Erstmals luden die IVV Co-Präsidenten Roman Geu und Patrick Kocher sowie der GVV-Präsidentin Stephan Ulrich ihre Mitglieder ins neue Restaurant «La Vita» im Untergeschoss des VitaFutura-Neubaus ein. Als Gäste und Referenten des Abends waren auch der neue Standortförderer Marcel Muri sowie eine Dreierdelegation von Energie 360 - ehemals Erdgas Zürich - anwesend. Sie hatten an diesem tristen Novemberabend Grosses anzukündigen. «Wir werden in Volketswil in den nächsten Jahren 100 bis 120 Millionen Franken in ein neues Fernwärmenetz investieren», liess der Gemeindeentwickler Stefan Strasser die Katze aus dem Sack. Dies ganz im Sinne der Firmenstrategie, deren Ziel es sei, 30 Prozent des Gasabsatzes bis 2025 durch erneuerbare Energien zu ersetzen.
Eine grosse Badewanne
Das Projekt sieht vor, das Industrie- und angrenzende Wohngebiete mit Energie zu versorgen, die sich mehrheitlich aus Abwärme und Umweltwärme zusammensetzt. Einerseits will Energie 360 dafür Bodenwärme nutzen, andererseits will sie aber auch den Greifensee - laut Strasser «eine grosse Badewanne» - anzapfen. Die entsprechenden Vorabklärungen bei den involvierten Amtsstellen seien getroffen worden und auch bewilligungstechnisch sollte der letzteren Option nichts mehr im Wege stehen, zeigte sich der Gemeindeentwickler optimistisch. Das grösste Potential ortet der Energieanbieter aber bei einem lokalen Betrieb, der ein hohes Mass an Abwärme erzeugt. Wenn sich Energie 360 diese Quelle erfolgreich zu nutzen machen könnte, könnte der Einbezug von weiteren Energieträgern wie Holz erheblich reduziert werden. Im ersten Quartal 2024 sollte definitiv feststehen, welche Energiequellen für das Fernwärmenetzt zur Verfügung stehen, dann werden die Baugesuche eingereicht. Energie 360 rechnet mit dem Baustart Anfang 2025. Die Energiezentrale soll im Bereich der ehemaligen JOWA-Bäckerei, heute FFB, entstehen. Paralell dazu wird das Leitungsnetz im südlichen Teil der Gemeinde Volketswil aufgebaut. Erste Energielieferungen an Firmen und Privathaushalte sollten gemäss Zeitplan ab 2026 möglich sein. Wie weiter zu erfahren war, sitzt auch die Gemeinde Volketswil bei diesem Projekt mit im Boot. Strasser sprach in seinen Ausführungen von einer Versorgungssicherheit von 50 Jahren. Gesamtprojektleiter Stefan Ellenbroek betonte, dass es dem Energieanbieter wichtig sei, die Bedürfnisse der Firmen abzuholen, um eine optimale Lösung zu schaffen. Wie er durchblicken liess, bestehe auch beim Tarifmodell Handlungsspielraum. Dies könne man gemeindeabhängig anpassen. «Wir freuen uns auf die Energiezukunft in Volketswil - gemeinsam mit ihnen».
50 Arbeitsplätze mehr pro Jahr
Er sei immer noch der Findungsphase, erklärte Marcel Muri, der seit diesem Sommer das Mandat für die Standortförderung inne hat. Seine Rolle sei die eines Vermittlers zwischen der Gemeinde und dem Gewerbe. «Ich suche den Dialog». Dennoch konnte er den anwesenden Gewerbe- und Industrievertreten eine erste Auslegeordnung präsentieren, die da und dort mit einem überraschenden Stirnrunzeln aufgenommen wurde. Der Anteil an Gewerbe und Industrie in Volketswil beträgt gerade mal 30 Prozent, während die restlichen 70 Prozent auf Betriebe aus dem Dienstleistungssektor entfallen. Die bisherigen Stärken liegen in den Branchen Gebäudeunterhalt, IT, Verwaltung, Ingenieurbüros und Rundfunk. Jährlich gibt es einen Zuwachs von rund 50 Arbeitsplätzen. «Ohne gross etwas dafür tun zu müssen», so Muri. Die Gemeinde verfügt derzeit über Reserven für 1200 bis 2700 Arbeitsplätze. Die Nachfrage nach Büro- und Gewerberäumlichkeiten bezifferte Muri mit jährlich 4100 Quadratmetern. «Das Ziel muss sein, qualitaitv zu wachsen», betonte der Standortförderer, der selber in der Gemeinde wohnhaft ist. Die Voraussetzungen dafür erachtete er als intakt: «Das ist ein Ort wo es stimmt.»
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