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Nationalrat Bruno Walliser - Volketswils Vertretung in Bundesbern

Erstellt von Toni Spitale | |   Unsere Zeitung

Im Sommergespräch mit den "Volketswiler Nachrichten" verrät Bruno Walliser, was er am 1. August der Hombrechtiker Festgemeinde erzählen wird, warum er nicht mit dem Velo nach Bern fährt und worüber er sich in Volketswil ärgert.

Herr Walliser, Sie haben den Griespark als Durchführungsort für unser Gespräch gewählt. Warum gerade hier?

Bruno Walliser: Es ist ein super Begegnungsort für Jung und Alt, nicht nur für Volketswilerinnen und Volketswiler, sondern auch für Leute aus Nah und Fern. Der Park ist gut erreichbar. Ich komme oft selber hierher, um meinen Kopf durchzulüften. Das Projekt ist übrigens während meiner Ära als Gemeindepräsident entstanden und mit Einbezug der Bevölkerung realisiert worden.

Vermissen Sie es manchmal, nicht mehr Gemeindepräsident zu sein?

Ich muss eingestehen, dass ich im ersten halben Jahr nach meinem Rücktritt schon ein bisschen gelitten habe. Jedoch war die Doppelbelastung Nationalrat und Gemeindepräsident einfach zuviel. Im Rückblick darf ich festhalten, dass meine 15-jährige Zeit als Gemeindepräsident eine wunderschöne Erfahrung war. Insbesondere der Kontakt mit der Bevölkerung, den Behörden und den Gemeinderat möchte ich nicht mehr missen. Aber auch schöne Sachen im Leben haben mal ein Ende.

Gibt es in Volketswil etwas, worüber Sie sich ärgern?

Wenn wir schon im Griespark sind....mich ärgert auch hier das achtlose Wegwerfen von Abfällen. Littering ist aber per se kein Volketswil-spezifisches Problem, sondern vielmehr ein gesellschaftliches. Ansonsten gefällt es mir sehr gut in Volketswil, ich wohne seit meiner Geburt hier und könnte mir auch nicht vorstellen, jemals an einem anderen Ort zu leben.

Ihre öffentliche Agenda auf der Homepage ist prallgefüllt mit Terminen. Erhält man als Bundesparlamentarier mehr Einladungen respektive müssen Sie mehr Verpflichtungen wahrnehmen als in Ihren bisherigen Ämtern?

Das täuscht. Meine Agenda als Kantonsrat und Gemeindepräsident war etwa gleich voll. Der Unterschied besteht darin, dass das Interesse an der Agenda eines Nationalrates halt grösser ist. Als Bundesparlamentarier stehe ich quasi im Schaufenster der breiten Öffentlichkeit. Es ist aber nicht so, dass ich nun mehr Termine wahrnehmen muss. Wenn in Bern Session ist, finden die Anlässe zum Teil etwas konzentrierter statt.

Bleibt Ihnen noch Zeit für Ihre Familie und Hobbys, wie zum Beispiel für das Rennradfahren?

Das Velofahren ist mir sehr wichtig. Ich werde auch während meinen Ferien bestimmt zwei- bis dreimal auf den Sattel sitzen. Ich brauche den Sport als Ausgleich gegenüber dem politischen Geschäft und meinem Beruf. Und nach Möglichkeit schaue ich auch, dass ich die Wochenenden mit meiner Familie verbringen kann.

Apropos Radfahren: Kurz nach Ihrem Amtsantritt in Bern haben Sie in einem Interview mit dem «Volketswiler» gesagt, dass Sie im Sommer einmal von Volketswil mit dem Rennrad an die Session nach Bern radeln werden. Bei der derzeitigen Klimadebatte wäre dies doch topaktuell?

(lacht) Natürlich wäre das topaktuell. Der logistische Aufwand ist aber zu gross. Ich müsste für eine ganze Woche Kleider und Akten mitnehmen. Das alles kann ich gar nicht transportieren. Ich kann Ihnen aber versichern, dass ich die Distanz Zürich-Bern dieses Jahr schon mehrere Male zurückgelegt habe – mit dem Velo.

