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Hören, zuhören und/oder verstehen: Ist das das Gleiche?

Erstellt von Veronika Mensching, Sozialarbeiterin FH, katholische Pfarrei Volketswil | |   Unsere Zeitung

Wir hören, wenn wir leben; schon im Mutterleib und im Schlaf. Von klein auf lernen wir. Im Laufe unseres Lebens lernen wir zum Beispiel zu hören. Das bedeutet für eine Profimusikerin etwas anderes als für Otto oder Frieda Normalverbraucher/-in. Zuhören und Verstehen. Wir hören, was wir verstehen. Hören wir nur, was wir verstehen? Oder anders gefragt: Hören wir gar nicht, was wir nicht verstehen?

Hören ist ein dialektischer und dialogischer Prozess. Verstehen ebenso. Sozialisation ist ein Prozess: eine Entwicklung zur Vergesellschaftung. Was meinen wir, wenn wir sagen: „Ich fühle mich verstanden“? Und trotzdem meinen wir , verstehen kommt vor dem Zuhören. Sprechen spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Doch wie funktionieren Hören, Zuhören und/oder Verstehen? Nicht nur als pfarreiliche Sozialarbeiterin werde ich angesprochen. Neben dem aktiven Zuhören sind meine Haltung dabei, meine Gefühle und meine Geisteshaltung von eminenter Bedeutung. Höre ich wertfrei und offen zu? Kann ich zeitgleich meine Empfindungen und Gedanken mitverfolgen? Ich kann beobachten, dass ich anders zuhöre, je nach dem, ob ich mich in die Haut der redenden Person hineinversetze, ob ich neutral draussen bleibe oder ob ich gedanklich oder gar emotional Partei ergreife und meine eigene Meinung ins Gespräch einbringe. Als professionelle Zuhörerin liegt mir viel an einem Angebot zur Aussprache. Grundlage dabei bildet Vertrauen. Dies erfordert eine Arbeitshaltung, welche es dem Gegenüber ermöglicht, auch ratlos und unsicher die eigene Situation darzustellen. Doch was ist, wenn ich effektiv ein anatomisches, physisches oder gar neuropsychologisches Handicap habe, welches es mir gar nicht ermöglicht, „richtig“ zuzuhören? In Skandinavien wird miteinander geschwiegen. Das ist etwas Schönes für Menschen, die Ruhe und Musse haben. Miteinander nachdenken als Form des Austausches. Hier bei uns gibt es Firmen für ein Hörgerät und neutrale Beratungsangebote. Diese können einem zur Klärung verhelfen. Will ich mein Gehör schulen oder meine Aufmerksamkeit lenken?

Veronika Mensching, Sozialarbeiterin FH, katholische Pfarrei Volketswil

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