Anmelden | Registrieren

Eine ausgewogene Beziehung zwischen Jung und Alt

Erstellt von Andrea Hunold | |   Unsere Zeitung

Am Nachmittags-Treff für Ältere im Parkhotel Wallberg sprach Frau Dr. phil. Bettina Ugolini über ihre Erfahrungen rund ums Thema „Erwachsene Kinder – alte Eltern“. Als diplomierte Pflegefachfrau und Diplompsychologin ist Bettina Ugolini seit 17 Jahren Leiterin am Zentrum für Gerontologie der Uni Zürich, welche ältere Menschen und deren Angehörige psychologisch berät.

Die Erwartungen, Hoffnungen und Enttäuschungen auf beiden Seiten seien gross, erzählte sie, und zum Teil auch unrealistisch und unerreichbar. „Wir werden heute immer älter“, sagte sie, „es leben manchmal bis zu vier Generationen: Urgrosseltern, Grosseltern, Eltern und deren Kinder. Dadurch vermischen sich auch Krankheiten wie Demenz in den verschiedenen Generationen“. Sie habe schon erlebt, dass eine über 100-jährige ihre 80-jährige demenzkranke Tochter pflegt. Es sei aber nicht selbstverständlich, dass „Kinder“ welche selbst schon Eltern sind und schon vor langer Zeit ihr eigenes Leben aufgebaut haben, sich plötzlich rund um die Uhr um die pflegebedürftigen Eltern kümmern können und wollen. Vielmals brechen gerade in dieser Zeit alte Wunden auf, die Kinder fallen bei den Eltern wieder in ihre Kinderrolle zurück, alte Verhaltensmuster und Verletzungen aus früherer Zeit sind plötzlich wieder ganz präsent. „Wer schon in der Jugend ein schlechtes Verhältnis zu seinen Eltern hatte, wird dies auch später wieder ähnlich haben.“

Abgrenzung wo nötig

Es sollte nicht als selbstverständlich erachtet werden, dass die Kinder einen Teil ihres eigenes Leben aufgeben, um im Alter für die Eltern dazusein. Aus diesem Grund gibt es Alters- und Pflegeheime. Sicher sei es schön und für viele selbstverständlich ihren Eltern im Alter beizustehen, Dinge für sie zu erledigen und sie zeitweise zu betreuen. Alles andere übersteigt bei vielen aber die Grenze des Erträglichen. Nicht überraschend ist, dass Töchter mehr helfen als Söhne, überraschend ist aber, dass, wenn Söhne helfen, dies viel effizienter und schlussendlich besser gelingt. Nicht vergessen sollte man auch, dass Kinder keinen erzieherischen Auftrag an die Eltern haben. Also die gutgemeinten Ratschläge die Mutter solle in die Ferien fahren, aktiver sein oder in ein Heim gehen sind meist übergreifend und nicht erwünscht. 

Neues Verhältnis schaffen

Als Kind ist noch eine enge Verbundenheit mit den Eltern da. Als Jugendlicher fängt man an sich abzugrenzen. Im Erwachsenenalter wird dann die Unabhängigkeit ganz klar gezeigt. Im Alter sollte eine ausbalancierte Verbundenheit bestehen. Es darf nicht vergessen werden, dass zwischen Kindheit und Alter viele Jahrzehnte liegen, auch wenn die Rollenverteilung immer wieder ins alte Muster fällt. Das macht die ganze Beziehung Kinder – Eltern manchmal auch so kompliziert. Trotzdem sollte versucht werden, aus der Kinder – Eltern-Beziehung eine Beziehung auf Augenhöhe anzustreben.

Zurück
Die Kommentarfunktion steht nur registrierten und angemeldeten Nutzern zur Verfügung. Zum Login.

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!