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Mit Herzblut am Puls des Blues

Erstellt von Arthur Phildius | |   Unsere Zeitung

Für Samstag, 6. Mai, lud die lokale Bluesband «Crossed Roads» zur zweiten Volketswiler Bluesnight ein. Dass diese nach der Premiere vor Jahresfrist in der Gries-Halle diesmal im kleineren Rahmen stattfand, versprach einen behaglichen Abend: Das Gemeinschaftszentrum In der Au bot eine familiäre Klubatmosphäre.

Nach den Würsten vom Grill und einem kühlen Bier, Sprudelwasser oder Wein in der bald noch kühleren Luft vor dem GZ: Dann gehörte der Abend den flinken Fingern und Zungen und den sprudelnden Melodien, Akkorden und Rhythmen von drei Schweizer Bands mit total neun Musikern im Theatersaal oben. Musikern, die einander kennen und sich alle vor mehr oder weniger Jahren bis Jahrzehnten so richtig dem Blues verschrieben haben. Einer von ihnen ist der vielseitige Künstler Dani Bischoff aus dem Zürcher Unterland. «Er liebt den Blues, der ihn nie losgelassen und immer wieder neu fasziniert hat», steht auf seiner Homepage. Genauso, wie er ein fleissiger Komponist, Texter, Produzent ist und sich in verschiedenen Projekten engagiert. so auch einmal in deutscher Sprache mit akustisch interpretierten Geschichten und Anekdoten vom «Café Nebenan».

Bischoffs singende Gitarre

Doch mit seinem Bassisten und Begleitsänger Markus Schelling und seinem neuen Schlagzeuger Marco Scarletto verfolgte er bereits neue Pläne. Mit eigenen und Coversongs bildete er, vom Gastgeber ideal gewählt, einen passenden Auftakt. Es gelang dem Trio, das Publikum gleich von Beginn weg mitten ins Herz des Blues-Strudels hineinzuziehen, von dem es sich für den Rest des fast vierstündigen Abends – mit Pausen – nicht mehr entfernen. Bischoffs Begabung, seine «Gitarre zum Singen zu bringen», schuf zusammen mit seinen Mitmusikern eine stimmige Klubatmosphäre und Herzensfreude, in denen sich das Publikum für den Rest des Abends wohlfühlte. Wichtig dafür war auch die Entscheidung des freiwilligen Organisationskomitees um Markus Schneiter, für die zweite Ausgabe der Bluesnight vom Kultur- und Sportzentrum Gries bei der Premiere in den GZ-Theatersaal zu wechseln: «Das ist eher der richtige Rahmen», so der OK-Chef. 200 Personen fühlen sich da verschieden an. Die Saalmiete auch. Statt sich in der Dreifachhalle zu verlieren, war die Reprise nun ausverkauft. Man rückte an Tischen und Tischchen, auf Stühlen und Klubsesseln zusammen, spürte einander, lachte gemeinsam über Witze, staunte über Virtuosität und feierte die gute Musik.

Die Mischung passte genau

Auf der Suche nach dieser lernte Markus Schneiter letzten Sommer Bischoffs Band kennen – und war sich mit OK-Mitglied Gody Zürcher rasch einig: «Das wäre eine gute Band; sie spielt einen gefälligen Blues.» Den setzte das OK an den Anfang, den 2022 die «Hauskapelle», die Crossed Roads, gemacht hatten. Nun bildeten sie den Abschluss, während das versierte, Drums-freie Duo «Acoustic Blues Drifter» erneut die Abendmitte gestaltete. Und wie es das tat! Walter Baumgartner brachte seine Stimme und ein ganzes Köfferchen voller Bluesharps («Mundharmonikas») ein, Joe Schwach nebst seiner Stimme seine dunkelbraune akustische Gitarre und die Fähigkeit, ihr präzise und stilsicher jeden Stil im weiten Feld des Blues zu entlocken.

