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Der Advent ist eindeutig angekommen

Erstellt von Arthur Phildius | |   Unsere Zeitung

«Weihnächtliche Musik und offenes Singen in der reformierten Kirche Volketswil»: Für einmal am Samstag, 21. Dezember, lockte dieser stimmungsvolle Anlass fast so viele Leute herbei wie sonst an einem Sonntag kurz vor Heiligabend.

Exakt 17 Uhr nach dem Einläuten: So pünktlich startete das Oboenquartett, das längst fix zu diesem Anlass gehört: «Unser Instrumentalquartett ist schon ein paar Jahre hier», so Matthias Arter. Es stimmte einen gefühlvollen Auftakt an. Arter führte mit seiner Oboe die – oft etwas schwebende – Melodie. Die anderen trugen sie harmonisch mit.

So etwas gibts nur einmal

Es sind Kateryna Tomikhina (Violine), Regula Obrecht-Arter (Cello) und – sehr exklusiv – Ana Lomsaridze Arter mit ihrem Englischhorn. Es ist so gerade das verwandte Fagott. «Diese Zusammensetzung ist einzigartig. Das gibt es sonst nirgends, das kann ich Ihnen versichern.» Darum, so Matthias Arter weiter, müssten sie alles stets speziell arrangieren. Die vier traten nach etwa zwei Dritteln der Zeit exklusiv auf. Sie boten ein Oboenquartett in F-Dur von Justus Johann Friedrich Dotzauer (1783–1860) dar. Das Allegro lief verspielt daher, stieg einige «Treppchen» hoch und folgte allerlei Oberläufen. Die Violine antwortete oft auf die Oboe; dazwischen machte sieh die angenehme Tiefe des Englischhorns bemerkbar. Das Andantino kam melancholischer daher. Vorsicht paarte sich mit Mut zum Hochklettern. Das Englischhorn führte eine Passage an, in der Oboe schwieg und die Violine antwortete.

Keine Angst mehr voreinander

Dazwischen erzählte Gina Schibler eine Weihnachtsgeschichte aus ihrer Feder. Geschickt «malte» die Pfarrerin das Sittenbild eines Minikönigreichs bei Bethlehem vor 2000 Jahren: Da verlangte ein gieriger König seinem einzigen Bauern alles ab, der Bauer wiederum seinem Knecht und dieser seinem zugelaufenen Hund. Je nach Druck von oben und Laune. Als sie die Kunde vom neugeborenen Jesus erreicht hatte, eilten alle vier separat zum Stall und knieten vor dem Kind nieder. Maria forderte sie auf, das Baby anzureden. «Da taten sich ihre Herzen auf. Sie erkannten: Alle hatten voreinander Angst.» Darüber sprachen sie auf dem gemeinsamen Rückweg. Sie kamen zum Schluss: «Die Welt ist nicht dafür eingerichtet, voreinander Angst zu haben.» Also änderten sie ihr Leben dank der von Jesus vermittelten Kraft, Angst zu überwinden. An uns heutigen Menschen, schloss Schibler, sei es, diese Erkenntnisse auf unsere Leben zu übertragen, egal, in welcher Rolle: «Wir alle haben unsere Würde, können einander von unseren Ängsten erzählen und frei werden.»

Anspruchsvolles Chorwerk

Nicht ganz angstfrei begegnete der Seniorenchor unter Dorothee Arters Leitung dem anspruchsvollen Chorwerk «Weihnachts-Anthem» von Henry Purcell: «Er war der Hitlieferant vor Georg Friedrich Händel», erklärte Oboist Arter und grinste mit Blick auf einige Klippen: «Ich wünsche uns viel Glück.» Da schmunzelte das Publikum. Doch nach einem festlich-fröhlichen Intro der Instrumentalisten setzte der Chor ein und meisterte alles, auch viele Triller. Die fünf Bass- und zwei Tenorstimmen (davon eine Frau) eröffneten und sangen sicher. Doch dem damals 25-köpfigen Chor (bei 30 Mitgliedern) täten ein paar Männer mehr gut. Vielleicht hilft Präsident Martin Selingers Mitgliederwerbung am Schluss: «Senior ist man nicht erst ab Achtzig.» Auch jüngere Leute könnten mitsingen. Nach einem Zwischenspiel leitete ein kräftiger Klavierakkord von Joachim Schmid, sonst oben an der Orgel in Aktion, zum kräftigen «Halleluja» des Chors über. Der Klang überzeugte, etwas öftere Blicke ins Publikum schüfen indes mehr Kontakt.

Viel Bekanntes für Grosschor

Ein Grossteil der Zeit gehörte wie gewohnt dem Mitsingen. Vom 410-jährigen «Es ist ein Ros’ entsprungen» bis zum über Weihnachten hinaus weisenden «Nachdem dein Stern in Bethlehem erschienen» des früheren Greifenseer Pfarrers Georg Schmid reichte das zeitliche Spektrum. Von «Was isch das für e Nacht» aus der «Zäller Wiehnacht» bis zum Klassiker «Stille Nacht» spannte es sich auch. Da alle gut mitgewirkt hatten und mit ihrem warmen Applaus bis zuletzt warten konnten, gabs noch einen oben drauf: ein auswendig gesungenes «Feliz Navidad» – mit beschwingtem Joachim Schmid am Piano.

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