Genau betrachtet bewirkt diese Änderung einen massiven Leistungsabbau der Post. Für die meisten Briefkastenbenützer bildet der Gang zum Briefkasten vor 17 Uhr den Abschluss der Erledigung der Briefpost mit der Gewissheit, dass die A-Post am nächsten Tag dem Empfänger zugestellt wird. Wird nun aber der Briefkasten nicht mehr am Vorabend, sondern bereits in der ersten Hälfte des Vormittags geleert, bleiben die eingeworfenen Briefe bis zum nächsten Tag dort liegen. Die Zustellung an den Empfänger verzögert sich somit um mehr als einen ganzen Tag. Da der Briefkasten neu am Samstag nicht mehr geleert wird, erfolgt die Zustellung der am Freitag eingeworfenen A-Post erst volle vier Tage später, das heisst erst am Dienstag der folgenden Woche.

Die Post begründet diese Rationalisierungsmassnahme damit, dass die Briefkastenleerung künftig durch die Postboten auf ihrer Zustelltour erfolge. Das führt jedoch zu einem weiteren Nachteil für die Kunden. Die Postzustellung erfährt dadurch eine weitere Verzögerung. Schon bisher konnte die Vorgabe, die Briefpost vor 12.30 Uhr zuzustellen, nicht eingehalten werden. Die Post wird in meinem Quartier regelmässig erst zwischen 13 und 14 Uhr (teils auch erst nach 14 Uhr) zugestellt.

Wir stehen vor dem Abstimmungswochenende. Wer hat da schon daran gedacht, dass die Stimmzettel, die im Laufe des letzten Dienstags in den gelben Kasten geworfen wurden, nach den postalischen Vorgaben erst am Montag nach dem Abstimmungssonntag auf der Gemeinde eintreffen werden? Die Leerung der Dienstagspost erfolgt erst am Mittwochmorgen, die B- Post darf bis maximal drei Arbeitstage darauf zugestellt werden, also erst am Montag nach dem Abstimmungssonntag, zumal B-Post am Samstag nicht zugestellt wird. Na schön! Bei dieser Gegebenheit ist der Gemeinderat gut beraten, die Rücksendung der Stimmzettel für die briefliche Stimmabgabe mit A-Post vorzufrankieren, um den Schaden einigermassen in Schranken zu halten. Die Briefpostzustellung erfüllt keinen Selbstzweck des Postunternehmens. Die Post hat einen öffentlichen Auftrag zu erfüllen und erhält dafür das Monopol. Das entbindet das Unternehmen jedoch nicht, die Dienstleistung im Interesse seiner Kunden zu erbringen. Diese Dienstleistungsbereitschaft wird stetig geschmälert, was nicht hingenommen werden darf.