Unser Leben ist strukturiert von Zeit, mit biografischen, biologischen, geografischen und sozialen Internodien. Begegnung in und mit der Kirche kann entstehen bei biografischen, biologischen, geografischen und sozialen Anliegen und / oder Ereignissen. Das erklärt, wieso nach der Firmung, mit Beginn des Erwachsenenalters, der Bezug zur Kirche lose wird. Wie kann pfarreiliche Sozialarbeit Unterschiede, Ungleichheit und Solidarität zwischen und mit den Menschen zum Thema machen? Auf der einen Seite sind Menschen, die in ihrem privilegierten Alltag eingebettet sind. Sei das durch Familie, Arbeit und / oder Freunde. Auf der anderen Seite stehen Menschen, die aus verschiedensten Gründen Brüche und / oder Veränderungen erlebt haben, und auf der Suche sind oder im Schatten stehen.
Die vergangene Hilfsgütersammlung hat Menschen zusammengeführt: Im aktiven Miteinander, beim Sortieren und Verpacken der Hilfsgüter. Oder im Gespräch und dem Nachdenken über die Wirkung unsers Handelns. Erstmals wurde dafür ein gemeinsamer Wortgottesdienst gestaltet. Auch wenn die helfenden Hände im Verhältnis zu Bedürftigkeit und Not geringer in der Anzahl und Menge scheinen, war das Ergebnis grossartig. Solidarität kann Ungleichheit und / oder Unterschiede überbrücken oder gar überwinden. Auf der einen Seite sind Menschen, die achtlos leben und / oder konsumieren. Auf der einen Seite stehen Menschen, die sich ein anderes oder besseres Leben wünschen. Oftmals sind sie in ihrer Bedürftigkeit gefangen. Beide haben sich ihre Lebensrealität nicht ausgesucht. Veränderung ist möglich, doch wie kann diese wachsen? Das ist die Aufgabe von Kirche: für Menschen da zu sein. Sich bewusst und gewahr zu werden, dass in unserem Handeln und Leben die Möglichkeit und Option von Entscheidung innewohnt. Doch erst mit einem bewussten und aktiven Entscheid kann Veränderung entstehen und neue Möglichkeiten werden Wirklichkeit. In dieser Handlungsermöglichung will Kirche aktiv sein und Menschen mit- und zueinander bringen. Gelebte Gemeinschaft und Solidarität.
Veronika Mensching, Sozialarbeiterin FH, katholische Pfarrei Volketswil
Kommentare (2)
werner.klee@acd.li
am 18.10.2021Es wäre zweifellos für die Lebensqualität aller Mitglieder unserer Gemeinschaft (in Gemeinde- ,regionalem, nationalem und weltweitem Rahmen) dienlich, wenn die Unterschiede sowie die natürliche Ungleichheit verstanden und toleriert, die ökonomische Ungleichheit gemildert und die Solidarität gefördert werden könnte. Ich denke, dass Frau Mensching hat aus diesem Grund und mit diesen Zielen ihren wertvollen Leserbeitrag geschrieben hat, der auf die kirchliche Gemeinschaft(en) fokussiert ist, aber durchaus auch für nicht-kirchliche Gemeinschaften gültig ist.
Die Ursachen von Ungleichheit und fehlender Solidarität können auch mit der Maslow'schen Motivation- und Bedürfnis-Theorie (in Wikipedia gut beschrieben) verstanden und erklärt werden. Wenn man diese individuellen Unterschiede in Rechnung zieht, lassen sich daraus auch Lösungen zum Erreichen von ausgeglicheneren Gemeinschaften und mehr Solidarität entwickeln.
Das ist nicht nur eine Aufgabe für die Kirche, sondern auch für die gesellschaftliche Führung (Politik), und um dieser Aufgabe gerecht werden zu können, gilt sie eigentlich auch für jeden einzelnen individuellen Menschen.
Werner Klee (Kindhausen)
werner.klee@acd.li
am 28.10.2021Aber mit 24 Daumen-runter wird dies niemand schaffen ...