen Grund, weil ich bei so und sovielen Projekten mit dabei war. Dieses Wissen, aber auch das Verständnis, was es für einen Entscheid braucht, nehme ich gerne in die Zukunft mit.

Christian Knechtle: Es gibt Sachen, bei denen sich eine Behörde eingeengt fühlt. Wir werden von Bestimmungen stranguliert, die einen Gemeinderat letztlich kapitulieren lassen, weil die Vorgaben «gottgegeben» sind, sprich von übergeordneten Instanzen kommen. Nur schon die Mentalität, dass man das «Gottgegeben» akzeptiert, finde ich schlecht. Diesen Zustand kann ich so nicht akzeptieren. Die Strangulation geht laufend weiter und wird in fünf Jahren viel schlimmer sein als dass sie heute ist. Diesem Trend will ich Gegensteuer geben.

Was folgt nach der Zeit im Gemeinderat?

Christoph Keller: Als Grossvater kommt sicher etwas auf mich zu. Ich habe aber auch ein Hobby und ich werde das Bleistift und den Filzstift sicher nicht weglegen. Auf alle Fälle werde ich aber den Umstand geniessen, nicht irgend noch eine Pendenz erledigen zu müssen. Schon während meiner 42-jährigen Tätigkeit als Lehrer und auch als Gemeinderat hatte ich immer das Gefühl, etwas stehe noch an. Dieses Gefühl ist nun weg.

Regina Arter: Ich freue mich extrem auf die Zeit danach. Ich werde mich wieder vermehrt meiner Tätigkeit als Treuhänderin widmen können. Meine Kundinnen und Kunden haben während den vergangenen 12 Jahren sehr viel Verständnis aufbringen müssen. Sie haben es jetzt verdient, dass ich sie wieder nach bestem Wissen und Gewissen betreue. Privat möchte ich meiner Familie wieder mehr Zeit schenken. Das ist übrigens auch der Hauptgrund, warum ich von meinem Amt zurücktrete.

Christian Knechtle: Es gab Leute, die haben sich echt gefreut, dass ich nicht mehr gewählt worden bin. Ich meine damit aber nicht meine politischen Gegner. Als Unternehmensberater habe ich immer noch zwei, drei Mandate, welche ich durch die ganze Krisenzeit hindurch betreut habe. Meine Mandaten freut es natürlich, dass ich wieder mehr Zeit für ihre Anliegen aufbringen kann.

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