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Von der «Notkirche» zu «lebendigen Steinen»

Erstellt von Arthur Phildius | |   Unsere Zeitung

Ein halbes Jahrhundert Katholische Pfarrei Bruder Klaus in Volketswil: Das feierte sie am Sonntag mit einem fröhlichen Fest – um ein Coronajahr verspätet und am heissesten Tag. Was für ein vielfältiges Kirchenleben seit 1971 gewachsen ist, wurde deutlich.

Ein aus tiefstem Archivdunkel gelichtetes Lichtbild verdeutlichte es beim letzten Programmhöhepunkt: Ein gelber Kran aus Windisch stellte die katholische Kirche 1971 auf schräge Betonträger mit steilen Dachelementen, die einem Zelt gleichen. «Der Turm des Chappeli war noch sichtbar. Denn das ‹Zänti› und die zugehörigen Blöcke entstanden erst 1972», freute sich Michaele Madu, seit 2004 Pastoralassistentin. über ihren Diafund. Ihr Bilderbogen über 50 (plus ein) Jahre illustrierte, was aus der einstigen Diaspora-Gemeinde im reformierten Umfeld geworden ist. Und damit aus der «Notkirche», die das Hilfswerk Fastenopfer (neu: Fastenaktion) über 15 armen Schweizer Pfarreien ermöglicht hatte: Vor fünf Jahrzehnten herrschte Superbauboom in Hegnau Süd und Nord («Sunnebüel»!).

«Lebendige Bausteine»

Diese Entfaltung zeigte bereits der 75-minütige Festgottesdienst: So brachten allerlei «Delegierte» grosse, gestaltete Schachteln. Renate von Felten baute sie zu einer breiten Mauer auf. Jeder Baustein stehe für eine der vielen Gruppen im Gemeindeleben. Also ganz im Sinne einer Stelle im 1. Petrusbrief der Bibel, wo Kapitel 2 diese «Steine» beschreibt. Jesus Christus verbinde sie wie der oberste Mittelstein eines Portals. Darauf gingen Daniel Geevarghese, Pfarrer seit 2017, und Don Rocco Zocco als Vertreter der Missione Cattolica Italiana in Uster, in ihren kurzen Predigten lebensnah ein. Einige dieser Gruppen gestalteten den bunten Festgottesdienst mit: vier Ministrantinnen, der Kirchenchor samt Jugendchor, mit Pfarreiurgestein Peter Vögeli als Leiter, und die fünfköpfige Chilebänd. Die Musik war erfrischend jung, frisch an die Wand projiziert.

Vielseitiges Repertoire

Die Chilebänd mit Barbara Müller (Leitung, E-Bass, Klavier, Geige), Sandro Müller (Querflöte), Mario Crò (Altsaxofon), Nils Rusterholz (Klavier) und Josipa Anicic (Gesang, E-Bass) hatte am Fest ihren eigenen Auftritt: Vom jazzigen Instrumental «Mission Impossible» über John Legends Legende «All of You», Adeles groovendes «Rolling in The Deep» bis zum verspielten «La Pulce d’Acqua» von Angelo Branduardi zeigte das Quintett ein vielseitiges Repertoire. Musik war gleich nach der Bratwurst vom Grill und den Spaghetti Napoli vom Comitato Genitori auch tanzbar Trumpf: Im Garten zeigte die lokale «Roundabout»-Gruppe ein Streetdance-Medley. Die 17 Mädchen von acht bis elf beziehungsweise zwölf bis siebzehn Jahren strahlten Freude aus, ihre Choreos teils erstmals einem Publikum vorzuführen. «Roundabout» ist eine Suchtvorsorgeidee des Blauen Kreuzes mit lokalen Gruppen: In Volketswil stehen die Gemeinde mit ihrer Jugendarbeit KJAV, die reformierte Kirche und die katholische Pfarrei dahinter – aus Letzterer tanzten etwa fünf Mädchen freudig mit. Das Publikum spendete viel Applaus.

Belohnter Erkennungsdienst

Vor dem Sturm aufs Dessertbuffet mit mehreren Crèmen- und Kuchensorten sorgten auch die Rosenkranzgruppe mit einer Installation, die Lesegruppe mit einem Quiz über sich, die Lektorengruppe mit Einstiegsfrage und Päcklifischen sowie der Chor mit einem offenen Singen für Kurzweil. Mehrere Mitglieder der Volketswiler Politik, der beiden anderen Pfarreien in der bis Uster reichenden katholischen Kirchgemeinde und der reformierten Kirchgemeinde beehrten die Pfarrei. Die reformierte Kirchenpflegerin Doris Wichser würdigte die einstige «Notkirche» als «Anker neben dem Gemeindehaus, inmitten blühender Quartiere». Für den Weiterbau des Kirchenlebens wünschte Wichser «von Herzen eine segensreiche Zukunft». So segensreich, wie die Vergangenheit unterm Strich gewesen sein muss: Die von Michaele Madu launig kommentierte Bilderschau geriet zum fröhlichen Köpferaten, an dem sich die vielen Mitglieder im relativ kühlen Saal eifrig beteiligten. Als Lohn erhielten sie ein streng gehütetes Geheimnis: eine Jubiläumsbroschüre in glänzenden Farben und mit vielen fotografischen Schätzen.

Jubiläumsbroschüre: Wer kein Exemplar erhalten hat – persönlich oder per Post –, kann beim Pfarreisekretariat: an der Feldhofstrasse 25 in Volketswil montags bis freitags von 8 bis 11 Uhr eines abholen.

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