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Der Herbst ist da

Erstellt von Judith Schiele, katholische Pfarrei Volketswil | |   Unsere Zeitung

Nun ist er endgültig vorbei, der Sommer mit seiner Hitze, seinen unendlich langen Tagen, seinem übersprudelndem Leben und seiner Leichtigkeit. Mit dem Oktober hält der Herbst Einzug. Die Tage werden kürzer und kälter, langsam fallen die bunten Blätter zu Boden. Und eines Morgens ist er da, der Nebel. Sein Schleier legt sich über sanft über Wiesen, Strassen und Häuser, alles verschwimmt im Grau. Zeit zerrinnt und plötzlich scheint alles vergänglich zu sein.

Bei vielen Menschen breitet sich eine seltsam beklemmende Stimmung aus. Schon seit der Antike ist der Herbst ein Symbol für unsere verrinnende Lebenszeit. Der römische Philosoph Cicero drückt dies so aus: "Kaum hat man zu leben begonnen, da muss man schon sterben". Herbstzeit, das ist die Zeit des Verfalls, des Sterbens. Nicht um sonst feiern wir in der katholischen Kirche Ende Oktober, Anfang November Allerseelen und Allerheiligen. Ist der Herbst wirklich so trostlos? Ich denke, nein. Viele, mich eingeschlossen, sehen eher die hoffnungslose, triste Seite dieser Jahreszeit, dabei steckt im Herbst einiges mehr. Stichwort: Goldener Herbst In der wärmenden Oktobersonne erstrahlt die Welt in einer unglaublichen Farbenpracht. Das germanische Wort «harbista» bedeutet so viel wie Ernte. Herbstzeit, das ist Erntezeit. Mir kommen direkt Kürbisse, Maroni und Trauben in den Sinn. Die letzten Früchte machen den Herbst zu einer Zeit der Fülle, eine Zeit der Lebensfreude und Dankbarkeit. Ausdruck findet diese Dankbarkeit über die Fülle der Schöpfung im Erntedankfest. Dank für das, was wir in den vergangenen Monaten geschenkt bekommen haben. Fülle und Vergänglichkeit, beides gehört zum Herbst. Keine andere Jahreszeit trägt so viel Ambivalenz in sich. Pia Biehl hat es in ihrem Gedicht: «Herbst »so ausgedrückt: Noch einmal aus der Fülle schöpfen; Die Schönheit der Schöpfung atmen; Die Wärme der Sonne aufnehmen, die Farben genießen; Kosten vom großen Geschenk der Schöpfung Gottes; Dann kann ich den Nebel zulassen; Den Dunkelheiten trauen vertrauend darauf dass SEIN Licht sich wieder Bahn brechen wird. Gerade deshalb ist für mich diese Jahreszeit der ideale Zeitpunkt um innezuhalten und die vergangenen Monate Revue passieren zu lassen. Dankbar sein für das Gute, sich mit dem Schlechten aussöhnen, Altes, Überholtes und Unnötiges loslassen, Abstand nehmen vom Trubel der Zeit und sein Leben neu «erden». Alles im Vertrauen darauf, dass Gott bei uns ist in Fülle und Vergänglichkeit.

Judith Schiele, katholische Pfarrei Volketswil

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Kommentare (1)

  • chrigel.knechtle@gmail.com
    am 23.10.2019
    sehe ich genau so, Frau Schiele. Jede Jahreszeit ist für mich immer wieder von neuem faszinierend, ohne Tod kein Leben, ohne Leben kein Tod. Grad der Herbst, wie ist er nicht wunderbar, aber eben wie alle Jahreszeiten wunderbar sind. Ich könnte da zur Erbauung und Untermalung die "Vier Jahreszeiten" Antonio Vivaldis wärmsten Herzens empfehlen.