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"Ich habe das Glück, dass ich gut reden kann."

Erstellt von Toni Spitale | |   News

Jubiläum im Kieswerk: Der ehemalige Firmenpatron Heinrich Bereuter ist am 7. Mai 90 Jahre alt geworden. Mitarbeitende und Familienmitglieder überraschten den Ur-Hegnauer mit einem Geburtstagsapéro.

Friedlich-fröhlich war die Stimmung am vergangenen Freitagabend auf dem Firmenareal an der Schützenstrasse. Die Belegschaft hatte sich nach einer anstrengenden Arbeitswoche vor dem «Saloon» (Pausenraum) zum Bier versammelt. Nur einer fehlte: Der Senior. «Vor lauter Festivitäten hat er den Termin vergessen – aber jetzt ist er unterwegs hierher», versicherte sein Sohn Marco Bereuter, der seit 2000 in vierter Generation die Geschicke des mittlerweile 118-jährigen Traditionsunternehmens führt. Dann plötzlich stand der «Heiri» – 1929 an der Usterstrasse in Hegnau geboren – in der Menge, nahm Gratulationen entgegen und tat das, was er in seinem ganzen Arbeitsleben immer getan hat: Er erkundigte sich mit einem kräftigen Händedruck fürsorglich nach dem Wohlbefinden seiner Mitarbeitenden. «Und zu Hause, ist dort auch alles in Ordnung?», wollte er wissen, bevor er sich nach einem Gruss an Kinder und Frau dem nächsten Mitarbeiter zuwandte.

Ein gradliniger Chef

Lastwagenchauffeur Albert Jud, auch ein gebürtiger Volketswiler, war schon für das Hegnauer Unternehmen tätig, als Heinrich noch das Sagen hatte. «Er war ein echter Patron – sehr gradlinig». Er sei aber auch für seine Witze und träfen Sprüche bekannt gewesen. Dem kann Hans Grossenbacher, der von 1975 bis 2010 als Maschinist auf der Lohnliste stand, nur beipflichten: «Er war ein guter Chef, solange man seine Leistung erbrachte. Wenn nicht, gab es ein Donnerwetter.» Aber nachtragend sei er nie gewesen, fügt Grossenbacher alias «Bagger-Jean» an.

Am 7. Mai 1929 erblickte Heinrich Bereuter im Elternhaus an der Usterstrasse das Licht der Welt. Die Schweiz befand sich damals in einer Rezession, doch dank solidem Handwerk konnte sich der Kleinbetrieb seines Vaters – das Baugeschäft «Hch. Bereuter» – über Wasser halten. 1945 nahm der erste Nachkomme des Firmengründers eine Maurer-Lehre in Angriff, um danach in den elterlichen Betrieb einzusteigen. 1952 begann er damit, in der Hegnauer Talmatt eine Kiesgrube abzubauen und das gewonnene Material mechanisch aufzubereiten. 1973 wird auch der Firmensitz vom Dorfkern Hegnaus dorthin verlegt.

«Mit dem Einstieg ins Kiesgeschäft hatte mein Vater die Diversifikation unseres Unternehmens angestossen», sagt sein Sohn Marco, der heute als Geschäftsführer die Bereuter Totalunternehmung AG führt und als Verwaltungspräsident die Geschicke der Bereuter Holding AG leitet. Unter letzterem Dach sind durch Firmenzukäufe in den vergangenen Jahren die Bereiche Geotechnik, Hochbau, Transporte, Umbau und Renovationen sowie Gastro zum Unternehmen gestossen. Die Gruppe erwirtschaftet mittlerweile einen jährlichen Umsatz von über 50 Millionen Franken.

Zielstrebigkeit liegt in den Genen

Er und sein Bruder Reto hätten in jungen Jahren während ihrer Freizeit stets im väterlichen Betrieb anpacken müssen. «Mit Jäten des Unkrauts im Kieswerk zu 50 Rappen die Stunde habe ich mein erstes Sackgeld verdient», erinnert sich Marco Bereuter. Und schon früh habe ihn sein Vater auch auf Baustellen mitgenommen. «Sein Markenzeichen war ein Doppelmeter, den er stets als Geschenk für Kunden und Arbeiter dabei hatte.» Gewisse Eigenschaften, die auch er angenommen habe, hätten die Bereuters seit jeher in ihren Genen: «Wir lassen nicht locker, sind konsequent, zielstrebig und Frühaufsteher.»

Dass die Firma während der Ära Heinrich stets prosperieren konnte, dürfte wohl nicht zuletzt auch an seinem Verhandlungsgeschick gelegen haben, wie der ehemalige Patron selber einräumt: «Ich habe das Glück, dass ich gut mit Leuten reden kann.» Diese Gabe habe ihm vor allem bei Landkäufen immer wieder geholfen. Heinrich Bereuter ist seit 1960 mit Hilde Spillmann verheiratet. Noch immer zeigt er sich regelmässig auf dem Firmenareal wo er einen kleinen Gemüsegarten hegt und pflegt.

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