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Tragisches und Witziges aus der Stadt

Erstellt von Andrea Hunold | |   Unsere Zeitung

Am Montag war alt-Stadträtin und Sozialwissenschaftlerin Monika Stocker zu Besuch am Ökumenischen Nachmittags-Treff für Ältere im Saal des Parkhotels Wallberg in Volketswil. Sie erzählte witzige, traurige und auch tragische Anekdoten aus ihrem ehemaligen Berufs-Alltag.

Monika Stocker war von 1994 bis 2008 Sozialvorsteherin der Stadt Zürich. Mit viel Leidenschaft und Herzblut brachte sie in dieser Zeit ihr Engagement ein. Seither ist einige Zeit vergangen, sie hat verschiedene Bücher verfasst und erzählte den Anwesenden unter dem Titel „mittendrin – die Kehrseite der schönen Grossstadt Zürich“ berührende und humorvolle Begegnungen mit Menschen am Rande unserer Wohlstandsgesellschaft. Die Drogenszene boomte in der Amtszeit von Monika Stocker. Der Letten und der Platzspitz waren leider nicht nur in der regionalen Presse immer wieder ein Thema. Halb Europa nahm daran teil und war für den Stadtrat ein fast unlösbares Problem. Es waren um die 2000 bis 3000 Menschen in der offenen Drogenszene als sie und Kollegin Kathrin Martelli im heissen Sommer 1994 eine Letten-Aufräumung durchführen liessen.

Hausfrauen-Putzaktion

Von vielen wurde dies zwar als lächerliche Hausfrauen-Putzaktion angesehen. Streetworkers fuhren mit Baggern auf und sogar zwischen den Gleisschienen wurde gesäubert. Das ganze desolate Ausmass war mit einem Mal offensichtlich. Es musste etwas geschehen und die Idee einer kontrollierten Heroin-Abgabe war für Monika Stocker die einzige sinnvolle Lösung. Gerade in dieser Zeit herrschte auch offener Krieg zwischen Dealern aus Nordafrika und dem Libanon, bei der es sogar zwei Tote gab. Nach langen Verhandlungen mit der UNO Kontrollbehörde konnte die Idee der Heroinverschreibung in die Tat umgesetzt werden.

In Zürich fehlen weibliche Monumente

Auch Räumungen von Gebäuden - wie dem bekannten Gammelhaus im Kreis 4 – standen auf dem Tagesplan von Stocker. Keine leichte Aufgabe mit diesen Randständigen eine humane Lösung zu finden. Aber nicht nur dramatisches gibt es von Zürich zu berichten. Monika Stocker schwärmt von der Limmat-Stadt. „Beginnen wir unseren Stadtrundgang doch im Herz von Zürich; dem Hauptbahnhof. Hier pulsiert das Leben, Touristen aus aller Welt, Geschäftsleute, Menschen aus nah und fern, passieren dieses alte schöne Gebäude. Es finden hier Weihnachtsmärkte, Beachvolleyball-Turniere, Opernaufführungen und vieles mehr statt. Und alles unter den Augen einer üppigen bunten Frau: Dem über allem hängenden Engel von Niki de Saint Phalle. Sie ist nicht unbedingt Zwingli-tauglich, wie Stocker schmuntzelnd bemerkte. Sowieso ist ihr Zürich eine Spur zu männerdominierend. Es fehlen ihr weibliche Monumente. Überall habe es Männer, allen voran den Herrn Escher und den Herrn Pestalozzi vor dem Globus. Dann komme noch Karl der Grosse und so fort. Bei der Wasserkirche treffe man dann auch den Herrn Zwingli mit seinem Schwert, aber von Frauen weit und breit keine Spur. Obwohl die Frauen in der Geschichte von Zürich sehr wohl eine grosse Rolle gespielt hätten. Aber halt, da gebe es doch noch etwas Weibliches: Katahrina von Zimmern im Hof des idyllisch gelegenen Fraumünsters. Sie war die letzte Äbtissin des Fraumünsterklosters und dieses Denkmal wurde wohlgemerkt von Frauen errichtet.

Noch viele weitere Informationen und kurzweilige lustige oder tragische Geschichten gab Monika Stocker an diesem Nachmittag zum Besten. Auch wie sie von einem Randständigen geküsst wurde oder welche originellen Aus- und Weiterbildungs-massnahmen für Migranten ausgeführt wurden. Ja und dann war da auch noch eine ganz fragwürdige Geschichte über einen zweimal operierten Blinddarm bei dem sich schlussendlich herausstellte, dass einmal der legale und einmal der illegale Bruder operiert wurden.

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