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"Frauen bringen eine andere Mentalität und Kultur in die Armee"

Erstellt von Urs Weisskopf | |   Unsere Zeitung

Beim Besuch der Bundesrätin Viola Amherd herrschte in der Bauarena grosser Andrang. Organisiert wurde der Anlass vom offenen Frauenpodium Volketswil.

«Ich bin ein Fan von Viola Amherd», gestand Rosmarie Quadranti zu Beginn des Abends. Und dies konnten die Besucher immer wieder erkennen, dass sich beide Frauen sehr gut verstanden. Quadranti, Mitbegründerin des Frauenpodiums und Moderatorin des Abends, fühlte ihrem hohen Gast aus Bern auf den Puls. Wie sie sich denn als erste Verteidigungsministerin des Departements Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport fühle, wollte das ehemalige Nationalratsmitglied wissen. «Gut», antwortete Amherd, «ich wurde im Departement sehr gut aufgenommen, obwohl ich mit den Themen Armee und Sicherheit zuvor nicht sehr viel zu tun hatte und das Gebiet eher männerlastig ist.» Aber es habe auch den Vorteil, dass sie keine grossen Seilschaften mitgebracht habe und so frischen Wind einbringen konnte.

In der weiteren Diskussion versuchte die Bundesrätin immer wieder, falsche Informationen zu korrigieren. So seien viele Anschaffungen in den Vorgaben der «Armee 2024» ordentlich budgetiert. Irreführend sei auch die Annahme, dass ihr Departement am meisten Kosten verursache. Aber es sei eine Art Balanceakt, die Wünsche der Armeespitze mit dem wirtschaftlichen Einsatz der Steuergelder zu planen beziehungsweise zu rechtfertigen. Da brauche es ein Abwägen der finanziellen Mittel mit den Forderungen des Militärs. Notwendige Investitionen «Warum sind diese hohen Investitionen nötig?», wollte Quadranti etwas genauer wissen. Viele Systeme, so ihr Gegenüber, müssten in den nächsten Jahren ersetzt werden. Dies in den Bereichen Luftabwehr und Bodentruppen. Wichtig sei der Schutz der Bevölkerung und dabei komme den Kampfflugzeugen eine grosse Bedeutung zu. «Wir müssen unseren Luftraum verteidigen können, daher den Schutz der Bevölkerung garantieren. Da muss dem Militär entsprechendes Material zur Verfügung gestellt werden, damit sie den Auftrag erfüllen kann», betonte Amherd. Die im Moment im Einsatz stehenden Jets seien mit ihrem Lebenszyklus spätestens 2030 am Ende. Auch bei den Bodentruppen seien Neuerungen notwendig, um Einsätze künftig schneller und wendiger durchzuführen. Die oberste politische Chefin mahnte: Es sei nicht korrekt, der Institution den Auftrag zu geben, um danach die Konsequenzen nicht zu tragen. Ansonsten müssten die Verfassung und das Militärgesetz angepasst werden.

Armee modernisieren

Die Diskussionen, dass der Zivildienst die Rekrutierung der Armee torpedieren, seien müssig und könnten das Problem der Armee nicht lösen. «Die Aufgabe des Departements ist es, das Bild der Armee besser zu erklären. Die Armee muss attraktiver werden, wir müssen den Jungen aufzeigen, dass der Militärdienst keineswegs sinnlos ist», führte die Ministerin weiter aus. Auf die Frage nach Frauen in der Armee kam die Antwort schlagfertig wie aus dem Kanonenrohr geschossen: «Als ich Bundesrätin wurde, war der Prozentsatz 0,6 Prozent, jetzt ist er auf 0,7 Prozent gestiegen.» – und erntete damit grosses Gelächter. Aber es sei klar, diese Zahl verdeutliche die schlechte Repräsentation der Frauen in der Armee. «Dabei bringen Frauen eine andere Mentalität, eine andere Kultur in die Armee.» Daraus resultiere auch ein anderer Umgang untereinander. Weiter müssten attraktive Lehrgänge geschaffen werden, welche die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ins Zivilleben mitnehmen können. Ein gutes Beispiel sei der neue Cyber-Lehrgang, der den Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Schluss eines Examens ein Berufszertifikat ausstelle.

