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Der Samichlaus

Erstellt von Urs Weisskopf | |   Unsere Zeitung

Weil der Volketswiler Samichlaus die Kinder liebt, hat er beschlossen, weder Besuche zu machen noch das Waldhäuschen zu öffnen. Zu wichtig ist ihm die Gesundheit aller.

Was macht der Samichlaus in diesem Jahr, wenn keine Besuche stattfinden?

Selbstverständlich kümmere ich mich gemeinsam mit dem Schmutzli um unsere Eseli. Das Waldhüsli müssen wir auch in Schuss halten und der erste Schnee, der gerade zur richtigen Zeit gefallen ist, macht uns auch noch ein ­wenig Arbeit. Und nicht zuletzt erholt sich der Samichlaus von seiner langen Pilgerreise, die er im Sommer Richtung Santiago de Compostela in Angriff genommen hat.

Erinnern wir uns zurück an «Normalzeiten»: Warum besucht der Samichlaus überhaupt Kinder und Familien?

Dies ist eine lange Geschichte. Vor sehr, sehr langer Zeit lebte ein junger Knabe namens Nikolaus in der Stadt Myra. Er stammte aus gutem Haus und ihm fehlte es an nichts. Genügend zu essen, Kleider und auch Spielsachen hatte er genug. Und trotzdem war er nicht ganz glücklich. Da kam er auf die Idee, einmal im Jahr Kinder, denen es nicht so gut ging wie ihm, zu beschenken. Er wurde als alter Mann Sankt Nikolaus genannt. Der Brauch des Schenkens hat sich über all die Jahre bis ins heutige Zeitalter erhalten und wird vom Samichlaus immer noch weiter­geführt.

Wie begegnen dir die Kinder heute? Wie war es früher?

Die Kinder heute begegnen mir immer mit Anstand und Respekt. Das freut mich natürlich sehr. Früher war dies nicht immer der Fall. Aber ich habe ja immer meinen Schmutzli dabei. Und er sorgt auch bei übermütigen Kindern für Ruhe und Ordnung.

Heisst es dann immer noch «… und dann steckt der Schmutzli dich in den Sack»?

Nein, der Samichlaus droht nicht. Er ist verständnisvoll und gütig. Wir haben noch nie ein Kind in den Sack gesteckt. Den Sack hat der Schmutzli nur, um die Äpfel, Birnen, Nüsse und Mandarinen zu tragen, die wir den Kindern mitbringen.

Was sind denn die grössten Sünden?

Der Samichlaus spricht nicht gerne von «Sünden». Kinder machen vieles gut, aber auch einiges noch nicht so gut. Aber hier von Sünden zu sprechen, wäre falsch. Viele haben noch Mühe mit dem Zimmeraufräumen. Zähneputzen klappt auch noch nicht bei allen so gut. Und bei einigen Schülern ist das Erledigen von den Hausaufgaben auch häufig ein Thema.

Verstehen die Kinder überhaupt den Unterschied zwischen dem Weihnachtsmann, Samichlaus und Schmutzli?

Unsere heutige Kundschaft ist mit den Gegebenheiten in der Adventszeit recht gut vertraut. Sie wissen genau, wer ihnen Nüsse und Mandarinen bringt und wer an Weihnachten für die Geschenke zuständig ist. Den Schmutzli, der Gehilfe vom Samichlaus, den kennen alle Kinder nur zu gut. Auch wenn er nicht allen Kindern auf Anhieb sympathisch ist.

Können auch Erwachsene vom Samichlaus etwas lernen?

Diese Frage bringt mich ein wenig ins Schmunzeln. Weisst du, der Schmutzli und ich sprechen fast nur mit den Kindern. Gemeint sind aber auch hin und wieder die Eltern (mit einem Augenzwinkern). Als Samichlaus habe ich für kleine Probleme oft auch einen guten Rat für die ­Eltern.

Wieso habt ihr Esel und keine Rentiere?

Esel fühlen sich bei uns im Sommer und im Winter sehr wohl und können mit den Temperaturen das ganze Jahr gut umgehen. Das ist bei den Rentieren nicht ganz so einfach. Im Sommer wäre es ihnen hier zu warm.

Sind dir, Samichlaus, schon peinliche Fehler passiert?

Es ist schon passiert, dass ich einem Kind den falschen Namen gesagt habe. Ich bin auch schon mal ein ­wenig zu spät gekommen. Aber das alles kann passieren, wenn so viel Arbeit ansteht.

Eselchen, Glöcklein, ein Buch mit ­guten Taten. Hat der Samichlaus in ­einer durchtechnisierten Welt noch ­einen Platz?

Da werden gerade mindestens zwei Welten vermischt. Die eine Welt, hoch technisiert, digitalisiert, organisiert und hektisch. Das ist die Welt der Erwachsenen. Die andere Welt, mit Glöckchen, Esel und dem Buch der guten und weniger guten Taten, das ist die Welt der Kinder. Und genau für diese betreiben wir diesen kulturellen und nostalgischen Aufwand. Denn die Kinder sind unsere Kunden. Und wir hoffen, damit ­einen Beitrag an eine für sie unvergessliche, aber herzliche Kindheit zu leisten. Es gibt nichts Schöneres, als in glänzende Kinderaugen zu schauen.

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