Ihre jüngste Motion betrifft auch das Thema Radfahren. Sie wollen eine Gesetzesänderung durchbringen, damit das Überholen von Velofahrern in Kreiseln verboten wird. Fusst dieser Vorstoss auf eigenen, schlechten Erfahrungen, die Sie auf dem Velosattel gemacht haben?

Ich selber habe auf dem Rennvelo und Bike schon mehrere Male brenzlige Situationen erlebt. Es geht aber bei dieser Motion nicht in erster Linie um mich. Ich bin es mir gewohnt, mit dem Velo unterwegs zu sein. In Kreiseln fahre ich konsequent in der Mitte, um zu verhindern, dass mich Autofahrer überholen. Das ist auch erlaubt so. Ich beobachte aber, wie viele ältere Personen und Kinder schön am rechten Rand fahren, so wie sie es auch auf den Strassen tun. Das hat leider schon oft zu schlimmen Unfällen geführt.

Sie haben ihre erste Legislaturperiode im Nationalrat bald hinter sich und kandidieren im Herbst für weitere vier Jahre. Was haben Sie unter der Bundeshauskuppel bisher bewegen können?

Man muss sehen: Im Bundeshaus hat es 246 Parlamentarierinnen und Parlamentarier. Und als neues Mitglied steht man zuerst überall hinten an. Ich bin in die Rechtskommission eingeteilt worden, was nicht unbedingt meine bevorzugte Kommission war. Ich werde versuchen auf die nächste Legislatur hin, sofern meine Wiederwahl glückt, in die Sicherheitspolitische Kommission oder in die Finanzkommission zu wechseln.

Welche Ziele haben Sie noch nicht erreicht respektive welche Misserfolge mussten Sie einstecken?

Mein Einzelantrag zur Lückenschliessung der Oberlandautobahn, der im Ständerat gescheitert ist. Immerhin konnte ich das Thema wieder einmal aufs Tapet bringen und die Forderung ist in Bundesbern zur Kenntnis genommen worden. Bundesrätin Simonetta Sommaruga hat mir aber versprochen, dass die Oberlandautobahn ins nächste Nationalstrassenprogramm aufgenommen werde. Somit besteht zumindest die Hoffnung, dass die Lückenschliessung doch noch irgendwann realisiert wird.

Was können Sie als Mitglied des Nationalrates für Volketswil tun?

Von der Lückenschliessung der Oberlandautobahn wird sicher auch Volketswil profitieren. Ich denke zum Beispiel an alle jene Autofahrer, welche heute die Autobahn in Volketswil verlassen und durch unser Dorf fahren, wenn das Aatal wieder einmal verstopft ist. Im Weiteren lobbyiere ich bei verschiedenen Bundesämtern für das Flugplatz-Alternativkonzept der drei Anrainergemeinden, welches eine Mischnutzung vorsieht und nicht nur einen reinen Businessjet-Betrieb, wie das vom Bund beabsichtigt ist.

Ihre Partei hat bei den Kantonsratswahlen Sitze eingebüsst. Glauben Sie, dass die SVP Zürich ihre zwölf Vertretungen im Nationalrat halten kann?

Selbstverständlich treten wir von der SVP wieder an, um unsere Sitze zu verteidigen. Uns ist bewusst, dass es im heutigen Umfeld kein einfaches Unterfangen sein wird. Um so mehr lehnen wir uns nicht zurück. Wenn sich alle 35 Kandidaten auf unserer Liste dafür einsetzen, bin ich sehr optimistisch, dass wir unsere 12 Sitze halten können.

Mit beruflichen Wurzeln in der Handwerker-Zunft gehören Sie im Nationalrat einer Minderheit von gerade mal vier Mitgliedern an. Hat die klassische Berufslehre in unserem Land ausgedient? Oder muss man in Zukunft Akademiker sein, um im beruflichen wie auch politischen Alltag Erfolg zu haben?