Aktiv im Freien unterwegs

Zum Abschluss ihres Gesprächs verriet die CVP-Politikerin aus dem Wallis noch etwas über ihren Tagesablauf und ihre Freizeitaktivitäten. Normalerweise beginne ihr Tag um 7.15 Uhr mit militärischen Beratern, dann mit der Gruppe Kommunikation. Heute sei sie an der Gedenkfeier zum Lawinenunglück vor 50 Jahren gewesen. Danach kehrte sie nach Bern zurück, um Akten zu studieren und Dokumente zu unterzeichnen. Am späteren Nachmittag habe sie dann den Zug bestiegen und sei nach Volketswil gereist. Gibt es in ihrem Bundesratsdasein auch mal ein freies Wochenende? Ja, dieses versuche sie wenn immer möglich freizuhalten. Viel Schlaf, frische Luft tanke sie beim Wandern, auf Velotouren oder falls Schnee vorhanden sei beim Skifahren. «Ich habe es gerne, wenn etwas läuft.» Zufrieden meinte ein Besucher am Schluss des Abends: «Ich hatte viele Vorurteile gegen eine Frau im VBS. Aber nach diesem Abend haben Sie mich, Frau Bundesrätin, überzeugt. Ich würde Sie wählen.»

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Kommentare (2)

  • w.klee@2wire.ch
    am 29.02.2020
    Vorweg eine klitzekleine Korrektur, Herr Weisskopf hat mich in seinem exzellenten Bericht nicht ganz richtig zitiert: Ich habe gesagt
    "Wenn Sie, Frau Bundesrat, und ich es noch erleben, dass Bundesräte vom Volk gewählt werden und Sie dann noch zur Verfügung stehen, werde ich sie wählen (kein Konjunkti !). Ich habe in meinem Votum das gesellschaftspolitische Lösungssystemerwähnt und Frau BR Amherd die hier erwähnte Internet-Adresse https://gradido.net.de/">https://gradido.net.de persönlich mitgeteilt, damit Sie die Möglichkeit hat, sich darüber informieren zu können.
    Nun möchte ich hiermit dem Frauenpodium offiziell anbieten, einen Infoabend zum Thema "Bedingungsloses Grund-Einkommen" mitzugestalten. Sicherlich muss ich nicht speziell erwähnen, dass das Schweizer Volk vor einigen Jahren eine Initiative zum BGE abgelehnt hat weil die Initianten mit den Stimmbürgern das Thema "Finanzierung eines BGE" schlecht bzw. am liebsten gar nicht diskutiert haben ...) ! Aber sicherlich muss ich gerade einem Frauenpodium wohl auch kaum erklären, wie und warum ein bedingungsloses Grund-Einkommen auch bessere existenzielle Sicherheit und weitere Vorteile für alleFrauen bieten würde. Ich bin sicher, dass ein solcher Info-Abend auf grosses Interesse stossen und reges Echo (auch Gegenargumente sind willkommen und ernsthaft zu diskutieren auslösen würde. Soviel vorwe : es stehen mittlerweile fünf unterschiedliche mir bekannte BGE-Modelle zur Auswahl, die ich bezeichnet habe mit den Begriffen TAXO , ÖKO (FINGR) , Equilibro, Gradido und Pacemo (Gradido ist also auch ein Mitglied der BGE-Systeme-Familie). Alles Weitere gerne in einem persönlichen Gespräch und hoffentlich Coram Publico am Info-Abend - Okay?
    • w.klee@2wire.ch
      am 01.03.2020
      Der Gründer und Entwickler von Gradido, Herr Bernd Hückstädt, hat mich auf ein Problem mit dem von mir Link angegebenen Link zur Gradido Website hingewiesen und mir einen anderen Link mitgeteilt, der Richtige lautet: https://gradido.net.
      Bei Problemen empfehle ich, beide Links zu probieren - sorry ...
      Werner Klee, Kindhausen