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Replik zum Leserbrief "Die Politik hat versagt"

Erstellt von Michel Fässler, Hegnau | |   Unsere Zeitung

Immer breitere Kreise zieht das Thema Littering, sowohl bei den Behörden wie auch in der Bevölkerung und das ist gut so. Nur ein Problem, das als solches anerkannt wird und unter den Nägeln brennt, hat auch die Chance angegangen und gelöst oder zumindest verbessert zu werden. Traurig ist, dass wir uns mit solchen Themen überhaupt beschäftigen müssen.

Unsere Behörden und Gemeindemitarbeiter hätten weiss Gott genug anderes zu tun, als sich mit weggeworfenem Abfall zu beschäftigen (übrigens wir Cleanwalkers auch – das ist kein Hobby, sondern eine Lebenseinstellung). Nicht die Politik hat versagt, sondern generell unsere Gesellschaft und deren Haltung zum Konsum und den damit verbundenen Auswirkungen. Wie anders ist es zu erklären, dass ganze Ozeane mit Plastikabfall vermüllt wurden? Solange es Mitmenschen mit der Lebenseinstellung „s Mami rumt mis Zimmer uf“ gibt und sich auch so im öffentlichen Raum bewegen, wird Littering weiterhin existieren. Nur gerade fünf Prozent der Schweizer Bevölkerung betreibt Littering. 95 Prozent verhalten sich also korrekt, ärgern sich aber an den Auswirkungen und bezahlen auch dafür. Rund eine Million Franken jeden Tag in der Schweiz.

Die Politik sieht sich mit diesem komplexen Thema permanent konfrontiert und kann offensichtlich auch keine Lösung aus dem Hut zaubern. Littering ist ein langsam schleichender Prozess, der über viele Jahre zu dem geworden ist, was wir heute vorfinden. Die Behörden in Volketswil haben durchaus ein offenes Ohr für die Anliegen der Cleanwalkers und unterstützen deren Aktivitäten auch auf verschiedenen Ebenen. Wir versuchen das Problem unbürokratisch, pragmatisch und sofort anzugehen. Was auf Gemeindeebene in Sache Littering-Bekämpfung schon alles gemacht wird, ist nicht zwingend sichtbar, da es ja weggeräumt wird, dies im wahrsten Sinne des Wortes. Würden alle Gemeindearbeiter diese Arbeit einmal längere Zeit nicht ausüben, wäre die Situation in den Strassen sicherlich wesentlich „unschöner“ und ihre nicht getane Arbeit käme zum „Vorschein“. Berechtigt ist die Frage, ob genug getan wird beziehungsweise was man noch besser machen könnte. Wir Cleanwalkers hätten da noch einige konstruktive Ideen. Dies haben sicher auch andere Bewohner(innen) in unserer Gemeinde. Deshalb können wir die Anregung, einen „Workshop“ zu dem Thema zu organisieren, nur begrüssen.

Michel Fässler, Hegnau, Präsident Verein Cleanwalkers 

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Kommentare (3)

  • w.klee@2wire.ch
    am 10.06.2019
    Littering: wer hat versagt ? Nicht, aber vielleicht wir alle ?

    Sehr geehrter Herr Fässler,

    Die Arbeit des Vereins Cleanwalkers verdient hohes Lob, und ich habe grossen Respekt vor allen Menschen, die sich für cleanes walking engagieren - herzlichen Dank für diesen wertvollen Beitrag zugunsten der Lebensqualität sowohl der Allgemeinheit als auch jedes einzelnen Mitglieds unserer Gemeinschaft.
    Ich weiss nicht, ob Ihre Schätzung von 95 % sich korrekt verhaltenden Menschen und 5 % Littering-Sündern noch stimmt - es ist zu befürchten, dass Littering wie eine Infektionskrankheit weiteres, zunehmendes Littering nach sich zieht, weil die Leute irgendwann die Lust verlieren, selber für korrekte Entsorgung ihres eigenen Abfalls zu sorgen, ohne dafür belohnt; zu werden durch eine angenehm saubere Lebens-Umgebung weil diese trotz eigenen Bemühungen durch Gedankenlosigkeit einiger Rücksichtslosen vermüllt wird, worunter dann alle zu leiden haben. Zum Vergleich: auch in einem Verein werden engagierte Ehrenamtliche demotiviert, wenn die Mitglieder in (zunehmender) Häufung nur profitieren wollen und jede eigene Mithilfe verweigern. Diese Negativ-Spirale gilt es aufzuhalten - und Sie stellen ganz richtig fest, dass die Politik (eigentlich: die Menschen in den Gemeindeverwaltungen) diese Aufgabe gar nicht ohne die Mithilfe aller Betroffenen bewältigen können. Ich denke, dass diese Trend-Umkehr zwar nicht schnell bewerkstelligt werden kann, aber trotzdem schnellstmöglich initiiert werden muss - durch Förderung des Respekts gegenüber dem Ordnungsbedürfnis der Mitmenschen (das ja eigentlich als Grundbedürfnis jedes Menschen entweder bereits geweckt ist oder mittels geduldigem, aber auch konsequentem Fordern durch Lehrpersonen; im weitesten Sinne (inklusive Eltern) nicht nur den Kindern, sondern nötigenfalls auch Erwachsenen anerzogen werden muss durch Vorbild und gezieltem Lenken der Aufmerksamkeit auf Fehlverhalten, vielleicht auch durch kreative Formen von Belohnung für bewusste Achtsamkeit.

