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"Es ging zu Herzen, Herr Knechtle!"

Erstellt von Redaktion Volketswiler Nachrichten | |   Unsere Zeitung

Christian Knechtle, Präsident des Männerchors Volketswil, spricht im Interview über das neue Singspiel, die Rollen der Frauen im Chor und über die Zukunftsperspektiven der 180-jährigen Vereinigung.

Herr Knechtle, das letztjährige Singspiel unter dem Titel «Gilberte und wänn dä Chrieg dänn dure n’ isch» wurde für den Chor zu einem Grosserfolg. Was, glauben Sie, war der Grund dafür?

In diesem Singspiel steckten viele Emotionen, die ganze Geschichte um Gilberte de Courgenay, das Ende des entbehrungsreichen Ersten Weltkriegs, die Heimkehr der Soldaten zu ihren Familien, die Gilberte, die allein zurückbleibt und «am Fenster die Augen auswischt». Vor allem auch die weiblichen Besucher des Singspiels waren sehr berührt von der Geschichte und natürlich auch von den schönen Liedern. Eine Frau schickte mir ein E-Mail: «Es ging zu Herzen, Herr Knechtle!» Das ist doch schön und hat uns natürlich gefreut.

Dieses Jahr führen Sie das Singspiel «Gilberte, das Heimweh und die Jahre danach» auf. Planten Sie schon von Anfang an eine Fortsetzung?

Nein. Die Idee kam erst, als verschiedene Besucher uns sagten: «Die Geschichte mit Gilberte kann noch nicht fertig sein.» Und in der Tat, es ging ja weiter nach 1918. Wieso kommt es, dass Gilberte de Courgenay heute in einem Grab in Zürich liegt? In einem Ehrengrab, wohlverstanden. Gilberte de Courgenay war eine Zürcherin. Wie kam die Soldatenmutter aus dem Pruntruter Zipfel hierher? Aus dieser Frage entstand das neue Singspiel, das wir im November 2019 aufführen, eben «Gilberte, das Heimweh und die Jahre danach». In einem Singspiel wird viel gesungen.

Wie wählen Sie die Lieder aus?

Unsere Kultur ist voller wunderbarer Lieder. Sie besingen unsere schöne Heimat, erzählen von Liebe, von Liebesfreud und Liebesleid und auch von Heimweh. Die Lieder müssen dann natürlich auch in die Handlung des Singspiels eingepasst werden können. Wir singen Lieder in allen vier Landessprachen. Sie sind seit 180 Jahren ein Männerchor. Pläne, aus dem Männerchor einen gemischten Chor zu machen, gab es offenbar nie.

Was ist das Verhältnis des Männerchors Volketswil zu den Frauen?

Die Frauen sind für uns das Wichtigste und Liebste, was es überhaupt gibt. Was wären wir ohne die Frauen? Nichts. Frauen spielen für uns in verschiedener Hinsicht eine wichtige Rolle. Da wären erstens die zahlreichen Frauen zu nennen, die zu unserer «Fangemeinde» gehören. Auch bei unseren Passivmitgliedern sind die Frauen deutlich in der Überzahl. Bei unseren letzten Chorreisen, an die neuerdings jedermann und jede Frau mitkommen kann, waren sie als Gäste in der Mehrzahl. Die Frauen sind für den Männerchor Volketswil dermassen wichtig, dass das Singspiel im nächsten Jahr unter dem Motto «Ein Lob den Fraun» stehen wird. Unsere junge Dirigentin Jasmina Golnik ist zu erwähnen. Seit sie uns dirigiert, ist noch mehr Begeisterung und Dynamik in unserem Chorgesang zu spüren.

Letztes Jahr haben Sie für das Singspiel den ganzen Chor plus Dirigentin in die Uniform Ordonnanz 1898 der Schweizer Armee gesteckt. Wie sieht das dieses Jahr aus?

Es wird noch anforderungsreicher. Unser Singspiel dieses Jahr spielt in der Zwischenkriegszeit. Wie Sie wissen, führte die Katastrophe des Ersten Weltkriegs geradewegs innert kurzer Zeit in den Zweiten Weltkrieg. Die Schweizer Armee hat dann die Uniform aus dem Ersten Weltkrieg, die eher malerisch als zweckmässig war, bald abgelöst. Aber keine Sorge, auch dieses Armeematerial ist vorhanden, und wir werden in unserem kleinen Zeughaus bald eine neue Uniform (Ordonnanz 1926) anprobieren. Eine solche Uniformanprobe ist eine Zeremonie, die wir gern mit dem Genuss eines Gläschens Wein untermalen.

Mit 180 Jahren zählt Ihr Verein zu den ältesten Institutionen in Volketswil. Männerchöre haben zusehends Mühe, Nachwuchs zu finden. Wie lange wird es den Männerchor Volketswil noch geben?

Ich bin zuversichtlich, dass es nach wie vor Männer gibt, die die Kultur, die Kameradschaft und die Geselligkeit in so einem Chor schätzen und sich davon angezogen fühlen. Vor hundert Jahren sind die Männer oft schon im Alter von 17 Jahren in den Chor eingetreten. Diese Jungen sind nicht primär unsere Zielgruppe. Es sind die Männer über 55, Leute, die schon etwas gesetzt sind und dem Leben die beschauliche, gesellige und gemütliche Seite abgewinnen wollen.

Warum sollte man das Singspiel «Gilberte, das Heimweh und die Jahre danach» besuchen?

Die Besucher werden eine gute Unterhaltung bekommen, die auch wieder «zu Herzen» gehen wird. Sie können ein Essen geniessen aus besten örtlichen Produkten, das heisst: Fleisch, Brot, Kartoffeln, Wein, Schnaps, alles von Volketswiler Betrieben, sorgfältig ausgesucht. Die Tombola, ebenfalls vorwiegend aus regionalen Produkten, ist ein Gaumen- und Augenschmaus für sich.

Das Singspiel des Männerchors «Gilberte, das Heimweh und die Jahre danach» wird am 15., 16. und 17. November 2019 im grossen Saal des Gemeinschaftszentrums in der Au aufgeführt. Billette kann man beim Prima/Volg kaufen oder direkt online bestellen auf www.maennerchor-volketswil.ch.

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