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Erlebnisreicher Naturbummel zum Oetenbüel

Erstellt von Iglu Volketswil | |   Unsere Zeitung

Auf einem zweistündigen Bummel vom Bahnhof Schwerzenbach via Eichhof und Chrutzelried zum kommunalen Naturschutzgebiet Oetenbüel gab es für die 18 Teilnehmenden viel zu entdecken. Ernst M. Kistler, der den Spaziergang aus dem Jahresprogramm der Interessengemeinschaft für Lebensraum und Umwelt (IGLU) leitete, nutzte das prächtige Sommerwetter, um bei diversen Zwischenhalten Nichtalltägliches in Augenschein zu nehmen.

Dabei eröffnete er  unter anderem Einblicke in verschiedene Nistgewohnheiten und Kinderstuben heimischer Vogelarten und zeigte auf, inwiefern und wie deutlich sich natürliche Biotope von durchgestalteten Siedlungsräumen unterscheiden. Kistler illustrierte es unter anderem am Beispiel der Mönchs- beziehungsweise der Gartengrasmücke. Während Erstere beinahe in jedem dichteren Unterholz selbst zwischen Häusern anzutreffen sei, bekäme man die anspruchsvollere Gartengrasmücke nur in qualitativ guten und ruhig gelegenen Hecken und Feldgehölzen zu Gehör. Wo sie, wie auf diesem Spaziergang, gar noch von einem Neuntöter „attestiert“ werde, handle sich um einen hervorragenden Lebensraum mit Schutzstatus. In Räumen mit geringer Artenvielfalt, so Kistler, komme es vermehrt zu Massierungen bestimmter, von freien Nischen profitierender Arten, etwa Krähen, Elstern oder auch Tauben. „Was primär an dem von einer Wegwerfmentalität geprägten hohen Nahrungsangebot liegt, aber auch viel mit der ausgeprägten Ordnungsliebe der Schweizerinnen und Schweizer zu tun hat.“ Viele seien mit Gift hinter einem Schädling her, ohne zu überlegen, für wen dieser vielleicht überlebenswichtige Nahrung sein könnte. „Wir haben immer genau die Natur um uns herum, die wir zulassen!“, meinte Kistler und plädierte für eine ökologischere Sichtweise auf unser Wohnumfeld und ganz allgemein mehr Toleranz den Wildtieren gegenüber.

Bestaunen von Vogelnestern

So könnten schon kleine, unverschlossene Nischen oder etwa eine frei anfliegbare Mauerkrone zum Beispiel Mauerseglern oder einem Hausrotschwanz zum gerne angenommenen Nistplatz werden. Mit Verweis auf eine von Mehlschwalben umflogene sowie eine bereits von jungen Turmfalken besetzte Nisthilfe warb Kistler auch für gezielte Schutz- und Fördermassnahmen und die Unterstützung der Arbeit von Gemeinschaften wie der IGLU. Am Rande des Chrutzelriedes konnten die Teilnehmenden die imposanten Nestbauten von Saatkrähen und des Weissstorchs in Augenschein nehmen und erfahren, wie sorgfältig und kunstvoll das Nest des Teichrohrsängers erbaut wird. Eine kleine Ansammlung abstrebender Erlen deklarierte Kistler nicht nur als Zeichen für ein tolerantes Naturverständnis, sondern beschrieb sie – mit spürbarer Begeisterung – auch als Höhlenparadies für Star, Sumpfmeise, Bunt- und Grünspecht. Nach einer Zufallsbegegnung mit der Raupe eines Weidenbohrers am Ausgang des idyllischen Chrutzelriedes leitete Kistler mit einem erneuten Szenenwechsel zum Thema Vernetzung über und zeigte neben mehreren, von Mauereidechsen bewohnten Steinhaufen zahlreiche andere kleine Möglichkeiten für einen vielfältigen Übergang von einem offenen Gebiet in eine Bauzone.

Lebensnotwendige Vernetzung

Vor diesem Hintergrund lobte Kistler denn auch die naturnahe Umgebungsgestaltung bei einer Neubausiedlung im Maiachergebiet: „Einschalten statt Ausschalten sollte mit Blick auf eine zukunftsfähige Vernetzung vitaler Räume eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein!“ Besonders wertvoll sei es, wenn sich die Behörden im Rahmen von Baubewilligungen aktiv am Prozess der Biodiversitätsförderung beteiligen und zum Beispiel einen bestimmten Anteil einheimischer Pflanzenarten empfehlen oder noch besser vorschreiben würden. Am Südrand des Flugplatzes Dübendorf ging Kistler noch auf die am Oetenbüel 2003 gepflanzten Jubiläumsbäume ein und kam sowohl auf die Hintergründe der dortigen Unterschutzstellung als auch auf die im LEK Volketswil zu Papier gebrachten Überlegungen zur späteren Nutzung des grossflächigen Areals zu sprechen. Der Schutz des Oetenbüels gehe auf eine vor der Gründung der IGLU im Jahre 1983 erfolgte Inventarisierung von drei späteren Gründungsvätern der Gemeinschaft zurück. Der abwechslungsreiche Spaziergang am Dorfrand Volketswils machte den Teilnehmenden klar, warum Schweizer Naturschutzorganisationen wie BirdLife oder Pro Natura zur Zeit mit Initiativen für mehr Biodiversität und eine bessere Schonung der Landschaften ausserhalb der Bauzonen Druck machen. Kistler sagte es mit einem Appell an die aktuelle Politik klar und deutlich: „Auch bei uns klaffen enorme Lücken zwischen den Versprechungen der Politik und der realen Umsetzung, sprich Erreichung der deklarierten Ziele. Als Beispiel: Von 240 jährlich überwachten Arten im Kanton Zürich, ist bei jeder sechsten eine negative Entwicklung zu beklagen. Es ist eben nicht zielführend, zwar schöne Strategien auf dem Papier zu entwickeln, sie dann aber an der Finanzierung scheitern zu lassen.“ 

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