    Ich wünsche Ihnen, dass Ihr Leserbrief viel positives verdientes
    Feedback erfährt und diese Diskussion sich in cleanen walkways manifestieren wird.

    Danke für Ihren Einsatz und freundliche Grüsse
    Werner Klee (Kindhausen)
    • micze@hispeed.ch
      am 21.06.2019
      Herr Klee, Sie kommen vom eigentlichen Thema ab, denn es ging um die Politiker welche sich vor den Wahlen das Littering Problem auf die Fahne geschrieben haben und dieses nun offensichtlich wieder in Vergessenheit geraten ist.
      Themenabweichung ist nicht verboten, darum:

      Die eigene Erfahrung zeigt, dass die Schweiz bei den meisten Ausländern, egal von wie nah oder weit sie kommen, noch immer als Sauberkeitsparadies gilt. Im Vergleich zu ihrer nahen oder fernen Heimat ist Littering hier inexistent und das hier debattierte, als gesellschaftlich erkannte Problem wird mit “Jammern auf höchsten Niveau“ abgekanzelt. So kann unsereins nur mit “wehret den Anfängen“ antworten, was wiederum auf breite Zustimmung der ausländischen Gesprächspartner führt(e).
      Mit dieser Grundlage verurteile ich den pauschalen Vergleich von nicht lebensgefährlichem Littering in Volketswil mit einer oft lebensgefährlichen Infektionskrankheit wie Ebola, welche vom Kongo aus aktuell auch im Nachbarland Uganda für erste Todesopfer sorgte. Und zwar aufs schärfste!

      Auf welcher Grundlage Ihre Befürchtung basiert, "dass die Leute ohne belohnt zu werden die Lust verlieren", ist mir schleierhaft, denn wer sind diese Leute? Wer sind diese Leute?
      Persönlich kann ich mir nicht vorstellen, dass es “diese Leute“ gibt! Denn seit dem Angebot der stetig zunehmenden Möglichkeit einer konsequenten Abfalltrennung im Zusammenhang mit der Abfallsackgebühr belohnen sich alle "Leute" selber, welche dieses Angebot konsequent nutzen. Ihren Vergleich zu einem Verein aufgreifend stellt sich die Frage: Werden bisher engagierte Abfalltrenner sich von den Nichtprofiteuren dieser Belohnung demotivieren lassen; sich darum nicht mehr um die "korrekte Entsorgung ihres eigenen Abfalls sorgen" und ihre bisherigen Prinzipien demotiviert über Bord werfen?
      Ihre Befürchtung lässt befürchten, dass Sie Herr Klee zu diesen von Ihnen pauschal genannten "Leuten" gehören könnten, was sich hoffentlich als genauso absurde Befürchtung herausstellen wird wie die ihrige! Bitte darum nächstes Mal ohne pauschale Argumentation, welche auf Kosten anderer undefinierten "Leuten" Ihrer eigenen Meinung dienen soll!

      Welche Studie wie ermittelt hat, wie viele Prozent (auch immer) der Bevölkerung (bewusstes?) Littering betreiben ist egal; sie lässt aber vermuten, dass es hierzulande eine stattliche Zahl "professioneller" Litterer gibt. Offen lässt die Studie aber, wer diese Asozialen sind und welche Beweggründe sie haben, mit ihrem Abfall in konsequenter Regelmässigkeit öffentlichen Grund, Strassen und die Natur zu verschmutzen? Sind es unerzogene Kinder? Sind es rebellierende Jugendliche? Gleichgültige Erwachsene, ungeschickte oder vergessliche Greise?
      Gibt es im öffentlichen Raum vielleicht zu wenig oder zu wenig grosse Abfallkübel? Werden diese auch genug oft geleert?

      Oder kann nicht jede/r unbewusst, versehentlich oder ungewollt und ohne böse Absicht ausnahmsweise zum Litterer werden? Welche Rollen spielen dabei temporäre Bequemlichkeit, jugendlicher Übermut, kindliche Selbstverständnislosigkeit und altersbedingte Vergesslichkeit? (Adjektive sind nur als Beispiel dienend dem jeweiligen Substantive zugeordnet und dürfen beliebig vertauscht werden).
      Ich lasse diese Fragen bewusst unbeantwortet, weil ich (noch) nicht glauben kann, dass es diese Littering Profis wirklich gibt und weil ich das ganze Littering Problem in Volketswil für ein Summa Summarum einiger der genannten oder noch zu ergänzenden Bespiele halte. Sollte es diese Abfallanarchisten aber erwiesenermassen geben, verweise ich auf meinen an meinen Namensvetter gerichteten Beitrag und dem Denkanstoss “Töfflifahrer vs. Litterer“.