Sichere Werte

Ihr einstündiges Set lotete gekonnt die Tiefen der American Folk Musik aus, von Blues bis Bluegrass, und von deren Anfängen bis in die Neuzeit. Sie verstanden es zudem, all diese Spuren aufzunehmen und ihnen durch originelle Eigenkompositionen neue Noten zu geben. Ob mit markanten Rhythmen oder harmonischem Zweigesang, wildem Tirilieren der Bluesharp oder witzigen Sprüchen übereinander: Die beiden erfahrenen und in der Schweizer Szene bestens bekannten Musiker unterhielten das Publikum derart gut, dass dieses sie nur nach einer Stehenden Ovation und einer Zugabe in die Pause entliess.

Recht rockiges Heimspiel

Danach durfte Schneiter sein erst eineinhalbjähriges Quartett «Crossed Roads» ansagen als Lokalmatadoren, deren Wege sich oft gekreuzt hatten (vergleiche «VoNa» vom 28. April). Andy Künzle am Schlagzeug und Andrea Lareida am Bass sorgten für einen satten, recht rockigen Grundklang. Christopher «Chris» Fletcher wog und wand sich zu virtuosen Soli seiner E-Gitarre und sang mit kerniger Stimme. Schneiter trat mit seinem Muulörgeli – sorry: Bluesharp, immer wieder in einen an Stimmungen reichen Dialog. Es kam, was aufgrund der fröhlichen Gesichter im Saal kommen musste: eine Zugabe! Aber nicht im Quartett, sondern als spielfreudige Jam-Session mit fast allen Aufgetretenen. Das ist ein zwangloses Zusammenspiel von Musikern, die üblicherweise nicht in einer Band zusammenspielen und -singen. Andy Künzle blieb an seinem Schlagzeug, während sich Dani Bischoff neben Chris Fletcher für ein geniales Gitarrenduo gesellte. Markus Schelling bewegte seinen Bass hinten rechts, Baumgartner und Schwach spielten davor und Lareida griff zum Saxophon. «Kaltes Gefühl»? Von wegen! Crossed Roads brachten als Basis den Klassiker «Cold, cold Feeling» von Albert Collins ein. «Den haben die anderen Bands zwar nicht in ihrem Repertoire», erklärte Schneiter, «sind aber fähig genug, gut mitzuspielen.» Oh, ja, und wie! Immer neue Musiker paarten sich für spannende Dialoge oder taten sich als Solisten hervor. Die mehr als zehn Minuten waren niemals langweilig. Grosse Spielfreude übertrug sich aufs strahlende Publikum, das sich zuletzt gerne nochmals für einen überaus warmen Applaus erhob. Ob das schon für eine dritte Ausgabe reicht, muss das OK noch besprechen. Aber, so Markus Schneiter in einer ersten Stellungnahme: «Wir sind einhellig der Meinung, dass es ein sehr gut gelungener Anlass war. Es hat praktisch ausnahmslos gute bis sehr gute Rückmeldungen gegeben.»

Was ist Blues?

Blues ist eine vokale und instrumentale Musikform, die sich in der afroamerikanischen Gesellschaft in den USA um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entwickelt hat. Der Blues bildet die Wurzel eines Grossteils der populären nordamerikanischen Musik: Jazz, Rock, Rock ’n’ Roll und Soul sind nah mit dem Blues verwandt; auch im Hip-Hop ist ein Nachhall des Blues zu spüren. Eine häufig auftretende Bluesform hat zwölf Takte, die sich wiederholen; die Melodie wird mit drei Akkorden (harmonische Grundfunktion) begleitet. Das Wort «Blues» leitet sich von der bildhaften englischsprachigen Gemütslage «I’ve got the blues» bzw. "I feel blue» («ich bin traurig», einer Melancholie) ab. Bluegrass ist eine der wichtigsten US-amerikanischen Volksmusikrichtungen und gehört zum breiten Genre der Country-Musik. Die heutzutage typische Instrumentierung besteht hauptsächlich aus Banjo, Fiddle, Mandoline, Gitarre, Resonatorgitarre und Kontrabass. Die Gitarre ersetzt dabei das Schlagzeug und erzeugt perkussive Chop-Schläge auf dem Offbeat. Die Harmonien im Gesang folgen meistens eng den Tonabständen Terz- und Quint. Wikipedia (Auszug)

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