Überhaupt nicht. Ich bin während meines gesamten Jahres als Kantonsratspräsident für das duale Bildungssystem geweibelt. Das ist einer der wenigen Erfolgsfaktoren, den wir in unserem Land haben. Ich bin auch heute noch davon überzeugt, dass eine Berufslehre kein Hindernis sein muss, um weiterzukommen. Nehmen Sie mich als Beispiel. Auch als Kaminfeger kann man eine politische Laufbahn einschlagen. Ich sage mir immer: Wenn man als Gewerbetreibender nicht dort dabei ist, wo bestimmt wird, dann wir über einen bestimmt. Dieser Leitsatz ist und war stets die Treibkraft für mein politisches Engagement.

Ihre politische Karriere begann einst als Stimmenzähler an der Gemeindeversammlung, dann waren Sie Gemeinderat, Gemeindepräsident, Kantonsrat und höchster Zürcher, heute Nationalrat. Hat Bruno Walliser noch weitere politische Ambitionen – Bundesrat zum Beispiel?

Nein, meine einzige Ambition ist die Wiederwahl am Sonntag, 20. Oktober. Ich hatte das Glück, als Politiker die typische Schweizer Ochsentour geschafft zu haben, indem ich sowohl auf kommunaler, kantonaler und nationaler Ebene tätig war respektive noch bin. Das schönste politische Amt, das ich bislang ausgeübt habe, war das Gemeindepräsidium. Das Amt bietet einen grossen Gestaltungsfreiraum und man hat direkten Kontakt mit den Betroffenen. Der stete Austausch mit den Stimmbürgern führt auch dazu, dass man sein Tun rechtfertigen und für die getroffenen Entscheidungen geradestehen muss.

Bundespolitiker müssen sich oft den Vorwurf anhören, sie seien abgehoben und würden den Puls des normalen Volkes nicht mehr spüren. Können Sie diese Meinung teilen?

Diesen Vorwurf kann ich in der Tat nicht widerlegen. Es ist wichtig, dass wir den Puls der Bevölkerung spüren und uns nicht einfach im Bundeshaus verschanzen. Ich glaube, dass wir von der SVP mit unseren Anlässen „SVP mit de Lüüt“ aber auf dem richtigen Weg sind.

Am 1. August treten Sie als Festredner in Hombrechtikon auf. Verraten Sie uns schon, worüber Sie sprechen werden?

Meine Ansprache ist schon zu 90 Prozent fertig gestellt. Ich kann nur soviel verraten: Ich werde über die Selbstbestimmung der Schweiz und den Glauben an die Schweiz für eine gute Zukunft reden. Jene, die mehr wissen wollen, sollen am 1. August nach Hombrechtikon kommen...(schmunzelt)

Kaminfeger werden traditionell als Glücksbringer betrachtet. Sehen Sie sich als Glücksbringer, Herr Walliser?

Allein mit Glück lässt sich keine politische Karriere machen, dazu braucht es auch Fleiss. Vielleicht habe ich tatsächlich Glück, weil ich schon manchmal in meinem bisherigen Leben zur richtigen Zeit am richtigen Ort war.

Vielleicht sind Sie ja der Glückbringer für den Volketswiler SVP-Kantonsrat Benjamin Fischer, der vom 13. Listenplatz aus ebenfalls für den Nationalrat kandidiert? Betrachten Sie ihn im Wahlkampf als Konkurrent oder Partner?

Wir sind ganz klar Partner. Wir haben auch viele gemeinsame Auftritte und sind auch gemeinsam mit Jacqueline Hofer aus Dübendorf auf dem gleichen Wahlplakat abgebildet. Wir müssen unsere Kräfte bündeln. Wir sind zwei Volketswiler. Er gehört zu den ganz Jungen, ich schon zu den erfahrenen „Mittelalterlichen“. Ich fände es cool, wenn Benjamin und ich jeweils gemeinsam mit dem Zug nach Bern fahren könnten.

Eine letzte Frage: Wo verbringen Sie dieses Jahr den Sommer?

Ich fahre für zehn Tage mit meiner Familie nach Italien, den Rest der Ferien verbringe ich dann hier in Volketswil.

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