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"Die Strasse ist gefährlicher geworden"

Erstellt von Toni Spitale | |   News

Zwei Familien aus Zimikon hoffen auf eine flächendeckende Einführung von Tempo 30 in ihrem Quartier. Bis Ende Jahr noch sammeln sie dafür Unterschriften.

An diesem ungewöhnlich warmen Novembertag spielt sich das Leben im Freien ab. So auch in Zimikon. Auf der Alten Greifenseestrasse mit dem ehemaligen Schulhaus, der Milchhütte und der Wiese mit den herzigen Schwarznasen-Schafen zirkeln Spaziergänger, Velofahrer und Automobilisten auf engstem Raum aneinander vorbei. Trottoire oder Fussgängerstreifen gibt es nicht. Auch die beiden Nachbarsfamilien Weller und Clavuot sind an diesem Nachmittag draussen vor ihren Wohnhäusern auf der Strasse – und sammeln Unterschriften. Mittels einer Petition möchten sie bewirken, dass der alte Dorfkern Zimikons und das Quartier In der Höh mit den Schulhäusern zu einer Tempo30-Zone werden. Es gehe ihnen darum, die Menschen – insbesondere die Kinder – besser zu schützen und den Lärm durch den Autoverkehr zu vermindern, begründet der Mitinitiant Matthias Weller das Begehren. Vor einem Jahr ist der zweifache Vater mit seiner Familie nach Zimikon gezogen. Sein Sohn besucht im Schulhaus in der Höh die erste Klasse. Wegen fehlenden Trottoirs müsse er entlang der Alten Greifenseestrasse und des Zimikerwegs auf der Strasse laufen und dreimal an ungesicherten Stellen die Seiten wechseln, erklärt der besorgte Vater. Als besonders gefährlich stuft Weller die Einmündung Alte Greifensee­strasse/Zelgliweg ein: «Diese Ecke ist sehr unübersichtlich und immer wieder kommt es dort zu gefährlichen Manövern zwischen Fussgängern und Autofahrern, weil einige Verkehrsteilnehmer ihr Tempo nicht der Situation anpassen». Aber auch vor und ums Schulhaus In der Höh sei es nicht viel besser. Auf einem späteren ­Spaziergang dorthin können die Initianten und der Autor beobachten, wie eine Autolenkerin das Trottoir überfährt, um ungebremst an den beidseits parkierten Fahrzeugen zu passieren.

Ziel bis Ende Jahr: Über 400 Unterschriften

Von solch brenzligen Situation kann Belinda Clavuot-Schmid ein Lied singen. Sie ist im Quartier aufgewachsen und wohnt heute mit ihrem Ehemann und den Kindern im Haus ihrer Eltern. «Es ist Zeit zu handeln», beschreibt die alteingesessene Zimikerin ihren Gefühlszustand. Ihre Kinder könne sie nicht mehr alleine auf die Strasse lassen, das sei viel zu gefährlich geworden. Mit ihrem Unmut ist sie bei der Gemeinde vorstellig geworden. Dort hat man ihr empfohlen, einen Antrag ans Tiefbauamt zu stellen. Letzten Endes haben sich die beiden Nachbarn Weller und Clavuot aber für eine Petition entschieden, um der Sache ein bisschen mehr Gewicht zu verleihen. Seit Mitte Oktober schon sind sie auf Sammeltour. Ihr Ziel: dem Gemeinderat bis Ende Jahr mindestens 400 Unterschriften zu überreichen. Über 300 haben sie bis dato zusammen. Allein während der ersten 24 Stunden hätten sie über 150 Unterschriften erhalten. «In der Nachbarschaft ist der Wunsch deutlich spürbar, dass die Leute eine Verkehrsberuhigung wollen», fügt Clavuot weiter an. Auch an diesem November-Samstag sind sie erfolgreich: Alle spontan angesprochenen Passanten unterbrechen ihren Spaziergang und unterzeichnen mit Wohlwollen die vorbereiteten Petitionsbögen. Sympathiebekundungen werden auch auf der Website der Initianten kundgetan. «Es fahren viele Leute viel zu schnell», findet ein Unterstützer aus Zürich und ein ehemaliger Pfadileiter schreibt: «Man kann an den meisten Stellen eh nicht verantwortungsbewusst 50 fahren – somit kann man das Tempo auch gleich offiziell senken.»

Keine reine Zimikon- Problematik

Weller glaubt, dass es sich bei ihrem Anliegen nicht nur um eine reine Zimikon-Problematik handle. Auch in anderen Gemeindeteilen gebe es Stimmen, welche die Einführung von Tempo 30 forderten. «Bekannte haben angefragt, weshalb wir dies nur für Zimikon machen würden. Wir wollten im eigenen Quartier anfangen und dort möglichst viel Unterstützung finden – vor allem durch direkte Kontakte in der grösseren Nachbarschaft. Etwas in der ganzen Gemeinde zu lancieren, ist uns eine Nummer zu gross.» Clavuot hofft, mit dieser Aktion einen Stein ins Rollen zu bringen. «Es wäre natürlich toll, wenn andere Quartier nachziehen würden.» Schleichweg unattraktiv machen Aber macht Tempo 30 das Quartier Zimikon auch tatsächlich sicherer? Belindas Ehemann Reto relativiert: Die meisten Anwohnerinnen und Anwohner würden schon heute die nötige Vorsicht walten lassen. Aber: «Es geht uns um die zehn Prozent, die dennoch schneller fahren.» Und zu jenen zählt er auch die Automobilisten, welche das Quartier trotz geltendem Fahrverbot für Motorfahrzeuge als Schleichweg zwischen Industrie- und Stationsstrasse missbrauchen. Beispiele von solchen «Abkürzern», welche damit die beiden Lichtsignalanlagen an der Industriestrasse umgehen, gibt es während des Augenscheins vor Ort zur Genüge. Tempo 30, da ist man sich unter den Nachbarn einig, würde den illegalen Durchgangsverkehr nicht verhindern, aber zumindest verringern.

Gemeinderat lanciert Pilotprojekt

Mit ihrem Vorstoss hoffen die In­itianten im Gemeindehaus auf offene Ohren zu stossen. Wie der Gemeinderat im März dieses Jahres verlauten liess, hätten die Begehren der Bevölkerung nach Tempo-30-Zonen in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen. Im Rahmen der Erarbeitung des Verkehrsrichtplans wolle man auch sogenannte Eignungsgebiete für Temporeduktionen definieren. Sollte dann der Souverän den Plan gutheissen, könnten erste Gebiete auf Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit geprüft werden, wie es im Bericht des Gemeinderates weiter heisst. Als Quasi-Pilotprojekt hat die Behörde kürzlich die Beruhigung der Dorfstrasse in Gutenswil «in Angriff» genommen. Damit wolle man Erfahrungen über die Wirkung einer verkehrsberuhigten Zone sammeln, insbesondere auch die Akzeptanz bei Anwohnern und Verkehrsteilnehmern testen.

Wer die Petition der Zimiker Familien Weller und Clavuot unterstützen möchte, kann dies auch online tun unter: www.openpetition.eu/ch/petition/online/tempo-30-in-den-wohnquartieren- von-zimikon

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