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"Vorwärts machen, um vorwärts zu kommen"

Erstellt von Toni Spitale | |   Unsere Zeitung

Carmen Walker Späh legte am Neujahrsapéro des Arbeitgeber-Verbandes Zürcher Oberland ihre Vorsätze für einen erfolgreichen Wirtschaftsstandort Zürich dar. Mit einer liberalen Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik sowie einer gut funktionierenden Verkehrsinfrastruktur soll der Kanton weiterhin fit gehalten werden. Auch zahlreiche Firmen- und Behördenvertreter aus Volketswil nahmen am Anlass in Nänikon teil.

Die Gastgeberin und amtierende AVZO-Präsidentin Annette Lenzlinger durfte sich über ein volles Haus freuen. Knapp 120 Mitglieder und Behördenvertreter fanden sich am Sitz der Lenzlinger Söhne AG ein. Der wiederum grosse Aufmarsch korrelierte mit der Entwicklung des AVZO in den vergangenen zwei Jahren. „Wir verzeichneten ein gewaltiges Wachstum“, freute sich die Präsidentin. Der Verband wuchs um 16 Neumitglieder, welche insgesamt 2091 Arbeitsplätze repräsentieren. Unter dem Strich zählt der AVZO derzeit 154 Mitglieder und vertritt über 13 000 Beschäftigte im Zürcher Oberland.

Geschichte spielte Vorreiterrolle

Sie werde von Aussenstehenden oft nach dem Erfolgsrezept für den Wirtschaftsstandort Zürich gefragt, begann die Volkswirtschaftsdirektorin ihre Ausführungen. Sie antworte dann in den meisten Fällen wie folgt: „Es sind verschiedene Erfolgsfaktoren, die ineinander greifen und für ein wirtschaftliches Ökosystem sorgen. Wir haben heute ein Umfeld, das es Firmen ermöglicht, innovativ und kreativ zu sein.“ Dabei habe die Geschichte eine wichtige Vorreiterrolle gespielt. Walker Späh blickte zurück in die Zeiten Zwinglis, der den Zürchern vor 200 Jahren die Tugenden Fleiss und Bescheidenheit beigebracht habe. Eine Entscheidung von grosser Tragweite habe um 1848 auch der ehemalige Regierungs- und Bundesrat Alfred Escher gefällt, in dem er die technischen Hochschulen statt in der Hauptstadt Bern in Zürich ansiedeln liess. „Er legte damit den Grundstein für Wirtschaft und Forschung.“ Auch die Standortfrage des internationalen Flughafens bezeichnete die Referentin als wegweisenden Entscheid, denn die Erreichbarkeit sei ebenfalls ein Schlüsselfaktor für einen erfolgreichen Wirtschaftsstandort.

Kapazitätserhöhung auf Schiene

Seit Beginn ihrer Tätigkeit als Volkswirtschaftsdirektorin handle sie ganz nach dem Motto: „vorwärts machen, um vorwärts zu kommen.“ Damit spielte die Regierungsrätin auf die verschiedenen Verkehrsinfrastrukturprojekte an, die in den nächsten Jahren realisiert werden sollen. Unter anderem sind dies die Umfahrungen von Eglisau und Grüningen, die Limmattalbahn sowie die Oberlandautobahn. Letzteres Thema quittierten die Anwesenden im Saal mit einem ohnmächtigen Raunen. Walker Späh versprach, bis zur Übergabe des Dossiers an den Bund im Jahr 2020 ein ausführungsreifes Projekt ausgearbeitet zu haben. „Nach so langer Leidenszeit muss nun endlich etwas gehen“, war auch sie der Meinung. Im Bereich des öffentlichen Verkehrs hat die Volkswirtschaftsdirektion den Fokus auf die Erstellung eines vierten Gleises am Bahnhof Stadelhofen gerichtet. Nach dessen Realisierung im Jahr 2035 soll das Kapazitätsvolumen auf der Schiene in Richtung Oberland um 50 Prozent gesteigert werden können. Von heute acht Zügen pro Stunde dürften dann rund 12 Züge nach Uster und Wetzikon verkehren. „Wir werden dafür sorgen, dass Arbeitnehmende und Bevölkerung auch in Zukunft mobil bleiben.“

Innovationspark mit Pistenanschluss

Ein weiteres Puzzleteilchen des Erfolgsrezepts Zürich stelle der Innovationspark auf dem Flugplatz Dübendorf dar. „Wir stehen bezüglich Innovation in direkter Konkurrenz mit China, den USA und Singapur – aber wir sind konkurrenzfähig“, gab sich Walker Späh überzeugt. Einmal mehr betonte sie, dass die Regierung die Dreifachnutzung des Areals nach wie vor unterstützt. Es handle sich um eine „einzigartige win-win-Situation“, denn wo sonst gebe es einen Innovationspark mit eigener Flugpiste? Dieser Umstand berge auch Potential für Forschung und Innovation im Bereich der Aviatik. Arbeitsplätze zurückholen Grosse Herausforderungen erwartet die Volkswirtschaftsdirektorin im Umgang mit der Digitalisierung. Diese werde die Arbeitswelt komplett verändern, insbesondere was die Berufsbilder betrifft. „Ein Metallbaufachmann und eine Dentalhygienikerin werden in Zukunft zum Beispiel über die gleichen digitalen Kompetenzen verfügen müssen.“ Selbstkritisch räumte Walker Späh ein, dass in Sachen Digitalisierung noch viel Arbeit bevorstehe. Vor allem müsse die Schweiz gegenüber den Konkurrenten im Ausland aber noch stärker werden. Darin sehe sie auch eine Hoffnung, dass Arbeitsplätze, welche in der Produktion verloren gegangen respektive ins Ausland abgewandert seien, wieder zurückgeholt werden können. Walker Späh warnte zwar im gleichen Atemzug vor allzu grossen Illusionen: „Es werden nicht Arbeitsplätze für die grosse Masse sein, sondern vielmehr für kleine, feine Nischenprodukte.“

Walker Späh ist grundsätzlich zuversichtlich, dass Zürich die anstehenden Herausforderungen meistern wird: „Der Kanton ist sehr fit unterwegs“. Damit dies auch so bleibe, brauche es weiterhin eine liberale Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik, starke KMUs, eine gut funktionierende Verkehrsinfrastruktur sowie einen starken Innovationsgeist.

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