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Höchste Zeit zum Handeln

Erstellt von Ernst M. Kistler, Hegnau | |   Unsere Zeitung

Ich bin Mitinitiant der Biodiversitätsinitiative und verfolge das Längerwerden der Liste der verlorenen Arten seit Jahren mit wachsender Sorge. Das war vor 40 Jahren der Grund, warum ich zusammen mit Freunden die Gründung der IGLU Volketswil initiiert habe, und auch dafür, warum ich da noch immer aktiv mitwirke. Ich leite seit einem halben Jahrhundert Naturexkursionen und halte mich häufig bis in die geheimsten Winkel in unserer Umgebung auf. Entsprechend weiss ich, wie und warum die Artenvielfalt um uns herum verarmt, und auch, dass das, was die Gemeinde im Rahmen des ordentlichen Naturschutz-Budgets tut, nicht ausreicht.

Unsere Initiative möchte das ändern. Zum Beispiel mit der strikteren Umsetzung des seit 2005 vorliegenden Vernetzungs-Konzeptes. Damit will ich auf den Leserbrief von Herrn Jans einzugehen. Er fragt, wie wir zur Definition des Rahmenkredits von 350‘000 Franken gekommen seien. Ganz einfach: Weil der Gemeinderat über Kredite bis 300‘000 Franken ohne Gemeindeversammlung entscheiden kann, uns aber viel an einer öffentlichen Information und der Mitentscheidung der breiten Bevölkerung liegt. Dabei wollten wir auch bescheiden sein: Mit 5 Franken pro Kopf und Jahr sollte die nötige Wende eingeleitet werden. Uns geht es dabei weniger ums Ranking Volketswils im Vergleich mit anderen Gemeinden, als vielmehr darum, was wir an unserem Wohnort weiterhin beziehungsweise in Zukunft wieder hören, sehen und in überlebensfähigen Populationen erleben möchten (was in kleinen und isoliert liegenden Reservaten unmöglich ist). Anders gesagt: Wir möchten das Potenzial, das unsere Landschaft noch immer hat, wiedererwecken, erhalten und weiterentwickeln. Gemäss Flächenstatistik der Gemeinde sind rund 1,2 Prozent als Übriges ausgewiesen und darin sind eben auch die Naturschutzgebiete enthalten. Was zeigt, dass Handlungsbedarf besteht. Apropos Ranking: Das gibt es bisher nur bei den Vögeln, der Tiergruppe mit den weltweit längsten Datenreihen. Und da lag Volketswil bei der letzten Erhebung mit 65 Brutvogelarten auf Platz 85 von 171 Zürcher Gemeinden; im Vergleich mit ähnlich strukturierten Gemeinden allerdings in der unteren Hälfte. Als ich 1983 in Volketswil zu beobachten begann, waren es noch über 80 Brutvogelarten gewesen. Bei allen anderen Artengruppen fehlen leider solche Zahlen. Es wäre also nicht zielführend, wenn wir über die Initiative erst weiter debattieren würden, wenn das von Herrn Jans geforderte Zahlenmaterial vorläge. Für mich sind das eher Zahlenfuchsereien, die viel zu oft dazu führen, dass Dringliches auf die lange Bank gelangt. Und die im Übrigen in einem Parlament erst noch gescheiter zu behandeln wären als an einer Gemeindeversammlung.

Ernst M. Kistler, Co-Präsident IGLU Volketswil

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