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"Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Clusterbildung"

Erstellt von Toni Spitale | |   News

Am dritten Volketswil Economic Forum das am Donnerstag im Kultur- und Sportzentrum über die Bühne ging, drehte sich alles um den Innovationsstandort Flugplatz Dübendorf und wie Volketswil davon profitieren könnte. Angesichts der Abwanderung des besten juristischen Steuerzahlers und der nach wie vor vielen Leerstände im Industriegebiet, erhöht der Gemeinderat nun seine Bestrebungen in Sachen Standortattraktivät und beantragt dem Souverän Ende Jahr einen Kredit für die Schaffung einer eigenen Stelle Standortförderung. Am Rande wurde weiter eine bessere Vernetzung der Firmen untereinander gewünscht.

 

Mehr als am ersten und zweiten VEF in den Jahren 2019 respektive 2020 lag an der jüngsten Auflage Spannung in der Luft. Und dies ganz im sprichtwörtlichen Sinn. Denn Hauptakteure an der wiederum gemeinsam vom Industrieverein, dem Gewerbeverein und der Gemeinde organisierten Abendveranstaltung waren Forscher, Entwickler und Firmen mit spannenden Projekten aus Luft- und Raumfahrt. Der Innovationspark Flugplatz Dübendorf war zu Gast und vermochte die rund 100 anwesenden Unternehmen, Politiker und Vertretern von Wirtschaftsverbänden mit Einblicken aus seinem Innenleben zu begeistern.

Unter anderem Christian Pfeiffer von der Universität Zürich, der mit seinem Team in der Halle 9 an agilen, autonomen Drohnen forscht. Videoaufnahmen von halsbrecherischen Testflügen liessen den Puls bei den Teilnehmenden sichtlich höher schlagen. Wie aus einem Sciene-Fiction-Film tönten stellenweise die Ausführungen von Professor Oliver Ullrich, Direktor des ebenfalls im Innovationspark beheimateten Space Hubs der Universität Zürich. Er sprach von Produkten, die man künftig im All herstellen kann, von Space Mining, von Weltall für die Gesundheitsforschung und von einer Branche, der ein siebenfaches Wachstum vorausgesagt wird.

Aufträge für das Lokalgewerbe

Im Gegensatz dazu wirkte die Präsentation des Innovationspark-Geschäftsführers René Kalt, der dieses «Öko-System» als grosse Chance für den Kanton Zürich und Volketswil anpries, direkt bodenständig. «Eine 70 Hektaren grosse Fläche für Testinfrastrukturen direkt an einem Flugplatz gibt es an keinem anderen Ort in Europa». Anhand einer Liste mit diversen Namen von bekannten Unternehmen vermochte Kalt darzulegen, dass das Interesse an Forschungsabteilungen, die in Zusammenarbeit mit den Hochschulen, Neues entwicklen möchten, gross ist. Die Befürchtung, der Innovationspark werde mit neuen Labors und Werkstätten zubetoniert, konnte Kalt in den Wind schlagen: «Wir bauen nur das, was wir wirklich brauchen.» Derzeit würden die bestehenden Gebäude wie ehemalige Hangars und Werkhallen noch ausreichen. Gerade bei der baulichen Entwicklung des Innovationsparks in ein neues Stadtquartier mit Naherholung und Kinderbetreuungsstätten, das einst rund 14›000 Beschäftigten ein Auskommen sichern soll, sieht Kalt ein Potenzial für Volketswil. Der Anrainer könnte das anbieten, was der Park nicht dürfe: zum Beispiel Gebäude und Hallen für die Produktion von neuen Innovationen. Kalt ortet auch Aufträge für das lokale Gewerbe, zum Beispiel als Lieferanten. Und er betonte: «Bei neuen Bauprojekten arbeiten wir heute schon mit lokalen Unternehmen zusammen.» Volketswil könne aber auch Wohnraum für Forscherinnen und Forscher schaffen, die im Innovationspark arbeiten und sich in der Umgebung niederlassen wollen.

Schwierige Vernetzung

Vor fünf Jahren hat sich an der Industriestrasse ein Unternehmen angesiedelt, das sich mitunter auf karbonverstärkte Teile für die Raumfahrt spezialisiert hat. CEO Dominik Scheurer zählte die Punkte auf, welche dazu führten, dass sich die Scheurer Swiss GmbH für den Standort Volketswil entscheiden hat: Die geografische Lage sei perfekt, die Anbindung an den Flughafen Kloten für ein international tätiges Unternehmen wie das Seinige optimal. Ein Handicap gebe es jedoch: «Es fällt uns schwer, uns in der Region mit anderen Firmen zu vernetzen. Uns fehlt uns eine Übersicht über die einzelnen Firmen-Profile.»

Standortförderer Pinto

Der Gemeindepräsident Jean-Philippe Pinto räumte ein, dass der Gemeinderat in einem ganz ähnlichen Dilemma stecke. «Wir wissen bis heute noch nicht, wo die Stärken und wo die Schwächen unserer Gemeinde sind.» Dies sei vor allem wichtig zu wissen, wenn es um die wirtschaftliche Ausrichtung gehe. Welche Branchen solle man nach Volketswil locken, welche eher nicht. Demzufolge will der Gemeinderat eine Analyse zum Wirtschaftsstandort durchführen. Nachdem er die Standortförderungen von Bülach und Schlieren geprüft habe, sei für den Gemeinderat klar, dass der Schlüssel zum Erfolg in der «Clusterbildung» liege. Pinto erwähnte fünf Branchen, die heute schon in Volketswil tätig sind und die sich allenfalls für eine Clusterbildung eignen würden: Recycling, Lebensmitteltechnologie, Shopping, Media und Aerospace. «Wir müssen nicht per se einen neuen Cluster erfinden, sondern die bestehenden einfach besser vermarkten.» Pinto äusserte einmal mehr die Befürchtung, dass Volketswil zwischen den beiden Wirtschaftsstandorten Dübendorf und Uster an Bedeutung zu verlieren drohe. Die Mission sei unmissverständlich: «Wir müssen als Volketswil auf der Landkarte bleiben.» Angesichts der aktuellen Herausforderungen wie den Leerständen von Gewerberäumlichkeiten und dem Rückgang der Steuereinnahmen bei den juristischen Personen, dies bedingt durch den Wegzug des bislang besten Steuerzahlers im nächsten Jahr, will der Gemeinderat die Standortförderung intensivieren. In einem nächsten Schritt wird den Stimmberechtigten an der Dezember-Gemeindeversammlung ein Kredit in der Höhe von 250 000 Franken zur Schaffung einer entsprechenden Stelle vorlegt. 

Cluster-Idee weiterverfolgen

Angesichts der geballten Ladung an spannenden Referaten blieb für eine allgemeine Podiumsdiskussion nicht mehr viel Zeit übrig. Auch der Komiker Claudio Zuccolini, der als Moderator durch den Abend führte, musste seine Showeinlage etwas straffen. In einem Schlusswort zog Stephan Ulrich, Mitorganisator und Präsident des Gewerbevereins ein positives Fazit: «Die Clusterbildung ist für einen Wirtschaftsraum wie Volketswil sicher sehr wichtig. Diese Idee soll im Rahmen der Standortförderung auf alle Fälle weiterentwickelt werden.» Co-Gastgeberein Nicole Steiger, Präsidentin des Industrievereins, ergänzte: «Es ist ganz wichtig, dass sich die verschiedenen Akteure untereinander vernetzen und dies auch weiterhin pflegen.»

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