      Michel Zenger, Volketswil, Autor von “Die Politik hat versagt!“
  • micze@hispeed.ch
    am 21.06.2019
    Lieber Michel
    Der bewusst provokative Titel dient der Hoffnung, dass sich die Politik (namentlich genannt) zu einer Stellungnahme genötigt fühlt; dies im Zusammenhang mit den vor den Wahlen selbstgenannten Priorität “Anpacken des Litteringproblems“ und dessen Fehlen in der Faltbroschüre “Schwerpunkte und Ziele“ des Gemeinderates. Sicher hat dieser genug anderes zu tun, schön dass er zumindest “ein offenes Ohr“ für eure Anliegen zeigt. Auch der Tag eines Gemeindepräsidenten hat nur 24 Stunden; immerhin lässt Beruf und das zusätzliche kantonale Regierungsmandat genug Zeit für “ein offenes Ohr“ zum Thema Abfall vor der eigenen Haustüre. Das selbstgenannte politischen Ziel “Wohnqualität, Ordnung und Sauberkeit auf den Strassen und in Wohngebieten“ ist somit offensichtlich erfüllt (? oder !).
    Ja es ist traurig, dass man von der Politik verlangen muss sich mit dem Thema überhaupt beschäftigen zu müssen! Aber ist es nicht auch traurig zu wissen, dass die Politik sich offensichtlich begnügt, eine kostenlose private Reinigungsorganisation und deren Aktivitäten auf verschiedenen Ebenen immerhin zu unterstützen, statt wie angekündigt dieses Problem selber anzupacken? In diesem Zusammenhang könnte man auch traurig sein, wenn man den Namen desjenigen auf seinen Stimmzettel geschrieben hat, weil er sich die Ordnung und Sauberkeit auf Strassen und Wohngebieten sowie das Anpacken des Litteringproblems zu einem seiner politischen Ziele in der Gemeinde gesetzt hat; man dann aber traurig feststellen muss, dass dieses Thema nicht zu den Schwerpunkten und Zielen des Gemeinderates gehört.
    Politik gehört zu unserer Gesellschaft und diese entscheidet wer das Privileg hat, Politiker zu werden oder sein um die Gesellschaft zu steuern und regieren. Dazu gehört auch, in einer sich stets verändernden Gesellschaft, bestehende Gesetze anzupassen oder neue zu definieren und umzusetzen. Darum gibt es seit ein paar Jahren das Littering Gesetzt. Für die Einhaltung der Gesetze sorgt die Polizei, welche befugt ist Missetäter an Ort und Stelle mit einer Geldbusse abzustrafen. Mit einem überdimensionierten (spritfressenden) Polizeiauto in der Gegend rumzukurven, in der Hoffnung einen Töfflifahrer wegen Helmpflichtverletzung büssen zu können, ist natürlich viel bequemer als zu Fuss oder Velo regelmässig an den bekannten Littering-Hotspots präsent zu sein. Oder wissen die Ordnungshüter vielleicht (noch) nicht wie sie mit Litterern umzugehen haben? Soll man Minderjährige mahnen und aufklären oder büssen? Soll man der oft zitierten faulen Ausrede “…wegen fast unmöglicher Beweislage…“ glauben, darum bei Erwachsenen besser wegschauen und sich erst gar nicht auf endlose Diskussionen einlassen? Schliesslich könnte die Arbeitszeit sinnvoller genutzt werden, indem man versteckt und mit modernster Kamera ausgerüstet, nicht aus dem Kreisel blinkende Autofahrer büsst und so garantierte Einnahmen für die Staatskasse erwirtschaftet!
    Die populistische Forderung nach mehr Polizei und Überwachungskameras soll aber gleich als unerwünschtes, vor allem sinnloses Horrorszenario abgehakt werden, denn auch das repressive Singapur, oft als Vorreiter wirkungsvoller Litteringpolitik genannt, stösst an seine Grenzen (siehe *).
    Wie die vorhandenen Mittel für das Wohl der Allgemeinheit (!) sinnvoll eingesetzt werden (Töfflifahrer oder Litterer), entscheidet schlussendlich die (lokale) Politik. Wenn diese aber ihre Zeit ausschliesslich nutzt um den aktuell publizierten Schwerpunkten und Zielen gerecht zu werden und das Drecksthema weiterhin vernachlässigt, sollten ehrliche Politiker dieses für den nächsten Wahlkampf nicht mehr missbrauchen und aus ihrer Agenda streichen. So würde auch niemand mehr auf die Idee kommen zu behaupten: Die Politik hat versagt!

    * www.nzz.ch/wissenschaft/bildung/der-dreck-muss-weg-1.18108490

    Michel Zenger, Hegnau, Verantwortlicher für "Die Politik hat versagt"