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Gefeiertes Neuland für Lummerland

Erstellt von Arthur Phildius | |   Unsere Zeitung

Die Kirche war voll, das Volk war begeistert: ob in Volketswil, China oder Lummerland. Das überaus gelungene Musical «Jim Kopf und Lukas der Lokomotivführer» ehrte das wiedereröffnete reformierte Kirchgemeindehaus.

«Mini Loki gheisst Emma. Ich gääbt sie um käs Gäld.» Das sang ein Chor mit vierzig aufgeweckten Kindern – viele sechs- bis zehnjährig – im Einklang mit Emmas Lokführer Lukas. Seine kleine Dampflok stand links vor dem grossen Publikum; auf der kleinen Meeresinsel Lummerland drehte sie ihre Runden – aber noch nicht im Taktfahrplan. Dies eine aktuelle Pointe im Musical von Jörg Schneider (Text) und Emil Moser (Musik) nach Michael Endes gleichnamigem Roman. Die Insel war so klein, dass König Alfons der Viertel vor Zwölfte die Lok verbannen wollte. Da entschlossen sich Lukas und der junge Jim, mit der zauberhaften Lok, die auch ein Schiff ist, auszuwandern. In China trafen sie auf ein Volk, das um die entführte Kaiserprinzessin Li Si trauerte. Die beiden Freunde trauten sich, den Drachen Frau Mahlzahn auszuschalten. Als Lohn für die Gefangenenbefreiung begleitete Kaiser Pung Ging die Freunde heim, brachte Neuland im Schlepptau des Schiffes mit und verlobte Li Si mit Jim.

Zeitgemässe Aufführung

Darf man dieses 40-jährige Musical noch aufführen, dem man verstaubte Weltbilder vorwirft? Benjamin Graf, junger Volketswiler Kirchenmusiker, meinte: Ja. Er habe die Kritikpunkte mit dem Chor ausführlich mit heutigen Ansichten verglichen. Er betone die Freundschaft von Jim und Lukas und ihren Mut, gemeinsam vieles zu wagen. «Zeitgemäss ist, dass wir das Stück mit vier jungen Frauen aufführen.» Solche, die Graf vom Theater-Freifach an der Kanti Wetzikon kennt. Solche, die auch Männer spielen. Und zwar – unter der Regie von David Bircher, als Student dabei in diversen Schauspielprojekten an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) – sehr gut. Flurina Schmid lieh Jim Knopf ihr krausköpfiges Gesicht und ihre Sopranstimme. Laura Hertel gab mit viel Elan und Liebe Lukas. Samira Rüesch und Lia Hegglin wechselten virtuos zwischen je sechs Rollen hin und her und schafften es stets, diese mit ihren verschiedenen Dialekten sowie allerlei Ticks und Mentalitäten auseinanderzuhalten. Ein Genuss, den viel Zwischenapplaus belohnte!

«Solo singen ist toll und lässig»

Genau wie die Ohrwürmer des Kinderchors nach vier Probemonaten mit mehreren Helferinnen. Und wie Joshua Schutte, erst siebenjährig und schon in der Singrolle des «halben Drachens» und Hofnarren Nepomuk: Sicher sang er dessen Klagelied. Graf fielen die «für sein Alter aussergewöhnlichen stimmlichen Möglichkeiten» beim Vorsingen auf. Damit dies «als toll und lässig wahrgenommen wird», ermuntere er beim Proben viele Kinder, «alleine vor den anderen zu singen». Mutter Rahel Schutte teilte ihre Freude mit dem Publikum: «Sicher sind wir stolz, dass Joshua sein erstes Solo so souverän vorgetragen hat.» Das gilt auch fürs Instrumentaltrio: Lisa Zbinden (Querflöte), Ruth Eichenseher (Cello) und Julia Plenniger (Klavier) studieren an der ZHdK ihre Instrumente so im Bachelor, wie Graf Chorleitung. So führte er mit ihnen letzten Herbst schon eine Jazzoper auf. Die drei jungen Damen intonierten die markante Jim-Knopf-Musik stilsicher und oft mit einem Lächeln auf den Lippen. Somit galt alle Beteiligten sichtlich dasselbe wie für Graf: «Ich habe viel Zeit und Herzblut in dieses Projekt investiert.» Das Publikum erkannte dies und belohnte es mit sehr kräftigem, lang anhaltendem Applaus. Es vermisste nur noch eine Zugabe…

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